Kultur

Virtuoser Klangrausch im Kaufmann-Saal

14.10.2024 • 17:44 Uhr
Alpenarte 2024
Dueñas und Malofeev bilden ein effektvolles Duo.Winkler

Festival :alpenarte in Schwarzenberg glänz mit internationalen Nachwuchskünstlern.

An diesem Wochenende übertrafen sich die Veranstalter in Hohenems (Chor- und Orgeltage), Götzis (Concerto Stella Matutina) und Schwarzenberg (:alpenarte) gegenseitig mit hochkarätigen und spannenden Projekten. Die Qual der Wahl wurde zugunsten der :alpenarte im schönen Angelika-Kaufmann-Saal entschieden, wo Matthias Honeck im zweiten Jahr seiner Intendanz Klassik und Jazz, Schulbesuche und Workshops, Kunstausstellung und Kulinarik verbindet, junge Ensembles im Foyer auftreten und sich ein bunt gemischtes Publikum begeistern lässt.

Am Samstagabend waren die spanische Geigerin María Dueñas und der russische Pianist Alexander Malofeev mit einem facettenreichen Programm zu Gast: Dies am Vorabend der großen Opus-Klassik-Gala in Berlin, wo sie für ihr Beethoven-Album (gemeinsam mit Dirigent Manfred Honeck am Pult der Wiener Symphoniker und Matthias Honeck im Orchester) als Nachwuchskünstlerin des Jahres ausgezeichnet wird und wo sie am Montag, wieder mit Alexander Malofeev, im Pierre-Boulez-Saal konzertiert.

Alpenarte 2024
Alexander Malofeev, María Dueñas und Matthias Honeck. Winkler

Russische und ukrainische Wurzeln

Als „Nachwuchskünstlerin“ hat die 22-jährige grazile Geigerin María Dueñas schon ein halbes Leben als Geigerin verbracht: Studien in Spanien, Dresden und Wien beim „Meistermacher“ Boris Kuschnir, ein Exklusivvertrag bei der Deutschen Grammophon oder eigene Kadenzen im Beethoven-Konzert sind nur wenige Punkte, die ihre Individualität und Selbstständigkeit als Künstlerin hervorheben. Im Konzert erlebt man mit ihrem Temperament, ihrer unbedingten Hingabe und der Sinnlichkeit ihres Tons, dass Geigespielen eine ganzheitliche Angelegenheit ist. Auch der 22-jährige weißblonde Pianist Alexander Malofeev ist ein ebenso junger wie außergewöhnlicher und hochsensibler Künstler.

In Moskau ausgebildet, mit russischen und ukrainischen Wurzeln, lebt der junge Virtuose wegen des Krieges derzeit in Berlin im Exil, man kann sich vorstellen, wie zerrissen er innerlich sein muss und (hoffentlich) aus der Musik Kraft gewinnt. Für dieses Konzert in Schwarzenberg und die folgenden Konzerte in Berlin und der New Yorker Carnegie Hall haben sich die beiden jungen Menschen erstmals zusammengetan, und die „Chemie“ zwischen ihnen scheint zu stimmen: Man hört es in der mächtig aufbrausenden Intensität von Karol Szymanowskis spätromantischer Violinsonate, dem gemeinsamen Atem und den kontrastreichen Emotionen im ersten Satz, dem schillernden Klangfarbenreichtum des Mittelsatzes oder der Raserei des Finales.

Effektvolles Duo

Als Auftragswerk von :alpenarte und der Deutschen Grammophon hat die spanische Komponistin Gabriela Ortiz ein effektvolles Duo geschaffen, das träumerisch und obertonreich in der Geige anhebt, sich in beiden Instrumenten leidenschaftlich aufschwingt und in einen rhythmisch vertrackten Tanz mündet. „De cuerda y madera“ („Von Holz und Saiten“) ist sehr geigerisch – María Dueñas hat bereits ein ihr gewidmetes Violinkonzert von Gabriela Ortiz uraufgeführt – und musikantisch farbenreich und kam beim Schwarzenberger Publikum sehr gut an.

Alpenarte 2024
Die 22-jährige Spanierin María Dueñas in Schwarzenberg.Winkler

Große Bögen voller Wärme

Glühende Romantik mit ausdrucksvollem Ton und rauschhaftem Zusammenspiel bestimmte nach der Pause die Interpretation von César Francks berühmter A-Dur-Violinsonate: Die Geigerin ließ sie aus der Stille herauswachsen, gemeinsam mit Alexander Malofeev entstanden große Bögen voller Wärme und expressiver Kraft, rezitativischen Abschnitten und einem sensiblen Frage-Antwort-Spiel. Gleich drei Zugaben schenkten die beiden ihrem begeisterten Publikum: ein schwärmerisches Kreisler-Stück, einen feurigen ungarischen Tanz von Brahms und mit „Jo soy María“ aus Piazzollas Tango-Oper „María de Buenos Aires“ ein klingendes Selbstportrait mit Ohrwurmqualitäten.

Katharina von Glasenapp