Kritik.Üben: Symposium über Bau, Macht und Meinung

Das Symposium „Kritik.Üben“ tagt am Mittwoch in Feldkirch. Es widmet sich der Frage, wie Kritik an Bauprojekten gelingen kann.
Architektur ist eine Kunst des Möglichen. Was das ist, bestimmt nicht einfach die Schwerkraft, sondern gesellschaftliche Interessen. Dass diese alles andere als einheitlich sind, weiß Mario Lins. Er ist Architekt und moderiert am Mittwoch in Feldkirch gemeinsam mit Thomas Matt die Tagung „Kritik.Üben“. Ausgehend von der Frage, „Warum tun wir uns mit Kritik so schwer und wie kann sie gelingen?“, lädt das Symposium in die Räumlichkeiten der Arbeiterkammer nach Feldkirch. Mit einem Auge auf Gehalt und Verständnis für Kritik an Bauprojekten richtet es sich an fachfremde und -nahe Personen, bei freiem Eintritt.

Keine Genies ohne Widerspruch
Es sei auffällig, dass in den letzten Jahren immer mehr Bauprojekte von verschiedensten Seiten kritisiert werden, merkt Lins an. Beispielhaft dafür stehen der Stadttunnel Feldkirch oder die Seestadt in Bregenz. Diese Diskussionen können die Umsetzung beeinflussen, wenn nicht sogar bremsen. Daher regte sich im Architekten die Idee, den Grundsätzen der Kritik eine Veranstaltung zu widmen.
Für ihn steht fest, dass die Zeit von Genies, wie Frank Lloyd Wright oder Le Corbusier, die kaum Widerspruch zuließen, längst vorbei ist. Daher sieht Lins den Umstand, dass wichtige Angaben über einen Bau oft erst in Folge von lauter Skepsis öffentlich zugänglich werden, problematisch. Vielmehr müsse die Möglichkeit für Kritik schon in der Projektplanung beachtet werden: „Der erste Schritt sollte sein, dass alle gut informiert sind.“ Außerdem merkt er an, dass Unbehagen an Projekten sehr emotional sein kann und nur selten mit Lösungsvorschlägen einhergeht. Um den Konflikt zwischen komplexen Bauverfahren und demokratischem Interesse gerecht zu werden, sieht er eine Kultur der Kritik gefragt, der das Symposium gewidmet ist. Gleichzeitig wirft es einen Blick auf die Interessen von Politik und Wirtschaft, ohne die der Konflikt nicht verstanden werden kann.
Emotionen und Kritik
Die Tagung beginnt um 14.30 Uhr mit Referaten der Experten Isabella Marboe (freie Architektur-Journalistin), den Architekten Lukas Gruntz (Plattform „Architektur Basel“) und Daniel Walser (Fachhochschule Graubünden). Zusätzlich wird Verena Konrad (Vorarlberger Architektur Institut) am darauf folgenden Austausch teilnehmen. Dieser erste Teil richtet sich an ein Fachpublikum, wobei er allen Interessieren offen steht. Speziell der Blick aus der Schweiz dürfte vielversprechend sein. Denn dort hat die Kritik, durch die Tradition der Volksabstimmung, einen sehr hohen Stellenwert.
Um 18 Uhr beginnt der allgemeine Teil mit einer Diskussion, an der von Seiten der Architektur Marboe, Walser und Grunzt teilnehmen werden. Mit dem Psychiater Reinhard Haller konnte ein Referent gewonnen werden, der die Emotionalität der Kritik beleuchten wird. Naturschutzanwältin Katharina Lins und Landesvolksanwalt Klaus Feurstein hingegen vertreten Institutionen, die Missstände aufzeigen und selbst Kritik ausgesetzt sind.
Kritik.Üben
Architektur-Symposium
13. November
14.30 bis 17 Uhr
18 bis 20 Uhr
Arbeiterkammer Vorarlberg
Widnau 4, 6800 Feldkirch