Slapstick-Raketen mit menschlichem Tiefgang
Die Komödie „Sonny Boys“ feierte Premiere am Kosmos Theter Bregenz. Ein liebevolles Stück über hasserfüllte Greise.
33 Jahre lang haben sich Willy Clark und Al Lewis mit den immer gleichen Gags in den Komödienhimmel gespielt. Spinnefeind und entzweit, erhalten sie elf Jahre später die Gelegenheit, für viel Geld ein letztes Mal vor die Kamera zu treten. Davon handelt “Sonny Boys”. Die vor mehr als 50 Jahren vom US-Amerikaner Neil Simon entworfene Geschichte ist ein Klassiker, dessen Adaption am Donnerstag im Bregenzer Theater Kosmos Premiere feierte.
Der Pension entgegenlachen
“Die Auswahl des Stücks hat natürlich damit zu tun, dass Hubert und ich etwas in die Jahre gekommen sind. Wir sind Mitte 60 und haben als Künstler ein langes Bühnenleben hinter uns”, gesteht Augustin Jagg. Der gelassene 64-Jährige leitet gemeinsam mit Hubert Dragaschnig (65) das Theater Kosmos, dem sie schon fast so lange vorstehen, wie die zerstrittenen Tattergreise ein Duo waren. Jetzt, wo ihre angedachte Pensionierung immer näher rückt, präsentieren sie die vermutlich witzigste Aufführung der Saison.
Vergesslicher Profi
Dragaschnig selbst schlüpft in die Rolle von Willy Clark. Verbittert und alleinstehend, lebt er in einem schäbigen New Yorker Hotel. Einzig sein Neffe Ben Silverman besucht ihn jeden Mittwoch. Er ist sein letzter lebender Verwandter und verzweifelter Agent. Laufend vermittelt der Neffe seinem Onkel Auftritte in Werbespots, doch Clark kann sich weder Text noch Marken merken. Als er erfährt, dass sein Onkel für eine letzte Show mit Lewis auftreten soll, scheint sich das Blatt zu wenden.
Verletzlicher Sturkopf
Anwar Kashlan spielt den Neffen mit Eigensinn und Treue. Bernd Sračnik dagegen hat die paradoxe Aura einer edlen Slapstick-Rakete, wenn er als Al Lewis die Bühne betritt. Hausherr Dragaschnig überzeugt als verletzlicher Sturkopf, der über sich hinaus wächst.
Gemeistert
“Sonny Boys” wirft ein farbiges Licht auf die menschliche Seele und zeugt vom Können der Schauspieler. Denn die Komödie zählt zu den schwierigsten Formaten. Denn abseits von Fragen des Geschmacks funktioniert sie nur, wenn das Timing passt.