„Auf der Straße“ in Liechtenstein

Das Kunstmuseum Liechtenstein rückt im kommenden Jahr seine Sammlung in den Mittelpunkt.
Kommendes Jahr feiert das Kunstmuseum Liechtenstein sein 25. Bestehen. Wie familiär und geglückt die bisherigen Jahre waren, signalisiert die am 28. Februar eröffnende Ausstellung „Silber steht Dir. 25 Jahre Liebe zur Kunst“.
Auf eine symbolische Silberhochzeit anspielend, zeigt die Schau 25 Werke aus der Sammlung. Ergänzt wird sie durch drei Objekte, die als Ankäufe infrage kommen. Diese Praxis spiegelt die zentrale Bedeutung der Kollektion für das Museum wider, das seine Existenz privater Förderer verdankt. „Unsere Sammlung ist heute weit über die Grenzen des Landes bekannt und gleichsam eine Botschafterin Liechtensteins. Sie ist über die Jahre nicht nur gewachsen, sondern hat sich immer wieder ein wenig gewandelt – genauso wie das Land, in dem sie angesiedelt ist“, betont Direktorin Letizia Ragaglina stolz
Spuren eines Unbehagens
Vom Wandel, der seit 2000 Liechtenstein erfasst hat, künden die illustrierten Geschichten von Eliane Schädler (geb. 1992) und Adam Vogt (geb. 1992). Sie werden die Ausstellung mit zehn bebilderten Erzählungen ergänzen. Am 11. April eröffnet mit „Auf der Straße“ eine Schau über Wirkräume der Kunst. Es führt die Besucher auf die Spuren eines Unbehagens an neutralen Orten der Kunst, für die der „White Cube“ wie kein anderer steht. Die Bewegung Kulturschaffender gegen den weißen Ausstellungsraum besteht mindestens seit den 1960er Jahren. Kommendes Jahr kommt sie zurück in den Schoß der musealen Welt, nach Vaduz. Die Institution sieht darin eine Möglichkeit, über existenzielle Handlungen im öffentlichen Raum nachzudenken. Dabei zeigt es die Bühnenhaftigkeit der Straße, ein Ort, an dem andere gezwungenermaßen überleben.

Mit „Im Kontext der Sammlung“ lädt das Museum den Berliner Henrik Olesen zur schöpferischen Sichtung in die Kollektion ein. Dieser beschäftigt sich in seiner Praxis intensiv mit der Kunstgeschichtsschreibung. So werden ab dem 26. Juni ein malerisches und drei skulpturale Werke ausgestellt, durch die Olesen mit dem 2007 verstorbenen Künstler Isidore Isou in Dialog tritt. Dieser gilt als Begründer der „Lettrismus-Bewegung.

Dieser Dialog mit der Sammlung setzt sich am 26. September fort. Dann eröffnet die Schau von Tony Cokes, die seine Arbeiten Objekten aus der Kollektion gegenüberstellt. Der 1965 in Virginia geborene US-Amerikaner begreift sich in einer Tradition aneignender Kunst. So schöpft er sein Material aus bestehenden Quellen, deren Fundus der Künstler wie ein DJ neu zusammenstellt.
Wolkenschloss
Performance-Aufführungen ergänzen das Programm. Den Anfang macht Wu Tsang am 11. Jänner mit „Carmen in den Bergen“. Als erstes Projekt der neuen Plattform „Cloud Castle“ findet die Geräusch-Performance in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Bregenz, dem Bündner Kunstmuseum Chur und dem Kunstmuseum St. Gallen im Klanghaus Toggenburg statt. Dabei geht die US-Amerikanerin in Zusammenarbeit mit Enrique Fuenteblanca der Frage nach, wie die Oper „Carmen“ Berge als Zeichen für Rückzug und soziale Experimente behandelt.
Glockengang
Manuel Sebastian Pelmus und Anton Skaaning Thomsen führen am 16. Februar mit „Untitle“ fort. Laut dem Museum wirft das Osloer Duo Licht auf „Gesten und Bewegung als Mittel der intergenerationalen Übertragung“. Konkret setzen sie sich dabei mit dem Werk der rumänischen Künstlerin Ana Lapus auseinander.
Martina Morger (geb. 1989) wird in Zusammenarbeit mit der Bregenzer Kunstmesse „Stage“ am 18. März durch Vaduz prozessieren. Ihre Arbeit trägt den Titel „Einläuten“ und ihr Name ist Programm. Denn die Liechtensteinerin plant mit Glocken durch ihre Hauptstadt ziehend eine klingende Verwebung von Vergangenheit und Gegenwart.