Ein halbes Jahrhundert für die Kunst

Mit Jahresende schließt eine Bregenzer Kulturinstitution endgültig ihre Pforten: Herbert Alber verabschiedet sich mit seiner Galerie Arthouse.
Noch bis 31. Dezember kann im Bregenzer Arthouse Kunst gekauft werden. Dann ist Schluss. Nach rund 50 Jahren schließt Herbert Alber endgültig die Tür seiner Galerie. Damit geht auch eine Ära in der Landeshauptstadt zu Ende.
Herbert Alber wurde 1945 in Bregenz geboren und absolvierte eine Buchbinderlehre. Es folgten Meisterkurse und eine Tätigkeit als Buchbinder in Zürich, wo er nebenbei auch in einer Galerie arbeitete. „Ich hatte durch die Buchbinderei immer schon einen Zugang zu Kunst und Handwerk“, nennt er einen Grund für seine spätere Berufslaufbahn.
In Albers Zeit in der Schweiz brachen auch die Kontakte in seine Heimatstadt nicht ab – darunter auch jene zur Kunsthandlung Schwarz in der Anton-Schneider-Straße. „Das war die älteste Kunsthandlung Westösterreichs“, erklärt er. Geleitet wurde sie von zwei älteren Frauen, die Alber irgendwann gefragt hat, ob sie nicht abgeben wollten.
Erste Galerie
Sie wollten und so übernahm der Bregenzer Anfang der 1970er-Jahre seine erste Galerie, die er in der Folge ausgebaut hat. Gleichzeitig wurde auch die dortige Rahmenhandlung übernommen. Rund 20 Jahre lang hat Alber die Galerie in der Anton-Schneider-Straße betrieben, bevor er ein paar Häuser weiter in die Römerstraße 7 gezogen ist, um dann 15 Jahre später in der Römerstraße 11 seinen derzeitigen Platz zu finden.
An die 250 Ausstellungen dürfte er in den rund 50 Jahren gemacht haben, schätzt Alber. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler haben in seinen Räumlichkeiten ihre Werke präsentiert – viele öfters, einige nur ein Mal. „Das Publikum war am Anfang sehr konservativ“, erinnert sich der Galerist. Da sei vor allem Naturalismus geschätzt worden. Erst allmählich habe es auch mit moderner und abstrakter Kunst etwas anfangen können.

Arbeiten von Hermann Nitsch waren bei Alber zu sehen und durch seine Kontakte in die Schweiz auch Ausstellungen von Miró oder Picasso. Neben der Arthouse-Galerie in Bregenz wurde auch eine gleichnamige Galerie in Dornbirn eröffnet, die bis 2016 über 30 Jahre lang von Albers Frau Elke geleitet wurde. Heute ist Elke Alber nach wie vor als Mitarbeiterin ihres Mannes tätig.
„Die Geschmäcker der Kunden haben sich im Laufe der Jahre sehr verändert“, sagt der Galerist. Und das Interesse sei früher größer gewesen, einfach auch deswegen, weil es weniger Galerien gab. „Wir haben alle Höhen und Tiefen mitgemacht“, zieht Alber Bilanz über 50 Jahre Galeristendasein. Tiefs gab es dann, wenn „man nichts verkauft hat und die Sorgen groß waren“.
Schwierige Corona-Zeit
Die letzte wirklich schwierige Zeit war während Corona, erzählt Alber. „Da ist alles stillgelegen.“ Um das Ganze nachher wieder in Schwung zu bringen, hat er große Gruppenaustellungen gemacht: einmal mit Kunst nur von Frauen und dann Bildhauerarbeiten. „So sind wir wieder gestartet.“
Zahlreiche Vorarlberger Künstler und Künstlerinnen haben im Arthouse ihren Platz gefunden. Marbod Fritsch, Harald Gfader oder Jeannette Frei konnten da schon früh austellen – und dann immer wieder. Carmen Pfanner oder Helmut King hatten dort ihre ersten Galerieausstellungen. Alber hat auch viele Nachlässe betreut. Aus dem ganzen Land seien ihm immer wieder künstlerische Nachlässe gebracht worden, erzählt er. Nicht zuletzt deswegen liegt einer seiner Schwerpunkte auch auf verstorbenen heimischen Künstlern.

Ein anderer Schwerpunkt liegt auf Bildhauerei, die früher gar nicht so schwer zu verkaufen gewesen sei, erinnert er sich. Und auch an die teuerste, je verkaufte Arbeit erinnert er sich: ein Ölbild von Angelika Kauffmann, das damals für eine halbe Million Schilling an ein deutsches Museum gegangen ist.
Heute sind die Auktionshäuser die größte Konkurrenz für die Galerien, sagt Alber. „Früher hat man jeden Wacker, den man verkaufen wollte, zu mir gebracht“, nennt er ein Beispiel. Mittlerweile landen diese Arbeiten in den Auktionshäusern, wo Interessierte wiederum rechnen würden, günstiger davon zu kommen. „Das ist aber nicht der Fall“, sagt der Galerist.
„Lieblingskünstler“ hat Alber nicht, „ich schätze die Qualität.“ Auch zuhause in Schwarzach seien die Wände voller Kunstwerke, die immer wieder mal ausgetauscht würden, erzählt er. Ziemlich voll ist auch die Galerie in Bregenz, in der noch bis Jahresende Kunst zu günstigen Preisen angeboten wird. Über 1000 verschiedenste Arbeiten waren ursprünglich zu erwerben und es gibt auch jetzt noch einiges, das sich zu entdecken lohnt.

Die Werke, die nicht verkauft werden, gehen, falls es sich um Kommissionsware handelt, an die Künstler und Künstlerinnen zurück. Einiges wird Alber dem Kapuzinerkloster in Bregenz für dessen Bazar zur Verfügung stellen – wie er es seit Jahren macht.
Ganz geht der 79-Jährige, dessen Galerie eine Institution in Bregenz war und deren Schließung auch für viele Künstlerinnen und Künstler ein großer Verlust ist, der Kunstwelt aber nicht verloren. „Ich werde dem Kunstgeschäft erhalten bleiben, weil so ganz abstellen kannst du das nicht“, sagt er. In Zukunft werde er in der Kunstberatung tätig sein, so die Pläne.