Kultur

Silvester, jenseits von zuprostenden Klängen

02.01.2025 • 14:55 Uhr
Silvesterkonzert Jugendsinfonieorchester
HAUER 

Am Silvesterabend gab das Jugendsinfonieorchester Dornbirn, heuer erstmals unter der alleinigen Leitung von Matthias Seewald, mit gut gewählten Stücken aus aller Welt im ausverkauften Kulturhaussaal in Dornbirn sein traditionelles Silvesterkonzert.

Schon vorher waren – einer schönen Tradition folgend – Fiona Warenitsch, Sophie Gigerl, Lia Lootsma, Anna Schrottenbaum, Pius Verkleider und am Klavier Paul Faderny mit schmissigen Polkas, rassigen Märschen und duftigen Walzern bei einem Glas Sekt im Foyer zu hören.

Silvesterkonzert Jugendsinfonieorchester
Silvesterkonzert Jugendsinfonieorchester HAUER 

Im Saal öffnete sich der Vorhang dann unter festlichen Fanfarenklängen. Das groß besetzte Jugendorchester setzte mit Carl Nielsens Vorspiel zum zweiten Akt seiner Oper „Saul und David“ einen markanten Opener. Mit Spannung wurde danach der Auftritt des jungen Perkussionisten Linus Weber erwartet, der den ersten Satz aus dem Konzert für Marimba und Streichorchester von Ney Rosauro präsentierte. Auf seinem mehrere Oktaven umfassenden Groß-Xylophon, das unterhalb der Klangstäbe mit Resonanzröhren versehen ist, ließ der junge Musiker souverän mit vier zwischen die Finger gespannten Schlägern tänzelnde und rhythmisch durchpulste Ton-Kaskaden herunterperlen. Dabei hatte er ein derart smartes Lächeln im Gesicht, dass man meinen mochte, das anspruchsvolle Konzert, das er auswendig spielte, mache ihm nicht die geringste Mühe. Großer Applaus seitens des Publikums und auch vom Orchester belohnten seinen eindrucksvollen Auftritt.

Silvesterkonzert Jugendsinfonieorchester
Der Dornbirner Linus Weber feierte seine Premiere als Solist am Marimbaphon.HAUER 
Silvesterkonzert Jugendsinfonieorchester
Die Harderin Christina Harrant debütierte als Solistin.HAUER 

Dunkle Töne aus dem Traumland

Mit dem zarten zweiten Satz aus der „Lemminkäinen-Suite“ von Jean Sibelius folge dann das nächste beeindruckende Solo. Hier gelang es der jungen Musikerin Christina Harrant, mit dunklen und singenden Tönen die Legende des „Schwanes von Tuonela“ vor dem geistigen Auge des Publikums Gestalt annehmen zu lassen. Ausdrucksvoll und elegisch zauberte sie aus ihrem Englisch-Horn eine dichte poetische Stimmung in den Saal. Auch sie wurde vom Publikum und vom Orchester mit großem Applaus belohnt.

Silvesterkonzert Jugendsinfonieorchester
HAUER 

Dirigent und Arrangeur

Matthias Seewald ist nicht nur ein begabter junger Dirigent, der es schafft, die Musiker und Musikerinnen seines Orchesters mit eleganter und sicherer Stabführung zu leiten, sondern er versteht es auch, Stücke aus anderen Genres für das Sinfonieorchester auf eine Weise zu arrangieren, dass sie wie Originalkompositionen erscheinen. Mit einer Auswahl von „armenischen Tänzen,“ die vor rund 100 Jahren vom legendären Komitas Vardapet gesammelt wurden und später von Alfred Reed als Musik für Bläserensemble die jetzige Form erhielten, legt er ein schönes Beispiel vor, wie ein Jugendorchester mit einem geschickt gemachten Arrangement sich von seiner besten Seite präsentieren kann. Gerne folgten die jungen Musiker und Musikerinnen den deutlichen Gesten ihres Dirigenten auf ihrer Reise durch die Klippen der vielen unsymmetrischen Rhythmen der armenischen Musik, die am Ende in einem landes-typischen accelerando endete.

Silvesterkonzert Jugendsinfonieorchester
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Silvesterkonzert Jugendsinfonieorchester
HAUER 

Flockige und gutgelaunte Rausschmeißer

Nach der Pause verlieh die Ouvertüre aus der Oper „die lustigen Weiber von Windsor“ von Otto Nikolai dem Konzert eine charmante Leichtfüßigkeit. Charmant war übrigens auch die Art, wie Felix und Seble, zwei überaus witzige und geistreiche junge Conférenciers durch das Programm führten. Sie erwähnten bei Sir Edward Elgars „Pomp and Circumstance Military March Nr. 4“ auch, dass dieser bei der Krönung von King Charles III. zu hören war und nun für das erlesene Publikum in Dornbirn mehr als angemessen erscheine. Das Publikum dankte mit einem Lachen. Nun folgten die fast unverzichtbaren Werke von Johann Strauss, der heuer, an seinem 200. Geburtstag, Jahresregent sein wird. Die „neue Pizzicato-Polka,“ die „Tritsch-Tratsch-Polka“ und der von allen erwartete „Donauwalzer“ begleiteten ein gut gestimmtes Publikum dann in die Silvesternacht hinaus – mit den vom Orchester zwischen die Schlusstakte gerufenen besten Wünschen für das neue Jahr.

Thomas Thurnher