Eine wilde Jamsession der Seelenregung

Heidi Michelons neuestes Album „Wach!“ wird am 13. März mit viel Gefühl und offenem Ausgang im Spielboden performt.
Wie ein Echo, das einem die Hand reicht, klingen schmerzhafte Erinnerungen aus der Zeit der Pandemie durch Heidi Michelons neues Album „Wach!“. Sichtlich durch Lockdown und gesellschaftliche Spaltung geprägt, fand die Lehrerin vor fünf Jahren ihren Weg als Singer-Songwriterin. Davon künden 150 Lieder und drei vorherige Alben, die sie 2021 veröffentlichte.
Dass die kreative Reise der gefühlvollen Dornbirnerin noch lange nicht zu Ende ist, lässt sich am 13. März erleben. Denn an diesem Abend lädt sie zu einer analogen Multimedia-Performance in den Spielboden nach Dornbirn. Ein Wagnis, denn weder sie, noch ihre drei Mitstreiter wissen, was dort genau passieren wird.
Engagierte Spontanität
An der engagierten Spontanität ihrer Mitstreiter besteht hingegen kein Zweifel. Thomas Ebner war der erste im Bund. 30 Jahre in der Münchner Filmbranche aktiv, kehrte er mit der Pandemie nach Vorarlberg zurück. In den Jahrzehnten als Kameramann und Regisseur tauchte Ebner tief in die Welt der internationalen Musikszene ein, arbeitete mit Gruppen wie dem Buena Vista Social Club, Deep Purple oder Aerosmith. Zurück in seiner alten Heimat, veröffentlichte Ebner vergangenes Jahr gemeinsam mit der Sängerin das Buch „Wander Wunder Werk“. Jetzt kommt ihm die Rolle zu, die Show spontan einfühlend mit Bildern zu begleiten.

Dann kam Harald Kräuter von „Sax & Crime“ ins Boot. Ebner erinnert sich gut daran, wie der Saxofonist barfüßig antanzte und, ohne einen Ton des Albums zu kennen, sein Ja-Wort gab.
Als Studioproduktion mit elektronischen Elementen könnte die Platte nicht weiter weg vom wilden Blasen des jazzigen Funkers sein. Das zentrale Motiv der Hochsensibilität hingegen fasziniert ihn.
Was der Dornbirner Gruppe jetzt noch fehlte, war ein Performer. Diesen fanden sie in Stefan Damm. Bekannt als Clown Pompo, ist er primär als Einzelkünstler aktiv. Doch wie seine Mitstreiter, von denen er zuvor nur Kräuter kannte, sah er die Gelegenheit für etwas Einzigartiges.

Von Fühlen ins Spielen
Denn obwohl sich die Künstler bereits in zahlreichen Treffen auf den Abend vorbereitet haben, findet die erste „klassische“ Probe diesen Freitag statt. In den vorhergehenden Sitzungen ging es vielmehr um das Heranfühlen und Vorstellen ihrer einzelnen Beiträge für das gemeinsame Werk, dem Michelons Lieder die notwendige Struktur verleihen.
Genretechnisch bewegt sich „Wach!“ zwischen Spoken Word und Deutsch-Rap. Elegante Beats laden zum Mitschwingen ein. Ganz ohne Angst vor Kitsch zeigen die Texte ein Seelenleiden, dass die Künstlerin in allen Menschen sieht.

Gewillt, gegen das Verlachen von Einsamkeit und Sensibilität anzusingen, begeben sich die Künstler selbst in intime Lagen. Wie bei einer Jamsession der Emotionen werden sie im Spielboden gemeinsam fühlend eine Darbietung versuchen, deren Ende am Anfang nicht feststehen kann. Fest steht dagegen, dass sie sich ganz radikal nur einen Versuch geben.
Heidi Michelon: Wach!
Analoge Multimedia-Performance
13. März, Spielboden Dornbirn
Gesang: Heidi Michelon
Visuals: Thomas Ebner
Instrumente: Harald Kräuter
Performance: Stefan Damm