Kultur

Junge Stimmen, große Emotionen

07.03.2025 • 15:39 Uhr
Meisterklasse „La Cenerentola”
Die jungen Sängerinnen und Sänger. Bregenzer Festspiele/Anja Köhler

Bei den Bregenzer Festspielen ist im August die Opernstudio-Produktion „La Cenerentola“ zu sehen. Am Donnerstagabend fand das Abschlusskonzert der vorangegangenen Meisterklasse statt.

Von Katharina von Glasenapp

Das Opernstudio der Bregenzer Festspiele wird auch in diesem Festspielsommer fortgesetzt, wenn das Theater am Kornmarkt ab 12. August von den wirbelnden Klängen von Gioachino Rossinis „La Cenerentola“ durchpulst wird. Sechs der sieben jungen Sängerinnen und Sänger fanden sich in den vergangenen Tagen zu einer Meisterklasse mit Intendantin Lilli Paasikivi, die ja früher selbst die Hauptrolle dieser Oper verkörpert hat, und mit Jaakko Kortekangas, dem Bariton und nun künstlerischem Betriebsdirektor der Bregenzer Festspiele.

Mit dem jungen Dirigenten Kaapo Ijas war ein weiterer Finne zu erleben, der aus der Talenteschmiede seiner Heimat kommt und unter anderem an der Volksoper Wien wirkt. Die koreanisch-spanische Pianistin Hana Lee war den jungen Sängerinnen und Sängern eine inspirierte und beflügelnde Partnerin am Klavier.

Lilli Paasikivi, Meisterklasse "Cenerentola"
Intendantin Lilli Paasikivi. Bregenzer Festspiele/Anja Köhler

Erstaunliche Begabungen. Zwar beschränkten sich die Ausschnitte aus der Rossini-Oper beim Abschlusskonzert im Festspielhaus auf zwei Ensembleszenen, in denen Kaapo Ijas die Fäden für das typische rasende Sprachfeuerwerk des Italieners in der Hand hielt. In anderen Arien und Szenen von Mozart, Rossini, Verdi und Leoncavallo konnte man aber die Staunen machenden Begabungen der jungen Menschen erleben, die im Verlauf weniger Minuten ihre Partien zu verkörpern und dazu die Anregungen von Paasikivi und Kortekangas überzeugend umzusetzen wussten.

Die beiden Lehrenden gingen liebevoll und wertschätzend auf die jungen Sängerinnen und Sänger ein – so eine Meisterklasse vor Publikum ist für alle eine Herausforderung! – und immer war eine Verwandlung, größere Intensität oder stimmliche Vertiefung zu hören. Brigitte Fassbaender hat ja in den vergangenen Jahren manchmal spektakuläre Einblicke in diese Arbeit gegeben. Bei Lilli Paasikivi und Jaakko Kortekangas lief es subtiler im mehrsprachigen Dialog ab.

Meisterklasse „La Cenerentola”
Hana Lee (links) und Jingjing Xu. Bregenzer Festspiele / Anja Koehler

Die Chinesin Jingjing Xu wird im Sommer die Hauptrolle Angelina in der „Cenerentola“ singen: In dieser Version der Aschenputtel-Geschichte hat Gioachino Rossini ihr eine Traumpartie für eine Mezzozopranistin mit virtuosen Koloraturen in die Kehle komponiert. In Bregenz lernte man ihre warm leuchtende Stimme mit der Arie des Sesto aus Mozarts Oper „La Clemenza di Tito“ kennen.

Ihr „Prinz“ Don Ramiro wird vom jungen Briten Aaron Godfrey-Mayes gegeben, einem feinen lyrischen Tenor mit innigem Timbre, der sich mit „Una furtiva lagrima“ aus Gaetano Donizettis Oper „Liebestrank“ vorstellte. Der kroatische Bass Lobel Barun zeigte sich indes als sympathischer Buffo mit dem Charme eines freundlichen Bären und spielte mit den Vokalfarben des Basilio aus Rossinis „Barbier von Sevilla“.

Junge Stimmen, große Emotionen
Josef Jeongmeen Ahn (links) und Jaakko Kortekangas. Bregenzer Festspiele / Anja Koehler

Erst 21 Jahre jung ist die Österreicherin Anja Mittermüller, die eine der bösen Stiefschwestern singen wird und die unter der behutsamen Anregung von Jaakko Kortekangas die hormonellen Verwirrungen von Mozarts Cherubino zum Leuchten brachte. Ihre „Schwester“ wird die Spanierin Altana Sanz sein, die das Publikum mit den fein gesponnenen Linien der sehnsüchtig träumenden Gilda aus Verdis „Rigoletto“ betörte.

Und wie sich die Stimme des koreanischen Baritons Josef Jeongmeen Ahn verwandelt, wenn er in seiner verzweifelten Schwärmerei für Nedda (in Leoncavallos „Bajazzo“) ein Gegenüber ansingt, konnte man zum Abschluss dieses Meisterklassenkonzerts erleben. Denn nicht Töne, sondern Emotionen sind in der Oper die Hauptsache, und diese gibt es reichlich bei Rossini!
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