Zwischen Irritation und Faszination: “Child’s Play” von Sophie Hirsch

Der Kunstraum Dornbirn startet mit der Ausstellung „Child‘s Play“ der Wienerin Sophie Hirsch in das heurige Jahr.
Der erste Anblick der Installation von Sophie Hirsch im Kunstraum Dornbirn kann, um es vorsichtig auszudrücken, irritieren. Scheinen doch riesige, von Fett durchzogene Fleischbrocken an einem hohen Gerüst zu hängen. Der Eindruck täuscht aber. Es sind organisch wirkende Gebilde aus weiß-beigem, glänzenden Silikon auf einem roten Stoff, die in einer Aluminiumkonstruktion mit Ketten und Sprungfedern befestigt hängen. Sie sind zugleich abstoßend und faszinierend und weisen damit schon auf einen wichtigen Aspekt des Werks hin. Dualismus, Gegensätze, Ambivalenz und daraus resultierend Spannung sind Themen, die in den Arbeiten der Künstlerin präsent sind.

Sophie Hirsch wurde 1986 in Wien geboren, wo sie heute auch lebt und arbeitet. Studiert hat sie an der Universität für angewandte Kunst in Wien und an der School of the Art Institute of Chicago. Ihre Ausstellung in Dornbirn trägt den Titel „Child‘s Play“ und in der Tat haben die drei Gerüstkonstruktionen, die Teil eines Werkes sind, ein wenig den Charakter von Spielplatzgeräten. Aber das „Kinderspiel“ zeigt sich nicht nur auf dieser formalen Ebene, sondern der Titel soll auch einen gewissen Kontrast bzw. eine Ambivalenz im Verhältnis zu den aufgehängten Silikonflächen verstärken.

„Die Kunst sagt viel über die Persönlichkeit aus“, stellte Kurator Thomas Häusle beim Pressegespräch fest. Werke seien eine Reflexion über sich selbst. Persönliche Erfahrungen würden künstlerisch übersetzt. Hirschs Arbeiten würden sich zwischen emotional und rational, Psyche und Physis, einem permanenten sowohl als auch bewegen – jenem Dualismus also, der wohl die Grundlage der menschlichen Existenz, des menschlichen Leben ist.
Sophie Hirsch hat eine Zeitlang in einem Pilatesstudio gearbeitet. Eine Methode, bei der es dem Begründer Joseph Hubertus Pilates auch um Geist und Muskeln ging bzw. der Zusammenführung dieses Dualismus. Die Erfahrungen, die die Künstlerin dort gemacht hat, spiegeln sich unter anderem auch in ihrer Formensprache wider. Da finden sich neben Aluminiumrohre auch Massagebälle und Faszienrollen.

Die Massagebälle bei der großen Installation sind mit Beton gefüllt und dienen dazu, das Gewicht der Silikonflächen zu stemmen. Hirsch war bald einmal klar, dass sie bei der Ausstellung in Dornbirn mit ihren Arbeiten zwar den Boden berühren, aber Decke und Wände in Ruhe lassen würden, erzählte sie. Für das Gerüst wollte sie Aluminium – ein schillerndes, glänzendes Material als Kontrast zur alten Montagehalle. Stabil ist es aber nicht, sodass mit Ketten und Federn gearbeitet wurde. Wichtig ist der Künstlerin bei ihrem Werk auch die Bewegung. „Man soll durch den Raum, durch die Arbeit gehen.“

Für ihre charakteristischen Silikonarbeiten fertigt Hirsch Gipsformen am Boden an, in die sie das Silikon gießt. Darauf kommt dann ein „schlecht“ (Hirsch) gefärbter Neoprenstoff, dessen Farbe mit der Zeit teilweise auch auf das Silikon übergeht. Das Gewicht, der „Faltenwurf“, ist Teil der Komposition.

Teil der Gesamtinstallation sind auch noch zwei weitere kleinere Werke. Eines ist ein ebenfalls aus Aluminiumrohren bestehendes Gebilde, das an eine Tribüne erinnert und mit zahlreichen Faszienrollen bestückt ist, die die „Sitze“ bilden. Das zweite ist eine Art Häuschen und wird ebenfalls durch mit Beton gefüllte Massagekugeln fixiert. Sehr ästhetisch wirkt hier ein „Aluminiumvorhang“.
Sophie Hirschs „Child‘s Play“ ist eine faszinierende Schau, die auch im Detail noch einiges an Spannung bereithält. Es ist die bei Weitem größte Silikonarbeit, die die Künstlerin bisher geschaffen hat – was vor allem deshalb eine Herausforderung ist, weil sie nicht im Atelier „probiert“ werden kann. Dass sie gelungen ist, davon kann man sich ab Donnerstag Abend überzeugen.

In Dornbirn gibt es am Donnerstag, 13. März, eine Premiere und zwar einen Vernissagen-Triathlon. Neben der Ausstellung im Kunstraum, die um 19 Uhr eröffnet wird, eröffnen auch das Flatzmuseum mit Arbeiten von Inge Morath (19 Uhr) und das Designforum in der CampusVäre mit „Best of Austrian Design“ (20 Uhr) neue Ausstellungen.
Infos: www.kunstraumdornbirn.at, www.flatzmuseum.at, www.designforum.at/vorarlberg