Kultur

Bilder einer österreichischen Fotografin von Weltrang in Dornbirn ausgestellt

15.03.2025 • 07:00 Uhr
Inge Morath NUR FÜR AUSSTELLUNG IM FLATZMUSEUM VERWENDEN
1953 in London aufgenommen. Magnum Inge Morath Estate Fotohof

Das Flatz Museum zeigt mit „Ich traue meinen Augen“ Bilder der bedeutenden Fotografin Inge Morath.

Einen Einblick in das unbändige Schaffen der austro-amerikanischen Fotografin Inge Morath gewährt das Dornbirner Flatz Museum mit der neuen Ausstellung „Ich traue meinen Augen“. Die Retrospektive findet in Zusammenarbeit mit dem Fotohof Salzburg statt und wurde von Gerald Matt kuratiert.

Erste Fotografin einer legendären Agentur

1923 als Tochter des Naturwissenschaftlers Edgar Mörath in Graz geboren, begann Morath nach dem Zweiten Weltkrieg, erst in Salzburg und Wien, dann ab 1949 in Paris, als Journalistin zu arbeiten. Während sie in der französischen Hauptstadt zunächst als Texterin für die Fotoagentur Magnum tätig war, gelang ihr 1953 der Durchbruch. Denn in diesem Jahr wurde Morath als erste Fotografin in den Kreis der legendären Agentur aufgenommen.

Inge Morath NUR FÜR AUSSTELLUNG IM FLATZMUSEUM VERWENDEN
Die Schauspielerin Audrey Hepburn 1958 in Mexico. Magnum Inge Morath Estate/Fotohof

Arthur Miller und Marilyn Monroe

1960 begab sich die gebürtige Österreicherin im Auftrag der Agentur in die USA nach Reno zu den Dreharbeiten für den Film „The Misfits“. Während in Dornbirn ihre Aufnahmen der Hauptdarstellerin Marilyn Monroe daran erinnern, fand sie im damals mit der Schauspielerin verheirateten Autor Arthur Miller ihren zukünftigen Ehepartner.

Die guten Kontakte des Pulitzerpreisträgers ermöglichten, dass Morath zahlreiche prominente Kunstschaffende niederschwellig ablichten konnte. Dabei strahlt eine Leichtigkeit durch die Aufnahmen, die zumeist in Gesprächssituationen entstanden. Im Flatz Museum ist diesen durchwegs Schwarzweiß gehaltenen Bildern ein eigener Raum gewidmet.

Umgekehrt schätzte sich ihr Mann glücklich, dass Morath umfassend sprachbegabt war. So beherrschte sie neben ihrer deutschen Muttersprache unter anderem Englisch, Französisch, Russisch und Mandarin. Besonders während den gemeinsamen Reisen durch China und die Sowjetunion konnte Miller von ihren Fähigkeiten profitieren. Die Fotografin dagegen hielt auf diesen Touren ihre Eindrücke mit der Linse fest, wovon umfassende Bildbände über die Kulturkreise der Welt zeugen.

Mehr als Schwarzweiß

„Nach dem Fall der Mauer waren wir mit ihr in Rumänien. Als sie einmal auf Russisch nach dem Weg fragte, waren die Leute beleidigt, weil sie dachten, eine Russin vor sich zu haben“, erinnert sich Kurt Kaindl vom Fotohof zurück. Er wurde in den 1980ern mit der Fotografin vertraut und begleitete sie als Kurator und Publizist bis zu ihrem Tod 2002.

Inge Morath NUR FÜR AUSSTELLUNG IM FLATZMUSEUM VERWENDEN
Verlassene Häuser am New Yorker Time Square 1997.
Magnum Inge Morath Estate/Fotohof

Ein Schatz in Salzburg

Als sie sich kennenlernten, hatten Farbfotografien einen fraglichen Ruf in der Kunstwelt, da sie damals noch nicht über die Tiefe und Schärfe von Schwarzweiß-Aufnahmen verfügten. Erst das Aufkommen von Scannern soll es erlaubt haben, bunte Diafilme großformatig zu präsentieren.

Ein Umstand, der bis in die Gegenwart dafür sorgt, dass alte Aufnahmen der breiten Öffentlichkeit zugänglich werden. So auch in Dornbirn, wo der zweite Raum farbenprächtige Stillleben und Reiseaufnahmen der Künstlerin offenbart. Diese wurden teils erst kürzlich durch Matt angeregt im Archiv des Fotohofs entdeckt, das weit über 1000 Bilder Moraths beherbergt.
So zeigt das Flatz Museum unter anderem eine Serie aus Irland. Neben landlosen Familien mit barfüßigen Kindern zeigen diese einen stolzen Viehmarkt mit Krawatte tragenden Bauern oder ruhig wartenden Schweinen.

Vernissage Triathlon Flatz Museum Kunstraum Campusvaere
Gerald Matt, Kurt Kaindl und Roland Jörg (r.) bei der Eröffnung.Lamprecht
Vernissage Triathlon Flatz Museum Kunstraum Campusvaere
Lamprecht

Mit „Ich traue meinen Augen“ würdigt das Flatz Museum die erste Trägerin des 1991 erstmals verliehenen Österreichischen Staatspreis für Fotografie. Gleichzeitig erlaubt es den Besuchern einen verspielten Einblick in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, von der Hochkultur bis in die Flüsse Rumäniens.
Wer sich davon überzeugen möchte, hat bis zum 31. Mai die Chance dazu.