Kultur

Doppel-Comeback von Gigi D‘Agostino

18.03.2025 • 16:06 Uhr
Gigi D'Agostino
Viel Farbe, viel Show: Gigi D‘Agostino in Dornbirn. Veronique Homann

Unter dem Motto „Die Legende kommt zurück!“ gastierte Gigi D‘Agostino am Wochenende im Messequartier Dornbirn.

Von Veronique Homann

Erstes Comeback. Im Dezember 2021 veröffentlicht der italienische DJ und Musikproduzent auf Instagram ein Statement, worin die Rede von schwerer und aggressiver Krankheit ist. Einen Monat darauf folgt ein Foto, das ihn sichtlich geschwächt zeigt. Fans weltweit sind schockiert und besorgt um ihr Idol mit Kosenamen „Il Capitano“: Ist das etwa das Ende von Gigi D‘Agostino?

Zweites Comeback. Im Mai 2024 gerät ein Video an die Öffentlichkeit, worin auf einer Party auf Sylt zu der Melodie von Gigi D‘Agostinos Lied „L‘amour toujours“ die ausländerfeindliche Parole „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ gesungen wird. Als Reaktion darauf wird das Lied im deutschen und österreichischen Radio verboten, ebenso auf dem Münchner Oktoberfest.

Ballons und Lichtstäbe

Indem Gigi D‘Agostino in Dornbirn die Bühne betritt, hat sich die Legende sowohl nach schwerer Krankheit zurück ins Leben gekämpft als auch über Verunglimpflung und Verbot von „L‘amour toujours“ erhoben. Pünktlich um 21 Uhr beginnt das Spektakel, das genau zwei Stunden andauert: Licht- und Feuershow, Nebelmaschinen und Pyrotechnik begleiten das 120-minütige Set, während das Publikum einerseits überdimensional große Ballons mit Aufschrift „GIGIDAG“ durch die Halle hüpfen lässt, andererseits bunte Lichtstäbe mit Aufschrift „GIGI D‘AGOSTINO LIGHT“ durch die Luft schwenkt, die zur Begrüßung am Eingang gratis verteilt werden. Während die beiden Salzburg-Konzerte im April 2025 längst ausverkauft sind, ist das Konzert im Messequartier sehr gut besucht und zieht Gäste aus nah und fern an.

Gigi D'Agostino
Patricia aus Hohenems, die sich mehr alte Songs gewünscht hätte. Veronique Homann

Dass er Gigi D‘Agostino in wenigen Momenten live sehen wird, erfährt Celestino aus dem Kanton Zürich erst beim Einlass. „Eine Überraschung meiner Freundin, die in Vorarlberg lebt“, erklärt der Italiener aus San Paolo (Prato), der im schweizerischen Dällikon lebt. Für Celestino geht damit ein Traum in Erfüllung: „Gigi ist King! Einer der Coolsten, in Italien kennen ihn alle. Es gibt bei uns keine Dance-Compilation und keine Party ohne ihn.“ Als Italiener sei es für ihn komisch gewesen, den DJ in einem anderen Land als Italien live zu erleben. „Aber das österreichische Publikum hat gut Party gemacht“, resümiert er und sagt abschließend: „Ich bin stolz, dass Gigi mit Zweitnamen Celestino heißt.“

Gruppe Kapitäne

Eigens aus Deutschland für das Konzert angereist, kommt eine Gruppe Kapitäne aus Mannheim, Heidelberg und Flensburg. Die Adjektive „überragend, legendär, cool, elektrisierend, geisteskrank, mind-blowing“, welche die Kapitäne für den Auftritt finden, lassen darauf schließen, dass sich die Anreise aus dem Nachbarland für sie gelohnt hat.

Auf die Frage nach ihrer Meinung zum Vorfall auf Sylt findet die nautische Gruppe klare Worte: „Wir verurteilen den Vorfall aufs Schärfste.“ Klare Worte auch zu den Folgen für das unschuldige Lied nach dessen Zweckentfremdung: „Diffamierung, Skandal, fatal, Quatsch.“ Dem italienischen Künstler sei Unrecht getan worden, findet die Gruppe und ruft: „Free Gigi!“

Unpersönlich

Eine kürzere Anreise hatten Juliana und Patricia. Juliana aus Bludenz, die lieber kein Foto machen möchte, ist nicht überzeugt vom Auftritt an diesem Abend. Das Ticket, wofür sie sich erst in letzter Minute entschieden hat, hat sie nach eigener Aussage leider gekauft, „weil 80 Euro ist das Konzert nicht wert gewesen.“ Als unpersönlich und unsympathisch hat Juliana den Auftritt empfunden: „Die persönliche Note hat gefehlt. Keine Stimmung zwischen den Liedern, dann Cut, Lichter an und weg.“

Auch Patricia aus Hohenems übt Kritik. „Ich hätte mir mehr alte Songs gewünscht“, sagt sie und bezeichnet das Fehlen der Zugabe, wenngleich das Konzert super gewesen sei, als prekär. Die 36-jährige Hohenemserin, die seit ihrem 13. Lebensjahr Fan von Gigi ist, fügt hinzu: „Jedes Konzert hat eine Zugabe.“