Kultur

Wie Fritz Jergitsch und die “Tagespresse” Satire zur Kunst erheben

21.03.2025 • 17:00 Uhr
Fritz Jergitsch, Tagespresse, Spielboden
Nicht nur FPÖ-Chef Herbert Kickl wurde von „Tagespresse“-Chef Jergitsch auf die Schippe genommen. Daniel Furxer

Der Gründer und Chefredakteur des Online-Satiremagazins „Tagespresse“, Fritz Jergitsch, präsentierte im Spielboden in Dornbirn einige Highlights aus zwölf Jahren Redaktionstätigkeit.

Von Daniel Furxer

Ein Stehpult, ein Laptop, eine Wasserflasche und eine Projektion. Das reichte an diesem Abend im Dornbirner Spielboden vollkommen aus, um das zahlreich erschienene Publikum bestens zu unterhalten. Fritz Jergitsch, Gründer und Chefredakteur des Online-Satiremagazins „Tagespresse“ startete mit einem amüsanten, aktuellen Artikel über FPÖ-Chef Herbert Kickl und eröffnete so den Lesereigen.

Das reine Vorlesen von Artikeln wäre zwar amüsant, aber doch etwas eintönig gewesen und so erzählte Jergitsch mit viel Drive die Geschichte der „Tagespresse“ und einige Schmankerl, bei denen es darum ging, dass „Tagespresse“-Artikel für bare Münze genommen wurden

Snowden und U6

In den Anfängen des Online-Satiremagazins musste das Innenministerium zum Beispiel dementieren, dass der politische Aufdecker Edward Snowden in Wien gelandet sei und hier um Asyl ansuche. Einige internationale Zeitungen waren der „Tagespresse“ auf den Leim gegangen und hatten aus dem betreffenden Satire-Artikel zitiert. Auch die Wiener Linien mussten nach einiger Aufregung in den sozialen Medien klarstellen, dass es in der U6 doch keine Business-Class gibt.

Solche Treffer konnte die „Tagespresse“ durch ihre anfängliche Unbekanntheit als Satiremagazin landen. Mittlerweile hat die österreichische Presse das Medium wohl deutlicher auf dem Radar – könnte man meinen. Dennoch fiel die APA 2021 auf die Ankündigung der Kandidatur Frank Stronachs zum Bundespräsidenten herein. Die „Tagespresse“ hatte schlicht die Domain „teamstronach.at“ erworben und auf dieser Website eine Wahlkampagne gefaked. Fritz Jergitsch präsentierte diese Tatsachen an diesem Abend im Spielboden mit sichtlicher Genugtuung und mit einigem Schelm im Nacken.

Drei fixe Schreiber

Im Jahr 2013 gründet, nahm sich die „Tagespresse“ anfänglich Anleihen am deutschen Satiremagazin „Der Postillion“. Sie entwickelte sich allerdings sehr schnell zu einem eigenständigen Magazin mit österreichischen Inhalten. Was vor zwölf Jahren als One-Man-Show begonnen hatte, ist 2025 eine Redaktion von drei fixen Schreibenden – neben Fritz Jergitsch Sebastian Huber und Jürgen Marschal – inklusive etlicher freier Mitarbeiter. 2022 erreichte das Magazin bereits die Zahl von 10.000 zahlenden Abonnenten und Abonnentinnen.

Gut informiert über Vorarlberg zeigte sich Fritz Jergitsch, als er das Wahlplakat des Bregenzer ÖVP-Kandidaten Roland Frühstück auf die Leinwand projizierte, auf dem dieser um Stimmen für eine Stichwahl um den Bürgermeisterposten der Landeshauptstadt warb. Kleiner Schönheitsfehler und allseits bekannt: SPÖ-Kontrahent Michael Ritsch wurde bereits im ersten Wahlgang zum Bürgermeister gewählt.

“Fantasiesprache” des Vorarlbergers

Auch die Vorarlberger hätten Humor, obwohl man es ihnen nicht ansehen würde, konstatierte Jergitsch. Den Artikel mit dem Vorarlberger, der aufgrund einer „Fantasiesprache“ auf der psychiatrischen Klinik Baumgartner Höhe in Wien landet, konnte sich Jergitsch – zum Amüsement des Publikums – ebenfalls nicht verkneifen.

Ein kurzweiliger Abend ging mit den heiteren bis sehr ironischen zehn Geboten der ÖVP zu Ende – eine Zugabe, die es nochmals in sich hatte. Nachzulesen ganz gewiss auf der Onlineplattform des Magazins.
Ein Interview mit Fritz Jergitsch lesen Sie in der NEUE am Sonntag vom 23. März.