Häuser als Spiegel der Dornbirner Gesellschaft

Mit „Unser Haus!“ lädt das Stadtmuseum Dornbirn zu einer Zeitreise durch das private Wohnen.
Vom Wohnen, Besitzen und Erben handelt die neue Ausstellung „Unser Haus!“ im Stadtmuseum Dornbirn. Kontrastreich beleuchtet die Schau historische Realitäten der Stadt und ihrer Bewohner.

Eine zentrale Rolle nimmt dabei die Geschichte der Industriellenfamilie Rhomberg ein. Über Generationen bewohnte sie das 1796 errichtete Gebäude am Marktplatz 11, in dem sich seit mehr als 50 Jahren das Museum befindet. Von der einst schillernden Lebenswelt der Aristokratie führt sie Besucher Richtung Gegenwart. Die weiteren Stationen widmen sich Themen wie dem Hausbau in Eigenregie, Finanzierungsfragen, der Suche nach alternativen Wohnformen bis hin zu Erbgeschichten. Während Kindern zahlreiche Bastel- und Mitmachmöglichkeiten geboten werden, sind alle Dornbirner eingeladen, ihre eigene Historie im „Büro für Hausgeschichten“ beizusteuern.

Tausende russische Soldaten
Als der heutige Sitz des Museums im Auftrag der Familie Lanter errichtet wurde, dominierten Haine und Felder das Ortsbild der heutigen Industriestadt. Prachtvolle Gemälde erinnern an diese Jahre. Eines zeigt Josef Anton Lanter mit der Hand in der Weste – eine Anspielung auf seine Parteinahme für Napoleon. Durch eine Ironie der Geschichte wurde sein Haus zwei Jahre später zum Quartier für einen Feind des französischen Kaisers. Denn 1799 beherbergte es den russischen Feldmarschall Suwarow, der mit etwa 15.000 ausgemergelten Männern in der 4000 Seelengemeinde haltmachte.

Durch die Heirat Lanters einziger Tochter mit Josef Anton Rhomberg wurde das Haus zum Wohnsitz der aufstrebenden Industriellen. Während ein angeblich von Gustav Klimt gestaltetes Tischtuch freundschaftliche Kontakte zu Vertretern der hohen Künste verdeutlicht, erinnern Duell-Pistolen aus der Familiensammlung an die ritualisierte Gewalt in einer Welt der Ehre.
Ein Stockwerk höher folgen zahlreiche Darstellungen von Rheintalhäusern. Wobei ein Miniaturmodell hervorsticht. Die dargestellte Immobilie musste dem Bau der Stadtstraße weichen. Daher handelt es sich laut Direktorin Petra Zudrell um ein Objekt der Trauerarbeit.
Schwarzarbeit und Schattenloch
Gemischte Gefühle strahlen durch den weiteren Abschnitt. So erfährt man von in Schwarzarbeit errichteten Eigenheimen, der Besiedelung als „Schattenlöcher“ verschriener Hänge oder dem stolzen Weg zum privaten Wohnbesitz. Diesen Weg hat Ahmet Ekren beschritten. 1989 eröffnete er ein Lebensmittelgeschäft im Erdgeschoss einer Immobilie, die er 1999 als Ganzes erwerben konnte.
Bettina Strobl hingegen verbrachte ihr ganzes Leben im Haus ihrer Eltern, obwohl das nie geplant war. Doch als Strobls Mutter schwer erkrankte, wurde das Untergeschoss zur Krankenstation. Nach ihrem Tod verließen Vater und Bruder das Haus, wonach letzter ausgezahlt wurde und zahlreiche Mitbewohner ins neue Eigentum folgten.

Geschichten wie diese faszinieren die Autorin Irmgard Kramer. Davon künden Kinderbücher aus ihrer Feder. Etwa „Von Tropenvögeln und königlichen Unterhosen“ oder „Von Schaumbädern und tanzenden Rollschuhen“. Sie schmücken eine im Dachgeschoß eingerichtete Leseecke, die zum Verweilen einlädt. Ergänzend können Kinder Schlüsselanhänger basteln oder schätzen, wie viel Geld sich in einer Schatulle befindet.
„Unser Haus! besitzen, bewohnen und ver/erben“ kann bis zum 6. April 2026 besichtigt werden.