Die Saisonen endet im Rausch der Klänge

Mit Werken von Strauss, Berg und Rachmaninow begeisterte das Symphonieorchester Vorarlberg beim letzten Abo-Konzert der Saison im Montforthaus.
Im Laufe nur weniger Jahrzehnte sind die drei Werke entstanden, die Chefdirigent Leo McFall für das letzte Abo-Konzert der Saison ausgewählt hatte: das Symphonieorchester Vorarlberg (SOV) präsentierte sich im Montforthaus dicht gedrängt und in Hochform für den Klangrausch der „Rosenkavalier-Suite“, die so facettenreichen Lieder von Alban Berg und die dunklen Farben der Symphonischen Tänze von Rachmaninow. Die irische Mezzosopranistin Paula Murrihy setzte die Leuchtpunkte in den Liedern.

Ohne Worte
Die Suite aus „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss ist eine Oper im Kleinen, eine Zusammenfassung, die den Hörer an der rauschenden Liebesnacht der Marschallin mit Oktavian, dem großspurigen Benehmen des Barons Ochs von Lerchenau, der zauberischen Überreichung der silbernen Rose, dem herrlichen Frauenterzett und dem innigen Schlussduett teilhaben lässt – und das ganz ohne Worte!

Leo McFall breitet die Themen genussvoll aus, sei es in den zarten Farben von Oboe, Flöte und Englischhorn, sei es im derb aufspringenden Tutti, wenn das Orchester den Baron auf Freiersfüßen charakterisiert, oder in den seligen Kantilenen etwa der Konzertmeisterin Michaela Girardi oder des ersten Hornisten Andreas Schuchter. Eigentlich wird es höchste Zeit, den Dirigenten, der mittlerweile auch GMD am Staatstheater Wiesbaden ist, auch hierzulande am Opernpult zu erleben!
Leuchtende Stimme
In einer konzertanten Aufführung von Béla Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“ war das schon möglich, schon damals begeisterte Paula Murrihy als Judith. Jetzt zeichnet die irische Mezzosopranistin die fließenden Linien in den „Sieben frühen Liedern“ von Alban Berg aus, zaubert gemeinsam mit dem Dirigenten und dem Orchester die geheimnisvolle Atmosphäre, die Melancholie und die Fülle der Klangfarben hervor.
Alban Berg hat die Lieder im Jahr 1907 noch während seines Studiums bei Arnold Schönberg geschaffen, seiner Gattin Helene gewidmet und 20 Jahre später orchestriert und überarbeitet. Die Stimme erhebt sich dabei wie ein weiteres Orchesterinstrument, man ist betört von den Farben und Stimmungen, zu denen die Texte der sieben Dichter den Komponisten inspiriert haben – Textverständlichkeit wird da weniger wichtig, wenn Paula Murrihy ihre Stimme zum Leuchten bringt, ist aber durchaus gegeben.

Geisterhafter Abgesang
Die Symphonischen Tänze op. 45 sind die letzten vollendeten Kompositionen von Sergej Rachmaninow, der 1943 in seiner amerikanischen Wahlheimat starb. Hier betont Leo McFall die melancholisch dunkle Farbpalette des russischen Komponisten, schöpft aus der Fülle des Orchesterklangs, spürt aber auch den kammermusikalischen Facetten zahlreicher Bläsersoli nach. Herausgehoben ist das Saxophon-Solo von Fabian Pablo Müller. Den Walzer im Mittelsatz würzt Rachmaninow mit scharfen Bläserakkorden, den süffigen Klang gestaltet der Dirigent als geisterhaft endenden Abgesang.
Große Begeisterung
Der dritte Satz verbindet das beklemmende Thema des „Dies irae“ mit dem Alleluja-Hymnus, in sehnend gestaltete dynamische Kontraste mischt sich ein Charakter von grellem Säbelrasseln: Themenfetzen wandern durchs Orchester, Schlagwerk, Taktwechsel und ein intensives Crescendo führen zum letzten Schlag auf den großen Gong, den Leo McFall lang ausschwingen lässt – die Begeisterung für Dirigent und Orchester ist ebenso groß wie herzlich!
Von Katharina von Glasenapp