Kultur

Das Kapitel Kirsch im Künstlerhaus

28.05.2025 • 11:30 Uhr
Das Kapitel Kirsch im Künstlerhaus
Präsidentin Sarah Kirsch vor dem Künstlerhaus Palais Thurn und
Taxis in Bregenz. Hartinger

Nach Maria Simma werden die bildenden Künstler Vorarlbergs jetzt von Sarah Kirsch vertreten.

Mit Sarah Kirsch (Jahrgang 1993) steht der Berufsvereinigung bildender Künstlerinnen und Künstler Vorarlbergs seit 12. Mai eine neue Präsidentin vor. Während der Vereinssitz und Ausstellungsort der Vereinigung mit dem 1848 erbauten Bregenzer Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis klar aristokratischen Ursprungs ist, entsprang Kirsch einer ganz anderen Welt.

Das Kapitel Kirsch im Künstlerhaus
Hartinger

Nach der Kindheit zur Kunst

Als Tochter eines Polizisten in der deutschen Stadt Bruchsal, nördlich von Karlsruhe, aufgewachsen, ist sie neben ihrer Großmutter die einzige in der Familie mit Abitur. Dabei wirkt es auf den ersten Blick unwirklich, dass die erfahrene Kulturmanagerin in Kindheit und früher Jugend wenig Kontakt zu ihrer späteren Passion hatte. Doch im Gymnasium sprang ein Funke über, der den späteren Weg leuchtete. Dieser führte die heutige Präsidentin erst an die Universität Eichstätt-Ingolstadt zu einem Studium der Kunstgeschichte und Deutschen Sprachwissenschaft (2012–2016), dann für einen Masterstudiengang der Kunstgeschichte nach Dresden.

Das Kapitel Kirsch im Künstlerhaus
Hartinger

In der Pandemie nach Möggers

Kirsch lebt seit Beginn der Pandemie in Vorarlberg, konkret in Möggers. Anlass war ein Berufsangebot für ihren Ehemann im deutschen Lindenberg. Selbst in einer für Berufseinstieg und Sozialkontakte maximal schlechten Zeit angekommen, setzte sie freimütig auf Initiativbewerbungen. Eine fand im Künstlerhaus interessierten Widerhall, konkret bei Maria Simma, ihrer Vorgängerin als Präsidentin. So folgte eine Anstellung, erst geringfügig, bald auf Teilzeitbasis. Rasch für Kommunikation, Vermittlung, Ausstellungskoordination und Mitgliederbetreuung zuständig, ist sie jetzt mit dem Innenleben und Wirken des 325 Mitglieder zählenden Berufsverbands bestens vertraut. Kirsch ist zusätzlich als Produktionsleiterin des Festivals Lichtstadt Feldkirch aktiv und ehrenamtlich im Vorstand des Flamencovereins Jaleo tätig.

Das Kapitel Kirsch im Künstlerhaus
Nach sieben Jahren Präsidentschaft legte Maria Simma ihr Amt im Herbst nieder. hartinger

Avantgarde und Austausch

„Im Albertinum Dresden habe ich an einer Ausstellung mit Werken Kandinskys, Mondrians und Lissitzkys mitgearbeitet. Das war eine sehr spannende Aufgabe. Nur leider war es nicht möglich, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen, da von ihnen keiner mehr am Leben ist. Es ist schön, dass ich hier jetzt in direktem Kontakt mit den Künstlern stehe“, schwärmt die Präsidentin.
Eine Tätigkeit, die mit viel Arbeit einhergeht. So informiert der Verband seine Mitglieder über mögliche Förderungen und Ausstellungen, konkret auch im eigenen Haus. Bis zu zwölf an der Zahl finden jährlich im Künstlerhaus statt. Aktuell steht die Ausstellung im Zeichen der Mitglieder. Unter dem Titel „Unterm Teppich“ stehen vom Keller bis ins Dachgeschoss 216 Arbeiten von 128 Künstlern in vier Stockwerken zur Schau.

Das Kapitel Kirsch im Künstlerhaus
„Marionettenkrieg“ von Thomas Anton Rauch.Hartinger

Steigender Spardruck und Aufwand

Dass große Gruppenausstellungen mit internationalen Künstlern immer unwahrscheinlicher werden, bedingt der allgemeine Spardruck. Was den Vorstand aber schon seit vielen Jahren beschäftigt, ist der mit der Präsidentschaft verbundene Arbeitsaufwand. Dieser war für Simma nicht mehr mit ihrem Beruf als Leiterin der Abteilung Kunst, Kultur und Weiterbildung der Stadt Feldkirch vereinbar. Daher gab sie nach sieben Jahren im Herbst ihren Rücktritt bekannt. So geht die Präsidentschaft von Kirsch mit einem Dienstvertrag einher, in dem die geschäftsführenden Aufgaben der Präsidentin klar geregelt sind.

Das Kapitel Kirsch im Künstlerhaus
Porzellan- und Gouache-Arbeiten der Dornbirner Künstlerin Bianca Tschaikner. Hartinger

Dem heurigen Jahr sieht die Kunsthistorikerin gelassen entgegen. Große Baustellen seien keine bekannt. Dafür darf man gespannt sein, wie die Vereinigung in zwei Jahren ihr 80-jähriges Bestehen zelebrieren wird.