Tanzen auf der Terrasse, hämmernder Sound im Saal

Der letzte Tag des Dynamo Festivals im Dornbirner Spielboden glänzte durch eine facettenreiche Musikauswahl von Funkbeat zum Grungegewitter.
Das Dynamo Festival war in der Vergangenheit oft nicht vom Wetterglück gesegnet. Ganz anders bei dieser Ausgabe. Sommerliche Temperaturen zum Abchillen im Freien und ein gemütlicher Außenbereich mit Essen aus Sri Lanka und Italien ließen das Festivalherz richtig aufblühen. Aufstrebende Geheimtipps und Indie-Acts waren auch heuer der rote Faden, an dem die Bands aufgefädelt waren.
Dancebeats eröffnen
Rosmarin, fünf junge Herren aus Kassel, eröffneten auf der Terrasse den musikalischen Reigen. Passend zum begonnenen Sommer zauberten sie einen Dancebeat aus der Hosentasche, der einen ordentlich mitgrooven ließ. Nicht von ungefähr hatte Sänger Silas de Jong ein Band T-Shirt der Indie-Popband Leoniden an. Discolastig ging es zur Sache, deutsche Texte inklusive. Anklänge von Daft Punk waren durchaus rauszuhören und funkige Gitarreneinschübe machten den Auftritt spannend und höchst hörenswert. Hier war alles am Punkt und auch der zweistimmige Gesang war lupenrein.

Sehnsucht und Schmäh
Als Zweites durfte die in Vorarlberg mittlerweile allseits bekannte Band Cordoba78 ans Werk. Rockiger als gewohnt warfen sie ein Set raus, das die langsamen und melancholischen Nummern, die sie auch können, hinten anstellte. Carlo Giulio Sossella überzeugte mit gutem Schmäh und unglaublicher Stimme, die gefühlt jedes Mal noch voller und sonorer klingt. Tobias Fussenegger begeisterte auf der Gitarre mit gefühlvollen Soli und wer schmolz nicht dahin, als sie ihren Klassiker „Du weißt doch genau, dass ich immer nur an dich denk“ präsentierten.

Ab 20:30 Uhr ging es dann in den Saal hinein, wo die deutsche Sängerin Ami Warning mit ihrer Band auftrat. Die charismatische Sängerin überzeugte mit viel Reggae, Soul und Pop. Ethnoklänge kombiniert mit guten Texten waren das Alleinstellungsmerkmal an diesem Abend.
Lautstärkenmäßig sprengten die Wiener Band Leftovers dann etwas den Rahmen. Eine explosive Mischung aus Grunge und Alternativ-Rock hämmerte einem in die Ohren, die Bühne schmückten sie mit einem Austria-Tabak-Zigaretten-Emblem, was auch immer das für eine Message haben sollte. Abgemildert durch wenige langsame Einsprengsel war diese Band richtig am oberen Noiselevel platziert und erinnerte an alte Zeiten, als das Dynamo Festival mehr dieser Bands gebucht hatte.

Ein Trip in die 80er-Jahre
Den krönenden Abschluss bildete die österreich-iranische Musikerin Sofie Royer, die divenhaft die Bühne für sich einnahm und ihre Stimme sehr gut zur Geltung brachte. Sie sang ihre Songs meist auf Deutsch, aber auch auf Französisch und Englisch. Elektropop mit einer überaus versierten Bassistin erzeugten eine alles umhüllende Raumatmosphäre, die einen in 80er-Pop-Welt zurückbeamte. Etwas Retro ja, aber mit viel Schub nach vorn. Bemerkenswert der Einsatz der Geige, in der Sofie Royer eine klassische Ausbildung absolvierte. Die Mischung machte diesen Abend aus, für musikbegeisterte Menschen war das Entdeckungspotenzial groß.
Daniel Furxer