Ein Museum wie kein anderes feiert Geburtstag

Das Frauenmuseum Hittisau ist seit 25 Jahren ein Ort gelebter Kulturvermittlung. Heute lädt es zur großen Feier.
Das einzige Frauenmuseum Österreichs und das weltweit einzige im ländlichen Raum steht in Hittisau. Unverwechselbar und preisgekrönt etablierte es sich seit seiner Gründung vor 25 Jahren weit über die Landesgrenzen hinaus zum Impulsgeber kritischer Diskurse.

Pioniergeist
Ursprünglich sei ein Heimatmuseum geplant gewesen, erklärt Direktorin Stefania Pitscheider Soraperra. Vonseiten des Landes kam aber der Wunsch nach einem anderen Konzept, dem ihre Vorgängerin Elisabeth Stöckler mit der Idee für ein Frauenmuseum nachkam, dem sie bis 2008 vorstand. „Dass es von der Gemeindevertretung einstimmig beschlossen wurde, halte ich bis heute für ein kleines Wunder“, gesteht Pitscheider Soraperra.

Stöckler selbst konnte es kaum fassen, so groß war der öffentliche Andrang bei der Eröffnung, dass viele Besucher keinen Platz hatten. Vom energischen Schaffens drang des Museums zeugen die bisher 55 gezeigten Ausstellungen. Aktuell präsentieren sie die Schau „Stoffwechsel“ des Museums für angewandte Kunst Wien. Sie wirft ein kritisches Licht auf Geschichte und Gegenwart der Textilindustrie, ergänzt durch Beiträge zur Bregenzerwälder Lokalgeschichte.

Mit greifbaren Objekten, umfangreichen Videointerviews und Stationen für Kinder eignet sie sich für unterschiedlichste Geschmäcker.

Lebensrealitäten
Aus dieser ist das Museum nicht mehr wegzudenken. Das Erfolgsrezept liegt laut Direktorin in der aktiven Beteiligung der 25 Teammitglieder und ihren diversen sozialen Hintergründen: „Die jüngste ist 18, die älteste 80 Jahre alt. Sie kommen aus Marokko, Rom, Riefensberg oder Hittisau, arbeiten als Altenpflegerinnen, Bäuerinnen oder studierten Genderstudies. Da kommen viele Realitäten und Lebenserfahrungen zusammen. Entscheidend ist aber auch, dass sie nicht nur an der Kassa arbeiten, sondern aktiv Kultur vermitteln“, schwärmt Pitscheider Soraperra. Übrigens sind auch Männer im Museum aktiv. Angesprochen auf den Stellenwert des Ehrenamtes gibt sie eine überraschende Antwort: „Wir versuchen es total herunterzufahren. Immerhin leisten Frauen 80 Prozent der unbezahlten Carearbeit in der Gesellschaft. Da die Arbeit im Museum auch eine Form der Carearbei ist, bezahlen wir jede Arbeitsstunde.“

Fest mit fliegendem Euter
Kostenlos hingegen ist der Eintritt für das heutige Fest, das um 10.30 Uhr, mit musikalischer Begleitung beginnt. Ab 12 Uhr folgt ein breites Rahmenprogramm. Kinder und Familien können mit der Rally „Heldinnen auf der Spur“ Hittisau erkunden.

Unter den zahlreichen Eröffnungen befindet sich die Stoff/Wiese. Dabei handelt es sich um ein vor dem Museum gelegenes Feld mit Pflanzen, aus denen Textilfarben und Stoffe gewonnen werden können. Auch der „Raum für Geburt & Sinne“ wird nach fünf Jahren restauriert wiedereröffnet.

Die viel gefeierte Indie-Folk-Gruppe DuoLia. folgt um 16 Uhr mit einem Konzert. Um 18 Uhr geht mit einer Theateraufführung des Kollektivs Rabtaldirndln weiter.

Gegen 19 Uhr steigt Barbara Husars Euterballon gegen Himmel, bevor die Feierlichkeiten mit dem DJane-Duo Carma ausklingen.