„Danke, Ozzy“ – Vorarlbergs Musiker trauern

Anlässlich des Todes der Rocklegende Ozzy Osbourne hat sich die NEUE in der Vorarlberger Musikszene umgehört.
Der am Dienstag mit 76 Jahren verstorbene Sänger und Reality-TV-Star Ozzy Osbourne zählt zu den bedeutendsten Personen der Rockgeschichte. In bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, zeitweise als Installateur tätig, erlangte der „Prinz der Finsternis“ in den 1970er-Jahren internationalen Ruhm. Sein stilbildendes Schaffen prägte Generationen von Musikern, so auch in Vorarlberg. Wie ein Blitzschlag sei die Musik seiner Band Black Sabbath in die Ohren junger Hörer gefahren, erinnern sich mehrere Größen der heimischen Musikszene einhellig zurück. Sein kreativer Funkenschlag entzündete ein Lauffeuer, das den Verstorbenen unsterblich macht.
Hubert Boschetto, Musiker

Wegen meiner langen Haare und der Musik, die ich mache, wurde ich oft als Ländle-Ozzy angesprochen. Als meine Tochter sagte, Papa, es ist etwas passiert, das dir gar nicht gefällt, habe ich von seinem Tod erfahren. Seine Musik höre ich seit ich elf Jahre alt bin, damals kaufte mein Bruder das Black Sabbath Album „Paranoid“ als Schallplatte. Es war seltsame Musik, sie hat uns in eine andere Welt gebracht. So einen Sound hatte davor niemand gemacht. Die Texte haben mich interessiert, da war viel Menschliches drin. Die Kunst, es düster zu halten, war ihr Trick. Als Bluesrockband waren sie nicht besonders gut und hatten keinen Erfolg. Aber als sie neben einem Kino geprobt haben und gesehen haben, wie hunderte Leute für einen Horrorfilm anstanden, kam ihnen die Idee: Musik zu machen, die furchteinflößend ist. Das gefällt den Leuten. Und sie hatten recht.
Charlie Müllner, Musikladen Feldkirch

Ozzy Osbourne kam aus einem Arbeiterviertel in der Nähe von Birmingham. Aus einer armen Gegend, wo Rock’n’Roll als Chance wahrgenommen wurde. Als Möglichkeit, sich zu befreien, aufzusteigen. „Paranoid“ war meine erst Rockplatte. Ich habe sie als Dreizehnjähriger von meiner Schwester erhalten. Bis dahin hörte ich Heintje, aber diese Platte hat meine Welt auf den Kopf gestellt. Erst heute habe ich mir eine Liveaufnahme aus Paris, 1970, angehört. Da spürt man, wie viel Energie in diesen jungen Leuten steckte. Ozzys Gesicht sah damals aus wie das eines Kindes. Es war pure Begeisterung. Nicht nur er, die ganze Band hat extrem gut zusammengespielt. Jetzt ist er gestorben. Er hatte keine einfache Geschichte, machte sich mit Drogen das Leben schwer. Daher hoffe ich, dass für ihn mit dem Tod eine leichtere Phase beginnt. Alles in allem möchte ich sagen: Danke, Ozzy.
Harry Kurz, Sänger bei den Souljackers

Ich war vielleicht elf Jahre alt, da sah ich ihn zum ersten Mal auf einem kleinen Foto in der Bravo. Es hat sich angefühlt wie ein Stromschlag. Dann kam die Musik von Black Sabbath und Ozzy Osbourne in mein Leben, sie begleitet mich bis heute. Er ist mein großer Favorit. 1993 konnte ich sogar erleben, wie er topfit eine Live-Show in Zürich gab. Es war eine unvergessliche Erfahrung. Seine Persönlichkeit, die einzigartige Stimme, die extreme Bühnen-Performance. Wenn ich mit meiner Band, den Souljackers, spiele, dann spüre ich etwas Ähnliches. Für mich war er der absolut größte Rockstar auf der ganzen Welt. Wie im Prinzip alle Rocker hatte auch Ozzy Osbourne eine harte Schale mit weichem Kern. Jetzt höre ich, seit ich am Morgen aufgestanden bin, seine Musik auf voller Lautstärke. Es ist sehr schade, dass mein Black-Sabbath-Projekt mit Hubert Boschetto nie zustande kam.
Hanns Hagen, Kulturmanager

Ozzy Osbourne spielte 2014 mit Black Sabbath auf dem Nova Rock Festival. Auf dem Weg zur Bühne ging er an mir vorbei, da durfte ich drei Sekunden in seinem Leben verbringen, es war ein großartiger Moment. Damals war er noch in Höchstform. Es ist unglaublich, wie er die Musikgeschichte in seiner fast 60 Jahre andauernden Karriere geprägt hat.
Ida Dünser, Musikliebhaberin

Ich bin in den 1990er-Jahren mit Bands wie Nirvana, Melvins und Soundgarden aufgewachsen. Erst über Nirvana habe ich den Weg zu Black Sabbath gefunden. Sie spielten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Grunge als Genre, auch wenn sie selbst nicht Teil dieser Szene waren. Besonders die frühen Alben haben viele Bands beeinflusst, die später den Grunge prägten. Ihre zweite LP „Paranoid“, erschienen 1970, war wegweisend für Rock, Metal und eben auch den Grunge-Sound. Sie zählt bis heute zu meinen absoluten Lieblingsplatten. Leider habe ich die Band nie live gesehen. Es schmerzt, zu wissen, dass ich das jetzt nicht mehr nachholen kann. Black Sabbath und Ozzy Osbourne haben die Musikgeschichte geprägt wie kaum eine andere Band der letzten 50 Jahre. Das ist ihr Vermächtnis. Die Musikwelt verliert einen großartigen Künstler und Songwriter.
Sandra Linder, Sängerin bei Riot & Us

Mit Ozzy Osbourne als Person und seiner Musik im Allgemeinen verbinde ich sehr viel. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich gemeinsam mit meinem Vater Schallplatten gehört habe, natürlich waren da auch Alben von Black Sabbath dabei. Und da mein Vater vor mittlerweile sieben Jahren gestorben ist, erinnert mich seine Musik an früher. Für mich ist sie also etwas ganz Besonderes. Sie hat mich geprägt, sicher dazu beigetragen, dass ich jetzt selbst Musik mache und in einer Band bin. Mit Songs wie „Dreamer“ zeigt er die Kunst, Lieder zu schreiben, die nicht aus der Mode kommen.