Die heimlichen Stars des Szene Openairs

auf dem besten Weg Richtung Kultstatus. PRIVAt
Für den musikalischen Nachwuchs in Vorarlberg ist das Szene Openair von unschätzbarem Wert.
Gewisse Dinge gehören zum Szene Openair, wie der stets drohende Starkregen. Während nur der Himmel weiß, ob es die Wettergötter so milde meinen wie es Prognosen andeuten, steht eines fest: Das Festival am Alten Rhein ist eine unverzichtbare Bühne für die heimische Musikszene, bietet Nachwuchstalenten diverser Genres die Chance, ihr beachtliches Können einer weiten Öffentlichkeit darzubieten.

Die Lehrerin und ihre Schüler. Wie nachhaltig diese Tradition gepflegt wird, weiß die Sängerin Julia Zischg. In wechselnden Formationen 2012, 2021 und heuer erneut im Line-up vertreten, finden sich zusätzlich einige Schüler der Musiklehrerin auf dem Programm wieder.

Zischg und ihre Band bespielen am Donnerstag die große Bühne als Erste des Tages. Für die Darbietung ihres Albums „Things will fall into place“ kann sie auf erfahrene Mitmusiker vertrauen: Martin Grabher (Schlagzeug), Matias Collantes (Gitarre), Angelika Bertel (Bass) und Viola Ess-Pfefferkorn (Keyboard), die gemeinsam mit „Lari + the Wolves“-Sängerin Larissa Schwärzler als Backgroundsängerinnen fungiert.

Trio Wahnsinn. Das Trio Wahnsinn sind die heimlichen Stars des ersten Tages. Ursprünglich als Duo Wahnsinn von Luis Müller (13, Harmonika und Keyboard) und Emil Kurzemann (14, Gitarre und Gesang) gegründet, sind die Harder seit Oktober 2024 als Trio aktiv. „Bei der Suche nach einem Schlagzeuger sind wir auf unseren guten Klassenkollegen Aaron Lässer (12) gestoßen“, berichtet Kurzemann. Gemeinsam besuchen sie die Musikmittelschule Bregenz Stadt, wo sie Zischg im Chor und im Fach Musikerziehung unterrichtet.

Der Öffentlichkeit sind sie spätestens seit März bekannt, als ihre Interpretation von Liquidos Klassiker „Narcotic“ online viral ging. Ex-Liquido Sänger Tim Eiermanns war so angetan, dass er den jungen Talenten einen signalisierten Verzerrer schenkte. „Als die Jungs gefragt haben, ob sie einen Instagram-Account machen dürfen, war ich noch skeptisch. Die digitale Welt ist nicht immer gut. Dass aber ein Video, dass ich aus der Hüfte mitgefilmt habe, so einen Hype auslöst, hat mich sehr beeindruckt“, gesteht Markus Müller (40, Vater) sichtlich stolz.
Im März konnten sie beim Fussacher Funken ihr können vor Hunderten Besuchern unter Beweis stellen. Was Openair-Gäste bei ihrer einstündigen Show erwartet, verriet Luis Müller der NEUE: „Von AC/DCs ‚Highway to Hell‘, ‚Cordula Grün‘ (Josh) bis hin zu Songs der Fäaschtbänkler spielen wir alle Musikrichtungen.“
Dabei können sie es kaum erwarten, die Fäaschtbänkler in Lustenau live zu erleben. Nicht zuletzt, weil sie als Band über Backstage-Pässe verfügen. Während Müller und Kurzemann davor noch nie auf dem Openair waren, liegt Lässers einziger Besuch acht Jahre zurück.

Kindheit. Dass man das Szene Openair mit Kindern besuchen kann, weiß Sandra Linder (31). Letztes Jahr erlebte sie die Feierlichkeiten noch mit ihrem fünfjährigen Sohn. Jetzt gibt die 31-Jährige am Donnerstag, als Sängerin der Alternativrockband „Riot & Us“, ihr erstes Szene-Konzert. „Wir freuen uns riesig und werden alles geben“, strahlt Linder. Als Besucherin erwartet sie ein besonders nostalgisches Ereignis: „Ich war Christina-Stürmer-Fan der ersten Stunde. Auch wenn ich sie nicht mehr oft anhöre, freue ich mich sehr auf ihr Konzert. Und auf Thrown!“

Auch Noa Waibel (24), seines Zeichens Gitarrist bei Reality Break und einstiger Schüler von Zischg im Jazzseminar Lustenau, ist Thrown-Fan. Seine Gruppe ist dem Coversong-Stadium längst entwachsen. Bei ihrer Show am Samstag werden sie nur eigene Songs spielen, musikalisch bewegt sich ihr Rocksound im freien Spiel mit Metal- und Pop-Elementen. Was für eine Mission sie dabei verfolgen, deutet ihr Bandname an: „Wir wollen die Konzertbesucher aus ihrer gewohnten Realität herauswerfen, damit sie nicht über Probleme nachdenken müssen und stattdessen den Moment genießen können.“