My Ugly Clementine: Die knallharte Arbeit hinter dem Applaus

Interview. My Ugly Clementine aus Wien spielen am Freitag, dem 25. Juli, auf dem Poolbar Festival. Die NEUE traf Gitarristin Nastasja Ronck zum Gespräch über Touren, Torturen und Tatendrang.
Wie läuft die Sommertour?
Nastasja Ronck: Erst kürzlich gaben wir auf dem Arena Openair in Wien unsere bisher größte Show. Vor fast 3000 Gästen zu spielen war total aufregend, fast wie ein Fiebertraum. Und obwohl wir auch ruhige Momente im Set hatten, ist das Publikum voll mitgegangen. Mit dieser Energie gehen wir jetzt in den Sommer.

Spielt ihr viele Shows?
Ronck: Eigentlich nicht. In früheren Jahren war der Sommer so vollgepackt, dass es zu viel wurde. Wir mussten lernen, besser auf unsere Ressourcen zu achten. Jetzt fokussieren wir uns auf schöne Stopps, wie dem Poolbar Festival in Feldkirch.

Diese Woche beehren Sie das Festival gleich zweimal. Am Mittwoch begleiteten Sie das Soloprojekt ihrer Bandkollegin Mira Lu Kovacs an Klavier und Gitarre. Am Freitag stehen Sie als My Ugly Clementine, ebenfalls mit Kovacs, erneut in Feldkirch auf der Bühne. Wie begann der gemeinsame Weg?
Ronck: Fan bin ich schon lange. Wirklich kennengelernt haben wir uns aber erst bei den Clementines. Und da sie lange kein Klavier im Set hatte, habe ich jetzt die ehrenhafte Aufgabe, ihre Show geschmackvoll minimalistisch am Klavier zu begleiten. Vor allem aber freue ich mich über das gemeinsame Singen.

In wie vielen Projekten sind Sie gleichzeitig tätig?
Ronck: Ich mache die künstlerische Leitung des femchors, begleite die Auftritte des Schmusechors, spiele in der Live-Band von Paul Plut, bei My Ugly Clementine, Mira Lu Kovacs und komponiere Theatermusik, erst kürzlich für die das Stück „Deadly Poodles“ am Landestheater in Linz.
Hat das wirtschaftliche Gründe?
Ronck: Ja. Es gibt viele Mythen über das Musikbusiness. Die Vorstellung, man habe ein Projekt und lebt davon, trifft für die wenigsten zu. Streaming bringt kaum Geld. Auch Tantiemen, etwa von der AKM reichen selten aus. Live zu spielen ist wichtig, aber das allein reicht nicht. Deshalb bin ich bei verschiedenen Projekten dabei. Es ist meine Leidenschaft, auch wenn ich den Druck der Selbstständigkeit spüre.
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Stichwort Druck und Leidenschaft: Euer Musikvideo zu „Feed Up“ ist eine Ode an Clips von Gruppen wie den Red Hot Chili Peppers oder Blink-182. Wie war es, nackt durch den 15. Bezirk in Wien zu laufen?
Ronck: Na ja, ganz nackt waren wir ja nicht. Wir hatten Nacktanzüge an, so wie sie auch Blink-182 getragen haben. Die ersten Minuten waren lustig. Wir hatten eine Crew dabei, waren im Drehfieber. Aber es hat nicht lange gedauert, bis uns Männer nachgepfiffen haben. Wir wurden angestarrt, unangenehm kommentiert. Obwohl wir in einem offensichtlichen Setting unterwegs waren, war der Blick auf unsere Körper sofort sexualisiert. Wir mussten die Straßenszenen schnell drehen. Es war heftig, aber wir haben als Team viel darüber gesprochen und das Erlebte gemeinsam verarbeitet.
Gab es für Sie auch Momente, in denen Sie das Gefühl hatten, dass man Sie als Frau in der Musikszene nicht ernst nimmt?
Ronck: Mein erstes Interview war so einer. Ich war die einzige Frau in der Band. Die erste Frage war, ob ich die Quotenfrau sei. Ich war baff. Ich hatte mehrere Instrumente gespielt, war voll in die Musik involviert. Trotzdem wurde ich reduziert. Und das war kein Einzelfall. Repräsentation ist wichtig. Aber sie reicht nicht. Es braucht auch Veränderungen hinter den Kulissen. Sonst bleibt es Fassade.

Können Sie mir einen Vorblick geben, was die Poolbar-Gäste erwarten wird?
Ronck: Wir werden einen neuen Song aus dem kommenden Album spielen! Und da unser Live-Drummer Günther Paulitsch, man kennt ihn von Good Wilson, ausfällt, springt der Feldkircher Michael Naphegyi für ihn ein. Er war schon am Mittwoch dabei und macht das fantastisch.