Die erste Leiche wird zum Karrieresprung

Schauspielerin Julia Koch aus Altach über ihre Kriminalfilm-Karriere, fordernde Rollen und neue Projekte.
In der Welt der Fernseh-Krimi-Produktion führt die Karriereleiter von der Leiche, zur Verdächtigten, Bedrohten, bis hin zu Täter- und Ermittler-Rollen. Die aus Altach stammenden Schauspielerin Julia Koch (45) hat diesen Weg erklommen. Erst kürzlich konnte man sie als Kommissarin Franziska Conte im Fernsehkrimi „Der Geier – Freund oder Feind“ bestaunen. Die im Salzburger Land angesiedelte Koproduktion von ORF und ZDF feierte vergangenen Sonntag Erstausstrahlung und brachte Koch eine Nominierung für den Jupiter Award in der Kategorie Beste Darstellerin.

Trügerische Idylle im Burgenland
Schlag auf Schlag folgt mit „Zuagroast – Ein Gartenkrimi“ am 1. Oktober die nächste Premiere, diesmal auf der Videoplattform Joyn. Der auf Martina Parkers gleichnamigen Krimi-Roman basierende Film führt er die Zuseher in die trügerische Idylle des Südburgenlands. Auch Journalistin Vera Horvath, gespielt von Hilde Dalik, verschlägt des dort hin. Sie ist die Zugewanderte des Titels und bezieht das Haus ihrer Uroma. Durch eine Schneckenplage im Garten stößt sie auf Johannas (Eva-Maria Marold) „Klub der grünen Daumen“, wo sie sich mit Eva (Julia Koch) anfreundet. Eva leidet unter ihrem tyrannischen Gatten Paul (Manuel Rubey). Der Architekt ist in dubiose Geschäfte und zahlreiche Affären verwickelt. Doch nach einem skandalösen Auftritt unter Drogen verschwindet er spurlos und mit ihm das Geld auf Evas Konto. Mit Namen wie Barbara Karlich, Silvia Schneider oder Gery Seidl liest sich der Cast wie ein Querschnitt durch die heimische Unterhaltungs-Szene.

„Karlich kannte ich davor nur aus dem Fernsehen. Sie hat einen tollen Humor ans Set gebracht und eine Figur gespielt, die mir sehr gefällt“, schwärmt Koch. Vor der Kamera ist ihre Rolle mit der von Dalik befreundet, doch auch fern der Linse verstanden sie sich gut. „Produktionen sind immer eine besonders intensive Zeit, nach der man sich oft nicht mehr sieht. Das macht Freundschaften am Set schwierig.“

Doppelbödig
Angesprochen auf die spezifischen Herausforderungen des Genres, schildert die Schauspielerin: „Viele Figuren müssen verdächtig wirken. Diese Doppelbödigkeit braucht es, damit das Publikum in jeder Rolle potenzielle Täter erkennen kann.“ Das sei manchmal schwer auszubalancieren. „Man darf nicht zu gut, aber auch nicht zu eindeutig böse sein.“

Die Arbeit ist auch emotional fordernd. „Obwohl das Drehbuch von „Zuagroast“ eine gewisse Leichtigkeit birgt, hat meine Figur keinen leichten Weg. Sie wird in ihrer Beziehung unterdrückt. Als Frau ist es nicht leicht, von diesen Gefühlen loszukommen. Daher war ich sehr überrascht, wie gut Rubey reagiert hat, als ich ihn beim Frühstück im Hotel mit meinen Emotionen überfallen habe. Wir kennen uns schon länger und verstehen uns, im Gegensatz zu dem, was auf dem Bildschirm passiert, sehr gut.“

„Mach, wie es dir liegt. Geniere dich nicht“
Der Weg zum Film war für Koch kein geradliniger. Nach der Matura besuchte sie eine private Schauspielschule in Wien, gründete mit Kolleginnen ein kleines Theater, arbeitete Tag und Nacht, nebenher auch in anderen Jobs. Entschlossen an ihrem Traum festhaltend, zog es sie nach Los Angeles. Dort belegte sie Schauspielkurse, Coachings und fand nach der Rückkehr eine Agentur. Von dort führte der Weg über die erste Leiche zu immer besseren Rollen.
Jungen Schauspielenden, die sich im Filmgeschäft beweisen wollen, rät sie: „Mach, wie es dir liegt. Geniere dich nicht. Es ist eine Illusion zu glauben, dass man einer speziellen Form erfüllen muss. Was man als Makel empfindet, macht einen für Film oder Theater interessant. Es ist etwas Besonderes, dass einen von anderen unterscheidet.“
Auszeit für das erste Buch
Koch wirkte in zwei weiteren Produktionen mit, deren Veröffentlichung aufgrund gekürzter Filmförderungen nicht heuer, sondern erst nächstes Jahr erscheinen werden. In der Zwischenzeit legt sie einen Drehstopp ein, um sich einem langjährigen Herzensprojekt zu widmen: „Ich arbeite an meinem ersten Buch. Es handelt von meiner eigenen Geschichte. Denn wie in der Filmwelt, fange ich mit dem an, was mir nahe liegt. Ich kann noch keine Details nennen, außer, dass es keine Biografie, sondern ein fiktionalisierter Roman wird.