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Diese fünf Altacher wollen keine Straße im Ried

15.01.2024 • 18:47 Uhr
v.l.: Helmut Komposch, Konrad Müller, Herbert Sohm, Silke Kräutler und Bernd Schnetzer <span class="copyright">Privat</span>
v.l.: Helmut Komposch, Konrad Müller, Herbert Sohm, Silke Kräutler und Bernd Schnetzer Privat

Eine Bürgerinitiative rund um drei ehemalige Mitglieder der Altacher ÖVP will per Petition verhindern, dass die Erschließungsstraße für den Kiesabbau im Naherholungsgebiet gebaut wird.

Am 7. Dezember segneten die Altacher Gemeindevertreter den Kooperationsvertrag zum Kiesabbau mit knapper Mehrheit ab. Damit wurden auch die Weichen für eine Erschließungsstraße zum Abbaugebiet und zum Altacher Industriegebiet gestellt. Die von der ÖVP-Fraktion präferierte Variante quer durch das Naherholungsgebiet westlich der Rheintalautobahn löst allerdings nicht nur bei der Altacher Opposition Unmut aus.

Petition gestartet

Nun wollen fünf Altacher mit einer Petition verhindern, dass die Erschließungsstraße im Naherholungsgebiet gebaut wird. Dafür haben Bernd Schnetzer, Silke Kräutler, Helmut Komposch, Herbert Sohm und Konrad Müller eine Bürgerinitiative zur Erhaltung des Naherholungsgebiets gegründet.

“Die Initiative haben wir kurz nach der Gemeindevertretungssitzung gegründet, in der der Kiesbescheid durchgewunken wurde. Die erste Abstimmung dazu war negativ, die zweite dann positiv”, verrät Bernd Schnetzer auf Anfrage der NEUE. “Wir wussten, wenn der Kiesabbau kommt, dann kommt auch die Straße”, erzählt er.

Schutz des Naherholungsgebiets

Die Nachteile führen die Initiatoren in einem Flyer auf ihrer Website an. Man wolle das Naherholungsgebiet “langfristig vor negativen Folgen durch Bebauung, Verkehrsbelastung sowie Lärm- und Schadstoffemissionen” schützen.

“Ich setze mich dafür ein, dass keine Straße kommt und das Naherholungsgebiet bleibt”, bestätigt Bernd Schnetzer. Bei Höchstauslastung seien pro Tag 400 Lkw-Fahrten durch das Ried zu erwarten, gibt er zu bedenken. Schnetzer verweist außerdem auf den Bodenverbrauch: “Noch ist dort ein Kiesweg, wo die Straße gebaut wird. Der wird asphaltiert, dazu kommen Ausweichstellen für Lkws.”

Diese fünf Altacher wollen keine Straße im Ried

Schnetzer erklärt, die Petition gehe direkt an Bürgermeister und Gemeindevertretung: “Sie ist dazu da, aufmerksam zu machen, dass nicht alle Altacher für den Bau der Straße sind.” Es gehe außerdem darum, die Bevölkerung im Dorf zu informieren, dass eine Straße durch das Naherholungsgebiet gebaut wird. Stand Montagabend hat die Petition weit über 100 Unterschriften gesammelt. Naben den fünf Initiatoren sind auch die Namen von neun weiteren Unterstützern im Flyer aufgeführt. “Ziel ist es, so viele Unterschriften wie möglich zu erhalten. Jeder, der Unterstützer unserer Initiative sein will, kann dabei sein. Wir freuen uns über jede Unterschrift”, so Bernd Schnetzer.

ÖVP-Vergangenheit

Bernd Schnetzer, Helmut Komposch und Herbert Sohm sind keine unbeschriebenen Blätter in der Altacher Gemeindepolitik. Alle drei waren Mitglieder der Altacher Volkspartei, verließen die Fraktion aber nach der besagten Gemeinderatssitzung, als der Antrag abgesegnet wurde. Herbert Sohm ist sogar Mitglied des Gemeinderats und war bis zum 7. Dezember Vorsitzender im Sozialausschuss und im Integrationsbeirat. In der Sitzung legte er diese Funktionen zurück und trat aus der ÖVP aus. Dem Sitzungsprotokoll kann man entnehmen: “Er (Sohm) begründet seine Entscheidung mit der Vorgangsweise in der aktuellen Diskussion zum Kiesabbau und der damit zusammenhängenden Verkehrslösung.”

Enormer Druck sei auf Andersdenkende innerhalb der Fraktion ausgeübt worden, kritisierte Sohm bei seinem Austritt. Als “wilder” Gemeinderat und Gemeindevertreter verbleibt Sohm in der Altacher Gemeindepolitik. Die beiden anderen Initiatoren, Silke Kräutler und Konrad Müller, sind nicht im Gemeinderat aktiv.

Kein politisches Signal

Bernd Schnetzer betont, man wolle kein politisches Statement mit der Bürgerinitiative setzen: “Uns geht es rein um das Naherholungsgebiet.” Bestrebungen, aus der Bürgerinitiative eine eigene Fraktion für die Gemeinderatswahl im kommenden Jahr zu gründen, habe er keine: “Gedanklich bin ich derzeit nur bei der Initiative.”

Um das Verkehrsproblem zu lösen, plädiert Schnetzer für andere Optionen: “Es wurden sechs mögliche Varianten für eine Straße präsentiert. Es gibt sicher noch bessere Alternativen, die nicht ins Naherholungsgebiet eingreifen.” Er verweist auf eine mögliche Einbahnregelung auf Dorfstraßen. Den Kiesabbau als Ganzes wollte Schnetzer nicht bewerten: “Es müssen andere entscheiden, ob das Projekt möglich ist. Uns ist wichtig, dass die Natur geschützt wird und nicht überall Lkws durchfahren.”