Anpassung an den Klimawandel

Der „Vorarlberger Aktionsplan 2020“ zur Klimawandelanpassung wurde präsentiert.
Von einem „grünen“ oder eher exotischen Thema hat sich die Klimawandelanpassung mittlerweile in eine Frage verwandelt, die alle Abteilungen im Amt der Vorarlberger Landesregierung täglich beschäftigt. Das sagte der für den Klimaschutz zuständige Landesrat Johannes Rauch (Grüne) am Freitag. Gemeinsam mit Markus Niedermair, Klimawandelanpassungskoordinator des Landes, hat er in einer Pressekonferenz den „Aktionsplan 2020“ vorgestellt, in dem elf Handlungsfelder definiert worden sind, um die Auswirkungen der Klimaveränderung bewältigen zu können.
Trend zur Klimaerwärmung
2019 war nach Angaben von Rauch das fünftwärmste Jahr der Messgeschichte in Vorarlberg. Die Temperaturen lagen um 1,9 Grad Celsius über dem Durchschnitt von 1961 bis 1990. Allerdings gehe es nicht nur um diesen Einzelwert, sondern es lasse sich in den vergangenen Jahren ein deutlicher Trend zur Klimaerwärmung feststellen. „Dieser ist auch nicht auf die Schnelle einzubremsen oder umzukehren, weil es verzögerte Effekte sind. Was jetzt an Treibhausgasen emmitiert ist, befindet sich in der Atmosphäre und hat eine verzögerte Wirkung“, stellte der Landesrat klar.
Die Auswirkungen der Erderwärmung würden sich bereits jetzt zeigen – etwa bei Permafrostböden in Russland, die auftauen, oder in Deutschland, wo Wälder aufgrund von Trockenheit absterben. Umso wichtiger sei es daher, jetzt bereits Maßnahmen zu treffen, um für die Zukunft gerüstet zu sein.
Als Beispiel nannte Rauch etwa die „Vorarlberger Waldstrategie 2030“, bei der es darum geht, die Wälder klimaresistenter zu machen. Gerade Fichten seien empfindlich, wenn es um lang anhaltende Trockenheit gehe. Klassische Fichtenwälder hätten daher nur geringe Überlebenschancen. Deshalb müsse man jetzt Maßnahmen treffen, um in Zukunft Mischwälder zu haben, die besser für ein wärmeres Klima geeignet sind.
Weitere Handlungsfelder sind nach Angaben des Landesrates auch die Schaffung von Kriterien für „klimafitte“ Gebäude, die Strategie im Bereich der Wasserwirtschaft oder auch in der Raumplanung. Bei letzterem gehe es etwa darum, den Klimawandel auch bei der Gestaltung der Siedlungsräume zu berücksichtigen. So müsse beispielsweise verstärkt auf die Hochwassersicherheit etwa im Zusammenhang mit Starkregen-Ereignissen geachtet werden.
Kühlung im Fokus
Im Bereich der Gebäude hätten sich die Anforderungen in den vergangenen Jahren bereits verändert, meinte Rauch. Sei es früher vor allem um die Dämmung gegangen, stehe heute eher die Frage im Mittelpunkt, wie für die Kühlung der Innenräume gesorgt werden kann. Maßnahmen seien hier beispielsweise Dach- oder Fassadenbegrünungen.
Markus Niedermair führte schließlich noch aus, dass es sich bei dem Aktionsplan nicht nur um Worte auf gedrucktem Papier handelt. Die enthaltenen Maßnahmen seien auch mit Förderprogrammen verknüpft. Zudem sei nicht nur das Land in dieser Frage sehr aktiv, sondern auch die Gemeinden würden sich engagieren. Das zeige sich einerseits daran, dass die Fördergelder für die Klimawandelanpassung abgeholt würden. Andererseits werde seitens der Kommunen auch verstärkt beim Land hinsichtlich Informationen zum Thema nachgefragt.
Aus Sicht des Landesrats lohnt es sich, in diesem Bereich zu investieren. Jeder Euro, der heute in Programme zur Einbremsung des Klimawandels oder zur Anpassung an diesen fließe, mache sich in zehn bis 20 Jahren um ein Vielfaches bezahlt.
Elf Handlungsfelder
1.Neue Klimawandelanpassungs-Modellregionen mit 100.000 Einwohnern
2.Mehr Klimawandelanpassungs-Berater für die Gemeinden
3. Luftreinhaltung zur Reduktion von Sommersmog
4. Kriterien für „klimafitte“ Gebäude
5. Vorarlberger Waldstrategie 2030 für klimaresiliente Wälder
6. Hitzeschutzplan Vorarlberg 2020 mit Tipps und Empfehlungen
7. Förderung des Tierwohles unter veränderten klimatischen Verhältnissen
8. Moorschutz, Neobiota-Bekämpfung und mehr Grün im Siedlungsraum
9. Räumliche Entwicklungspläne berücksichtigen Klimawandelanpassung
10. Neue Wasserwirtschaftsstrategie 2025 unter Berücksichtigung von Klimaszenarien
11. Klimawandelanpassung im Verkehrsbereich