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Teuerung wirkt sich nicht auf Spenden aus

21.07.2022 • 18:09 Uhr
Die NEUE sprach mit verschiedenen Hilfsorganisationen. <span class="copyright">Hartinger</span>
Die NEUE sprach mit verschiedenen Hilfsorganisationen. Hartinger

Trotz allerorts steigender Preise ist das ­Spendenaufkommen bei Hilfsorganisationen im Land derzeit nicht rückläufig. Unsicherheit herrscht aber in Hinblick auf den Herbst.

Die gegenwärtige Teuerung führt dazu, dass von vielen wieder mehr gespart wird – weil es nicht anders geht oder die Angst besteht, dass die Preise noch weiter steigen. Davon betroffen sind natürlich vor allem nicht lebensnotwendige Ausgaben, und darunter fallen wohl auch Spenden.

Versorgt Bedürftige mit Lebensmitteln: Tischlein deck dich mit Obmann Elmar Stüttler. <span class="copyright">Hartinger</span>
Versorgt Bedürftige mit Lebensmitteln: Tischlein deck dich mit Obmann Elmar Stüttler. Hartinger

Bei der Hilfsorganisation Tischlein deck dich, die Lebensmittel an bedürftige Menschen verteilt, ist von einem Einbruch bei den Spenden allerdings noch nichts zu bemerken, wie Obmann Elmar Stüttler auf Nachfrage informiert, „eher das Gegenteil“. Erst unlängst hatte die Einrichtung einen Spendenaufruf gestartet, nachdem die Lebensmittel, die vom Handel und den Produzenten kommen, weniger geworden waren. Dabei handelt es sich um Produkte aus Überproduktion, mit optischen Schäden und kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum.

Der Aufruf war erfolgreich, „unsere Spender sind sehr entgegenkommend“, formuliert es Stüttler. Einen Grund für die nach wie vor vorhandene Spendenfreudigkeit ortet er darin, dass gezielt auch für ukrainische Geflüchtete gesammelt werde.

Conny Amann, Hubert Löffler und Christine Wiesenegger (v.l.) vom Netz für Kinder. <span class="copyright">Mathis</span>
Conny Amann, Hubert Löffler und Christine Wiesenegger (v.l.) vom Netz für Kinder. Mathis

Vorsichtig

Auch beim Netz für Kinder sind derzeit die Spenden noch nicht zurückgegangen. „Wir hatten zuletzt aber auch einige schon länger geplante Veranstaltungen“, informiert Conny Amann. Allerdings sei man vorsichtig und rechne mit allem.
Aufgefallen ist den Verantwortlichen aber, dass sich die Menschen mehr für die Arbeit des Vereins interessieren würden. Weil sie wissen möchten, was mit dem Geld passiert, und weil sie sich vielleicht auch nicht vorstellen können, in welcher Armut Familien in Vorarl­berg leben, vermutet Amann. Und dann erzählt sie noch, dass Netz für Kinder auch viele regelmäßige Spenderinnen und Spender habe, die sich dafür jeden Monat die fünf bis zehn Euro vom Mund absparen.

Susanne Marosch von Geben für Leben. <span class="copyright">paulitsch</span>
Susanne Marosch von Geben für Leben. paulitsch

Noch unsicher

„Im Moment ist das noch schwierig zu sagen“, erklärt Susanne Marosch von Geben für Leben auf die Frage nach einem Spendenrückgang. Der Verein führt bekanntlich Typisierungen für Stammzellen für an Leukämie erkrankte Menschen durch.
Im Sommer würden die Spenden immer weniger, weil die Menschen etwa im Urlaub seien, informiert die Vereinsobfrau. Ob der derzeitige Rückgang nur das „Sommerloch“ sei oder langfristig, lasse sich vermutlich erst im Herbst beantworten, sagt sie. Dazu komme, dass die Gelder immer dann mehr würden, wenn ein Kind einen Spender oder eine Spenderin suche oder Benefiz-Firmenevents stattfinden.

“Eine seriöse Einschätzung über die Entwicklung ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich.”

Elke Kager, Caritas Vorarlberg

Kinderdorf

Auch im Vorarlberger Kinderdorf ist noch nichts von einem Rückgang beim Spendenaufkommen zu merken. „Momementan noch nicht, es passt noch ganz gut. Schauen wir, wie es weitergeht“, meint auf Nachfrage Judith Hagen.
Bei der Caritas Vorarlberg wurde gerade die Hungerhilfe-Kampagne, die für Maßnahmen gegen Hunger in Äthiopien gedacht ist, gestartet. „Da wir damit am Anfang stehen, können wir noch nicht sagen, ob die Spendenbereitschaft hier geringer oder ähnlich wie in den Vorjahren ist“, informiert Elke Kager. Eine seriöse Einschätzung über die Entwicklung sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich.

Die Caritas-Hungerhilfe-Kampagne 2022 setzt ihren Schwerpunkt auf Äthiopien, wo Menschen und Tiere Not leiden. <span class="copyright">caritas/zündel</span>
Die Caritas-Hungerhilfe-Kampagne 2022 setzt ihren Schwerpunkt auf Äthiopien, wo Menschen und Tiere Not leiden. caritas/zündel

Rekord

Ein Rückblick auf die erste Jahreshälfte 2022 zeige jedoch, dass sehr viele Vorarl­bergerinnen und Vorarlberger den betroffenen Menschen in der Ukraine helfen wollten, berichtet die Caritas-Vorarlberg-Sprecherin. Gemeinsam mit der Initiative Vorarlberg hilft sei diesbezüglich ein Spendenrekord erzielt worden.
Allerdings gebe es derzeit auch eine gewisse Verunsicherung bei Spenderinnen und Spendern in Bezug darauf, wie sich die Situation im Herbst entwickelt, heißt es vonseiten der Caritas Vorarlberg. Das lasse sich aus vereinzelten Rückmeldungen schließen.