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Warum die Privatpleiten im Land massiv ansteigen

22.03.2023 • 11:14 Uhr
Warum die Privatpleiten im Land massiv ansteigen
Die anhaltend großen finanziellen Herausforderungen, die Vorarlbergs private Haushalte weiterhin massiv belasten, lässt die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren im Vergleich zum Beginn des Vorjahres steigen.Shutterstock

Bundesweit zweitstärkster Zuwachs in Vorarlberg – weiterer Anstieg bis Jahresende erwartet.

Während die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren auf Bundesebene insgesamt einen geringen Anstieg verzeichnet, gibt es in Vorarlberg einen deutlichen Anstieg. Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung wurden in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres in Vorarlberg 113 private Pleiten gezählt – das entspricht einem Anstieg von 44,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch bei den vorläufigen Passiva verzeichnet Vorarlberg einen Anstieg: die Verbindlichkeiten sind um 66,7 Prozent auf 10 Millionen Euro gestiegen. Das bedeutet ein durchschnittliches Schuldenausmaß von rund 88.000 Euro pro Schuldner.

Hauptgründe für finanzielle Probleme

Als Hauptgründe für die finanziellen Probleme der Schuldner nennt der KSV1870 die Einkommensverschlechterungen und Arbeitslosigkeit. Allerdings gebe er derzeit gute Arbeitsmarkt vielen wieder die Möglichkeit des Einstiegs in das Arbeitsleben und damit die Basis, ihren Gläubigern ein Rückzahlungsangebot zu unterbreiten, erklärt Regina Nesensohn, KSV1870 Leiterin Standort Feldkirch. Im Vergleichszeitraum des Jahres 2019, und damit vor Beginn der Corona-Krise, wurden rund 106 Privatkonkurse gezählt – das entspricht in etwa 6,2 Prozent mehr Fälle.

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Regina Nesensohn, KSV1870 Leiterin Standort Feldkirch. KSV

Zweitstärkster Zuwachs

Von plus 77,6 Prozent in Salzburg bis minus 16,9 Prozent in der Steiermark ist de facto alles vertreten. Vorarlberg verzeichnet mit einem Plus von 44,9 Prozent den zweitstärksten Zuwachs an Privatkonkursen österreichweit. Neben der Steiermark verzeichnen auch die Bundeshauptstadt Wien mit minus 7,1 Prozent und das benachbarte Niederösterreich mit einem Minus von 4,2 Prozent rückläufige Ergebnisse.

Anstieg bis Jahresende erwartet

„Es ist leider damit zu rechnen, dass sich die finanziell angespannte Lage für viele VorarlbergerInnen in den nächsten Monaten kaum bis gar nicht entspannen wird. Insofern müssen wir mit einer Zunahme bei den Privatkonkursen rechnen“, so Nesensohn. Hält die Beschleunigung der Insolvenzsituation der vergangenen vier Wochen über einen längeren Zeitraum weiter an, erwartet der KSV1870 mit Blickrichtung Jahresende ein Ergebnis, das in etwa bei 400 privaten Pleiten in Vorarlberg zum Liegen kommen könnte. Damit würden gegenüber dem Vorjahr um knapp 50 Fälle mehr zu Buche stehen. Abhängig ist diese Entwicklung naturgemäß auch davon, ob und wenn ja in welchem Ausmaß den Österreicherinnen und Österreichern finanziell unter die Arme gegriffen wird – etwa in Form von Energiekostenzuschüssen oder auch betrieblichen Unterstützungsmodellen.