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Wo man auf Kälbern statt auf Pferden reitet

08.04.2023 • 20:16 Uhr
Luise (l.) und Magdalena (r.) haben ein Herz für die Kälber Luise und Reinhard.<span class="copyright"> Klaus Hartinger</span>
Luise (l.) und Magdalena (r.) haben ein Herz für die Kälber Luise und Reinhard. Klaus Hartinger

Die zwei Töchter vom Martinshof wollten reiten. Ihnen fehlte aber ein Pferd. Sie wurden kreativ.

Aufgewachsen sind Luise (10 Jahre) und Magdalena (12 Jahre) mit einem Pferd und einem Esel im Stall am Martinshof in Buch, den ihre Eltern Claudia und Bertram Martin betreiben. Der Esel starb jedoch irgendwann, und das Pferd wurde weggegeben. „Wir haben kein Tier mehr gehabt zum Reiten“, erzählt Luise. Doch davon ließen sich die zwei Mädchen nicht unterkriegen. Sie wurden schnell kreativ. Da sie am Martinshof zahlreiche Kälber im Stall haben, haben sie vor zwei, drei Jahren auf Kälber umgesattelt. Das erste Kalb, Sarah, ist mittlerweile schon eine Kuh. Auf der können sie immer noch reiten. Doch auf Kälbern sei es einfacher, da diese sich nicht so weit vom Stall entfernen würden und nicht so groß und stark seien, sagt Magdalena. Kühe hätten mehr Gewicht, was schmerzhafter sei, wenn sie versehentlich auf einen Fuß der Mädchen stehen würden. Und wenn sich die Reiterinnen mal nicht am Rücken halten können, ist der Fall bis zum Boden von einem Kalb weniger weit. Das ist bereits passiert. Doch da sie meist in der Wiese im Umkreis des Martinshofs unterwegs sind, landen sie dann weich im Gras. Dabei liegt ihnen Abwechslung am Herzen. Sie verbringen Zeit im Wald, aber auch im Bach. Ins Wasser würden die Kälber besonders gerne reingehen, erzählt Luise. „Man kann jeden Tag etwas anderes probieren.“

Der Weg auf das Kalb und herunter ist kürzer als bei Pferden. So tut es weniger weh, wenn sie herunterfallen. Denn ein Sturz gehört zum Reitsport dazu. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Der Weg auf das Kalb und herunter ist kürzer als bei Pferden. So tut es weniger weh, wenn sie herunterfallen. Denn ein Sturz gehört zum Reitsport dazu. Klaus Hartinger

Kein Zwang

Die Kälber werden zu nichts gezwungen. „Wichtig ist es, dass es dem Kalb gefällt“, bekräftigt Magdalena. „Wenn das Kalb keine Lust hat, muss es nicht raus.“ An solchen Tagen geht es zurück in den Stall. Die zwei Schwestern reiten täglich gemeinsam am Nachmittag nach der Schule auf den Kälbern. Nur wenn sie mal Nachmittagsschule haben, auch mal allein, oder sie machen mal eine Pause.
Das gefällt ihnen am Umgang mit den Kälbern am meisten, dass sie nicht jeden Tag eine Verpflichtung haben. Die Mädchen haben gerade deswegen Gefallen am Kälberreitsport gefunden. Im Gegensatz zu einem Pferd seien Kälber unabhängiger vom Menschen. „Mit Pferden musst du jeden Tag etwas tun. Das Kalb freut sich, wenn du kommst, aber kommt auch allein ohne Menschen klar“, erklärt Magdalena, was ihr am Wesen der Kälber besonders gefällt. Luise mag vor allem die zutrauliche Art der Kälber, wie sie erzählt, während ihr die Namenskollegin Luise mit der Zunge über Hand und Helm leckt.

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Klaus Hartinger

Trost bei Tieren

Derzeit sind sie mit den zwei dreimonatigen Kälbern Luise und Reinhard unterwegs. Diese haben sich schon an die zwei Mädchen gewohnt. Ihre Mutter Claudia Martin erzählt, dass die zwei Tiere nicht zu allen Menschen derart zutraulich seien. Etwa als eine Schulklasse zu Besuch war, sei das bemerkbar gewesen. Auch Magdalena freut sich über diese entstandene Bindung. „Sie haben Vertrauen zu dir, und du kannst dich auf sie verlassen“, so die Zwölfjährige. „Wenn es dir nicht gut geht, kannst du das Kalb besuchen – und es tröstet dich.“

Die Kälber dürfen Tier bleiben und machen auch mal ein Kämpfchen. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Die Kälber dürfen Tier bleiben und machen auch mal ein Kämpfchen. Klaus Hartinger