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Wo die Straßen zu laut und zu gefährlich sind

12.06.2023 • 19:30 Uhr
Rund 80 Prozent aller Verkehrsunfälle in Vorarlberg passierten in den vergangenen drei Jahren im Ortsgebiet. <span class="copyright">Hartinger</span>
Rund 80 Prozent aller Verkehrsunfälle in Vorarlberg passierten in den vergangenen drei Jahren im Ortsgebiet. Hartinger

VCÖ-Check: Vorarlberger zeigten Wunsch nach Verkehrsberuhigung in 52 Gemeinden auf.

Rund 80 Prozent aller Verkehrsunfälle in Vorarlberg passierten in den vergangenen drei Jahren im Ortsgebiet. Ein niedrigeres Tempolimit könnte die Zahl der Zusammenstöße senken – immer mehr Städte und Gemeinden sprechen sich deshalb dafür aus, die Geschwindigkeit im Straßenverkehr zu senken.

Geht es um Landesstraßen, die durchs Ortsgebiet führen, liegt die Entscheidung dazu allerdings nicht bei der Gemeinde. Das Tempo gibt die Straßenverkehrsordnung (StVO) vor – für eine Senkung braucht es eine Zustimmung der Bezirkshauptmannschaft. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) fordert eine entsprechende Reform der StVO, wonach Gemeinden und Städte im Alleingang entscheiden dürfen, wie schnell im Ortsgebiet gefahren werden darf – auch wenn es sich um Landesstraßen handelt. 43 Vorarlberger Kommunen unterstützen die Initiative bereits.

Rege Beteiligung

Dass es Handlungsbedarf gibt, zeigt auch eine interaktive Karte, auf der Vorarlberger Bürger Straßenbereiche markieren konnten, wo Verkehrsberuhigung dringend vonnöten wäre. Insgesamt 466 Einträge gingen bis Ende Mai ein. Im Nachbar-Bundesland Tirol gab es mit 186 Einträgen vergleichsweise wenige Rückmeldungen. V „Wir freuen uns, dass so viele diese Möglichkeit der Partizipation genutzt haben“, lobt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer die rege Beteiligung aus Vorarlberg. „Wir leiten die Einträge an die jeweils zuständige Gemeinde weiter. Die Gemeinden erhalten damit eine wertvolle Information, wo Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung gewünscht werden“.

Wo die Straßen zu laut und zu gefährlich sind
Generelles Tempo 30 wird vielen Gemeinden gefordert. NEUE

Gründe

Der VCÖ hat auch abgefragt, warum eine Verkehrsberuhigung an dem genannten Ort gewünscht wird, wobei Mehrfachnennungen möglich waren. 15 Prozent nannten eine zu hohe Abgasbelastung durch den Verkehr als Grund, 21 Prozent wünschen Verkehrsberuhigung, weil der Verkehrslärm zu hoch ist, 24 Prozent wegen zu viel Kfz-Verkehr, ebenfalls 24 Prozent wiesen auf eine Unfallgefahrenstelle hin und jeweils 25 Prozent beklagten ein zu hohes Tempo des Kfz-Verkehrs bzw. die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch den Verkehr.

Die Gemeinden erhalten damit eine wertvolle Information, wo Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung gewünscht werden.

Lina Mosshammer, VCÖ

Von Schruns bis Hohenweiler

Auf der interaktiven Karte (siehe QR-Code) wurden Straßenabschnitte in insgesamt 52 Gemeinden von Hohenweiler bis Schruns markiert. Die Stadt mit den meisten Eintragungen ist Dornbirn. 66 Problemstellen sind auf der Online-Karte zu finden, darunter die Stadtstraße („enormer Verkehr“, „schlechte Querungsmöglichkeiten“) und die Hatlerstraße im Bereich der Sägerbrücke („Ampelschaltungen haben hier ganz klar Fokus auf den motorisierten Verkehr. Mit Kindern ist es kaum möglich, die Straße innerhalb von einer Grünphase zu überqueren“). Handlungsbedarf gibt es bekanntermaßen auch in der Mozartstraße. Hier ist die Rede von „täglich ca. 7000 Fahrzeugen“, Nachtverkehr, fehlenden Polizeikontrollen und viel Schleichverkehr.

51 Meldungen betreffen Verkehrs-Hotspots in der Landeshauptstadt Bregenz. Die Römerstraße sei eine „Rennstrecke für Busse, Motorräder und Autos“ mit „Lärmwerten weit über den zugelassenen Grenzwerten“, bemerkt ein Verkehrsteilnehmer und würde sich unter anderem Tempo 30 durch das dicht verbaute Wohngebiet wünschen. „Zu hohes Tempo, viele Lkw und Raser und zu wenige Kontrollen“ werden auch auf der Rheinstraße zwischen Interspar und Achbrücke beklagt.

Schleichverkehr

In Feldkirch wird unter anderem die Situation für Radfahrer im Bereich des Bahnhofs beanstandet. Die Fahrradfahrer, so heißt es in einem Eintrag, „müssen über die stark und schnell befahrene L 190“, was für Ältere oder Kinder mitunter schwierig sei. Ebenso thematisiert wird der Schleichverkehr über die Letze. Dieser sei „unerträglich“, schreibt ein Verkehrsteilnehmer, der sich darüber hinaus über das zu hohe Tempo beklagt. Auch in der – ebenfalls mit Tempo 30 beschränkten – Sägerstraße im Ortsteil Gisingen werde die Geschwindigkeitsbegrenzung selten eingehalten, heißt es.

Landtag

Mit Geschwindigkeitsbeschränkungen im Ortsgebiet befasste sich auch der Landtag. Ein Antrag an die Landesregierung, sich beim Bund dafür einzusetzen, dass das Tempo auf Landesstraßen einfach reduziert werden kann, wurde im April 2022 einstimmig angenommen.