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AK-Studie zu Grundbesitz mit irreführenden Zahlen

21.06.2023 • 17:21 Uhr
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Errechnete bebaubare Wohnbauflächen sollen nicht stimmen. Neue

Die Studie weist Unschärfen auf, die zu völlig irreführenden Angaben führen – das zeigt sich am Beispiel der Vogewosi

Die von der AK Vorarlberg beim ISK Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung in Dornbirn und der Telesis Entwicklungs- und Management GmbH in Alberschwende in Auftrag gegebene und vor wenigen Tagen präsentierte Studie zu den Besitzverhältnissen bei den Grundstücken in Vorarlberg weist massive inhaltliche Schwächen und Unschärfen auf.

Diese Schwächen führen in weiterer Folge zu irreführenden und nicht der baulich nutzbaren Realität entsprechenden Angaben in Bezug auf die genannten unbebauten Wohnbaugrundstücksflächen. Das haben wpa-Recherchen anhand des angeblichen Bestandes an unbebauten Wohnbaugrundstücken beim gemeinnützigen Vorarlberger Wohnbauträger VOGEWOSI ergeben.

In der Studie wird die VOGEWOSI im Top-10-Ranking der Besitzer von unbebauten Wohnbauflächen in Vorarlberg immerhin auf Platz eins angeführt. Sie besitze 54,9 Hektar an unbebauten Wohnbauflächen, heißt es in der Aufstellung. Auf Platz zwei folgt die Kirche mit angeblich rund 51 Hektar.

AK-Zahlen mehr als dreimal zu hoch

Ein Blick in den zuletzt veröffentlichten Jahresabschluss 2021 der VOGEWOSI zeigt, dass dort unterdessen die Rede von etwas mehr als 16 Hektar an bebauungsfähigen Wohnbaugrundstücken ist. Zusammen mit zwei noch nicht umgewidmeten Grundstücken komme man auf etwa 17,4 Hektar an Grundstücksflächen, wo noch eine Bebauung möglich wäre, steht im Jahresabschluss zu lesen.

Vogewosi-Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz erklärte auf wpa-Anfrage, dass gemäß dem aktuellen Jahresabschluss 2022 von noch bebaubaren Grundstücksflächen von etwa 16,6 Hektar ausgegangen werden könne. Mit den zwei noch nicht umgewidmeten Grundstücken, die sich seit Jahrzehnten im Besitz der Vogewosi befinden, käme man auf 17,9 Hektar an noch nutzbaren Wohnbaugrundstücksflächen.

Vogewosi-Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz. <span class="copyright">Böhler PR</span>
Vogewosi-Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz. Böhler PR

Vogewosi kann Zahlen nicht nachvollziehen

“Die in der AK-Studie genannten Zahlen sind für mich nicht nachvollziehbar. Die dort angegebenen 54,9 Hektar an unbebauten Flächen stehen der VOGEWOSI zum Bau von Wohnanlagen definitiv nicht zur Verfügung. Das dürften wir in dieser Höhe auch gar nicht haben. Es sind die von uns genannten rund 17 Hektar”, so Lorenz. Das hätte man vergleichsweise leicht über einen kontrollierenden Vergleich mit den Jahresabschlüssen feststellen können, welche die Vogewosi seit Jahren veröffentlicht und ins Internet stellt. Die Studienautoren hätten während ihrer monatelangen Recherche kein einziges Mal mit der Geschäftsführung der Vogewosi Kontakt aufgenommen.

Irreführender Bewertungsansatz

Die Ursache für die völlig überzogenen und damit irreführenden Zahlen findet man in der Studie auf der Seite 13 rechts unten. Dort steht: “In Fällen, in denen eine ausgewiesene Gebäudefläche eine eigene Grundstücksnummer besitzt, d.h. die Geometrie von Grundstück und Gebäude identisch ist, wurde die Zählweise und die statistische Flächenbilanz zur Unterscheidung in bebaute und unbebaute Fläche so durchgeführt, dass diese Grundstücke als bebaut, das umgebende Grundstück jedoch als unbebaut gewertet wurden.”

Nicht automatisch bebaubar

Übersetzt bedeutet dies: Haben auf einer Liegenschaft das Gebäude (Bauparzelle) und das umgebende Grundstück (Grundparzelle) jeweils eine eigene Grundstücksnummer, so wird die das Gebäude umgebene Fläche, etwa der Garten, in der Studie als unbebaute Fläche bewertet. Gibt es im gleichen Fall nur eine Grundstücksnummer für Gebäude und umgebende Flächen, so gilt diese gesamte Fläche hingegen als bebaut. Mit anderen Worten: Bei zwei Grundstücksnummern auf einer Liegenschaft mit einer Wohnanlage wird der umgebende Garten als unbebaut bewertet, obwohl dort möglicherweise aus Platzgründen gar kein weiteres Gebäude mehr errichtet werden kann.

Für Vogewosi-Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz ist das auch der Grund dafür, dass die Zahlen für die Vogewosi in der Studie viel zu hoch ausgefallen sind. Nur weil zwischen Gebäuden oder rund um ein Gebäude noch etwas Platz sei, heiße das nicht automatisch, dass man dort noch ein weiteres Gebäude errichten könne, sagte Lorenz.

wpa-Anfragen bei weiteren in der Studie aufgelisteten Grundstücksbesitzern haben ergeben, dass auch deren angeführte Zahlen hinsichtlich unbebauter Grundstücke nicht stimmen würden. Da sich die in der Studie angewandte Zählmethodik in allen Fällen durchziehen dürfte, stellt sich die Frage, welche Aussagekraft die Studie hinsichtlich in Vorarlberg noch verfügbarer Wohnbaugrundstücke überhaupt hat.

Wirtschaftspresseagentur/ Günther Bitschnau