Was ein US-Reifenimperium mit dem Bregenzerwald zu tun hat

Ein US-Amerikaner mit Bregenzerwälder Wurzeln zählte zu den führenden Industriellen in den USA.
Karlheinz Kindler, stellvertretender Obmann des Wirtschaftsarchivs Vorarlberg und Referent bei der Industriellenvereinigung Vorarlberg (IV), sagt: „Der Bregenzerwald hat seine jungen Menschen früher in die ganze Welt geschickt, seien es die Barockbaumeister, die Handwerker oder die Söldner, die in den Türkenkriegen kämpften. Viele Bregenzerwälder haben dadurch neue Existenzen in anderen Ländern gefunden.“

Einer dieser Auswanderer war Johannes „Hans“ Feuerstein, der ins Elsass übersiedelte. Warum er das tat und woher aus dem Wald genau er stammte, lässt sich nicht mehr feststellen. „Die Akten aus den Jahren vor 1712 sind verbrannt“, erklärt Kindler dazu. Bekannt ist jedoch: Ein Enkel dieses Bregenzerwälder Auswanderers brach seine Zelte im Elsass ab, fuhr mit dem Schiff „Peggy“ in die USA und kam Ende September 1753 in Philadelphia an. Hans Nicholas Feuerstein, der in den USA seinen Namen auf Firestone änderte, war damit einer der frühen Auswanderer. Er siedelte sich in Pennsylvania an und betrieb eine Landwirtschaft.

Etwas mehr als 100 Jahre später, im Jahr 1868, wurde in Columbiana/Ohio Harvey Samuel Firestone, der Ururur-Enkel des aus dem Elsass ausgewanderten Feuersteins, geboren. Er wuchs auf einer Farm auf, besuchte die High School und gründete mit 22 eine Firma, die Gummireifen für Kutschen und Karren herstellte. Dieses Unternehmen verkaufte er und legte 1900 mit dem Verkaufserlös den Grundstein für seine „Firestone Tire and Rubber Company“ in Akron/Ohio. 1906 begann die Zusammenarbeit mit dem Automobilhersteller Henry Ford, und Firestone wurde der Originalausstatter von Reifen für alle Autos von Ford. Beide – Ford und Firestone – spezialisierten sich mit dem Aufkommen des Autos auf die Massenproduktion und wurden rasch erfolgreich, so Kindler. „Die beiden haben die Mobilität in den USA massiv vorwärtsgetrieben“, erklärt der stellvertretende Obmann des Wirtschaftsarchivs Vorarlberg. Dabei ging es nicht nur um den Verkauf von Autos, Firestone unterstützte auch den Bau der Route 66 von Chicago nach Kalifornien und er war am Autorennen „Indianapolis 500“ beteiligt, dem vielleicht berühmtesten Langstreckenrennen der Welt.

Harvey Firestone war auch mit Thomas A. Edison, dem Erfinder von unter anderem der Glühbirne, befreundet. Firestone, Edison und Ford bildeten später einen Millionärsclub. „Sie waren fast Vorbilder für Dagobert Duck“, sagt Kindler und schmunzelt. Mit Ford gab es zudem familiäre Verbindungen: Firestones Enkelin Martha heiratete 1947 in die Familie ein. Martha Ford ist heute 97 Jahre alt, ihr Sohn William Clay Ford Junior ist „Executive Chairman“ der Ford Motor Company. Somit hat auch der Urenkel von Henry Ford Bregenzerwälder Wurzeln.
Dass der Reifenmillionär Harvey Firestone diesen Wurzeln verbunden war, ist nicht anzunehmen, sagt Kindler. „Es war zu lange her, dass sein Ahne den Bregenzerwald verlassen hat. Da einen Bezug zu finden, ist schwer.“ Jedoch gebe es von Nachfahren den Hinweis, dass die Familie ursprünglich aus Europa, aus „Bregenz Wood“, stamme, so Kindler.
Jochen Rindt
Die Firma Firestone, mit deren Reifen übrigens der Österreicher Jochen Rindt 1970 Formel-1-Weltmeister war, gehört seit 1988 zum japanischen Konzern Bridgestone. Das erlebte der Gründer, Harvey Firestone, aber nicht mehr: Er starb am 7. Februar 1938.