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Das Szene Open Air rockt auch untertags

04.08.2023 • 20:25 Uhr
Viele Besucher und tolle Stimmung beim Konzert der Band „Greeen“. <span class="copyright">Steurer </span>
Viele Besucher und tolle Stimmung beim Konzert der Band „Greeen“. Steurer

Ab Mittag sind die meisten Besucher des Lustenauer Musikfestivals wieder auf den Beinen, und das Feiern geht weiter.

Die gute Stimmung des Szene Open Air in Lustenau beginnt vor dem Festival-Gelände: Die Security an den Parkplätzen, der Bushaltestelle und an den Eingängen sind auffallend freundlich. Sie helfen gerne weiter und verabschieden sich mit „Viel Spaß und einen schönen Festivaltag!“ Im Areal des Festivals selbst ist am Freitagmittag schon Leben eingekehrt: Die meisten Zelte sind geöffnet, davor sitzen junge Menschen, hören Musik, essen oder prosten sich mit Bier zu. Von der Hauptbühne erklingen plötzlich rockige Gitarrenklänge und laute Beats. Sogleich streben einige Festivalbesucher der Bühne zu und tanzen. Bei der Band handelt es sich um Bilderbuch. Die österreichische Band, die eine der erfolgreichsten im deutschen Sprachraum ist, führt gerade ihren Soundcheck durch. Groß aufspielen wird sie dann am Abend.

Feiern und abrocken beim Konzert von "Greeen". <span class="copyright">Steurer</span>
Feiern und abrocken beim Konzert von "Greeen". Steurer

Bilderbuch ist ein Headliner des 33. Szene Open Airs. 38 Bands geben Konzerte, angefangen von Donnerstagnachmittag bis Sonntag, 1 Uhr Früh. 25.000 Besucherinnen und Besucher tummeln sich täglich am Gelände, das Festival ist ausverkauft. Rund um Organisator Hannes Hagen und sein Team helfen 700 Ehrenamtliche, damit alles rundläuft.

Viele Festivalgäste brachten ihre Gummistiefel mit. <span class="copyright">Steurer</span>
Viele Festivalgäste brachten ihre Gummistiefel mit. Steurer

Beim Konzert des ersten Headliners Cro am Donnerstagabend weinte der Himmel, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Bevor am Freitag gegen 13 Uhr die erste Band, Nofnog, ihren Auftritt hat, begrüßt ein Festival-Mitarbeiter die Konzertbesucher und ruft: „Gestern war der Knüller!“

Festivalgäste Ana Clara und Lana. <span class="copyright">Steurer</span>
Festivalgäste Ana Clara und Lana. Steurer

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag regnete es ebenfalls, gestern war das Wetter aber besser als vorhergesagt. Dennoch sind die nicht befestigten Wege zwischen den Zelten voller Matsch, einige Festivalgäste tragen Gummistiefel. Lana aus Nenzing ist mit ihrer Freundin Ana Clara aus Thüringen und drei weiteren Freunden beim Szene Open Air. „Dass es matschig und nass ist, gehört nun mal zu einem Festival“, meint sie und zuckt die Schultern. Das Gegenteil – Hitze – ist auch nichts Schönes, wissen die beiden zu berichten: Als sie im vergangenen Jahr beim Frequency Festival feierten, war es so heiß, dass sie in ihrem stickigen Zelt bereits um 6 Uhr erwachten. Ges­tern schliefen sie immerhin bis circa 9.30 Uhr. Danach gab es Eiskaffee und Pizzabrötle zum Frühstück, Ana Clara verspeiste zudem ein paar Früchte. „Die Vitamine sind megawichtig“, erklärt sie. Gekauft haben sie die Lebensmittel im Zelt des Händlers Spar. Dort wird alles angeboten, was Festivalbesucher an den vier Tagen so brauchen: Getränke, Brot, Schulmäuse, Chips, Früchte, Sandwiches und Hygieneartikel.

Auch an Tag zwei des Szene Open Airs feierten die Besucher ausgelassen. <span class="copyright">Steurer</span>
Auch an Tag zwei des Szene Open Airs feierten die Besucher ausgelassen. Steurer

Neben dem Nötigsten und vielen Essensständen findet sich am Szene Open Air allerhand anderes: ein mobiles Piercingstudio, ein Stand des Vereins gegen Tierfabriken oder das junge Unternehmen „Wälderkrut“ zum Beispiel. Hinter Letzterem stehen drei junge Männer, die in Sulzberg Hanf anbauen und Hanfprodukte legal verkaufen. Hier am Szene Open Air zu arbeiten sei gut, die Stimmung locker und die Gäste interessiert an ihrem Hanf, berichten die Drei. Ähnliches erzählt – abgesehen vom Hanf – Klaus Abbrederis, der für die Junge Kirche bei der sogenannten Pop-Up-Church vor Ort ist. Er und die anderen Mitarbeitenden der Jungen Kirche haben zweierlei T-Shirts mitgebracht, die sie verschenken. Auf einem steht in Englisch „Wasser in Wein verwandeln“, auf dem anderen in ähnlichen Buchstaben, wie sie die Hard-Rock-Band ACDC verwendet, der Name „Jesus“. Das A und O und der Grund, weshalb die Kirche hier vor Ort ist, seien aber die Gespräche, informiert Klaus Abbrederis. Teilweise seien es tiefgehende, teilweise würden allgemeine kirchliche Fragen gestellt und manchmal einfach nur verwundert gefragt: „Was macht denn die Kirche hier?“

Klaus Abbrederis von der Jungen Kirche mit einem Jesus-T-Shirt. Die Schrift ist ähnlich wie diejenige der Hard-Rock-Band ACDC. <span class="copyright">Steurer</span>
Klaus Abbrederis von der Jungen Kirche mit einem Jesus-T-Shirt. Die Schrift ist ähnlich wie diejenige der Hard-Rock-Band ACDC. Steurer

Ein Stück von der Pop-Up-Church entfernt, am Alten Rhein, trifft die NEUE am Freitagmittag auf Tobias aus Satteins, der mit seinen Freundinnen und Freunden am Ufer sitzt. Er ist quasi frisch gewaschen, denn er nahm ein Bad im Fluss. „Belebend“ sei das gewesen. Ins Bett sei er in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um halb, aufgestanden am Freitag um viertel vor. Tiefer lässt er zu diesem Thema nicht in die Karten blicken. Dafür gibt er preis: „Wir sind zu elft hergekommen, es gibt jedoch schon zwei Opfer, die die Abreise angetreten haben. Der Regen ist ihnen zu hart geworden“, sagt er schmunzelnd. Die Stimmung sei dennoch toll, und Tobias freut sich auf die kommenden Festivaltage.

Auch wenn es am Freitag nicht allzu warm war, wagten sich einige Festivalbesucher in den Alten Rhein. <span class="copyright">Steurer</span>
Auch wenn es am Freitag nicht allzu warm war, wagten sich einige Festivalbesucher in den Alten Rhein. Steurer

Ab circa 13 Uhr treten am Freitag und Samstag die ersten Bands auf. Auch dieses Jahr spielen keine Live-Acts zur selben Zeit. Die Bühne „Alter Rhein“ und die „Szene Bühne“ stehen sich gegenüber, sodass die Besucher sich nach dem Konzert der einen Band umdrehen und beim Auftritt der nächsten Musikgruppe abrocken können.

Matschige Straßen im Festivalgelände. <span class="copyright">Steurer</span>
Matschige Straßen im Festivalgelände. Steurer

Während die Reihen beim ers­ten Konzert am Freitag noch recht dünn besetzt sind, ist beim zweiten Konzert schon mehr los, und als die Band „Greeen“ gegen 15 Uhr spielt, stehen die Besucher bereits dicht an dicht, recken ihre Arme in die Höhe, singen mit und tanzen. So wird es wohl auch heute beim Szene Open Air weitergehen.