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Juli brachte über 11.000 Blitze im Ländle

04.08.2023 • 20:26 Uhr
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Hartinger

Erfassung von Blitz-Entladungen dient nicht nur der Forschung, sondern kann auch noch anders genutzt werden.

Ein überdurchschnittlicher Monat war der heurige Juli in Vorarlberg, was die Blitzaktivität betrifft. Das zeigen die Daten des Blitzortungssystems Linet („Lightning Detection Network“) von nowcast, das Teil der Ubimet-Gruppe ist.

Insgesamt 11.578 Wolken- und Erdblitze wurden im Juli registriert. Seit 2009 waren es im Juli durchschnittlich 9673 Entladungen. Der absolute Spitzenwert siebten Monat des Jahres wurde 2017 mit insgesamt 19.545 Blitzen verzeichnet. Besonders blitzarm war dagegen der Juli 2014. Lediglich 2456 Entladungen wurden damals von Linet registriert.

Schlusslicht Wien

Österreichweit wurden im vergangenen Monat genau 485.911 Blitze aufgezeichnet. Deutlich mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, aber nur knapp über dem Juli-Mittel der vergangenen 13 Jahre, das bei rund 425.000 Entladungen liegt. Spitzenreiter bei den Bundesländern war mit großem Abstand die Steiermark mit 164.675 Blitzen. Dahinter folgten Kärnten (81.163) und Oberösterreich (80.589). Schlusslicht der Tabelle war Wien mit lediglich 334 registrierten Entladungen.

Blitzdichte

Die absoluten Zahlen haben aufgrund der unterschiedlichen Größe der einzelnen Bundesländer aber nur bedingte Aussagekraft. Ein genaueres Bild über die Gewitter- und Blitz-Aktivität gibt da schon eher die Blitzdichte, die angibt, wie viele Blitze pro Quadratkilometer verzeichnet worden sind. Auch hier war die Steiermark mit 10,0 Blitzen pro Quadratkilometern an der Spitze der Aufzeichnungen. Dahinter lagen das Burgenland (8,8), Kärnten (8,5) und Oberösterreich (6,7). In Vorarl­berg wurden im Juli 4,4 Entladungen pro Quadratkilometer registriert. Schlusslicht war mit einem Wert von 0,8 erneut die Bundeshauptstadt Wien.

Stärkster Blitz in Osttirol gemessen

Knapp 20.000 Mal mehr Energie als in einer haushaltsüblichen Steckdose mit 16 Ampere wurden beim stärksten im Juli gemessenen Blitz in Österreich freigesetzt, informieren die Experten der Österreichischen Unwetterzentrale. Gemessen wurde der Blitz am Nachmittag des 4. Juli im Villgratental in Osttirol, wobei dessen Stromstärke bei gut 300.000 Ampere lag. Auf Platz Zwei folgte eine Entladung mit etwa 278.000 Ampere am 29. Juli in der Kärntner Gemeinde Oberdrauburg, welche im Bezirk Spittal an der Drau an der Grenze zu Osttirol gelegen ist.

Die blitzreichsten Bezirke befanden sich im Juli in der Steiermark, dem Burgenland und Kärnten. Absoluter Spitzenreiter war der steirische Bezirk Liezen mit insgesamt 23.250 Entladungen. Die höchste Blitzdichte gab es im Bezirk Oberpullendorf im Burgenland mit 23,02 Blitzen pro Quadratkilometer. Das östlichste Bundesland führte im Juli auch die Wertung im Bereich der Gemeinden an. In Neutal (Bezirk Oberpullendorf) wurde ein Wert von unglaublichen 52 Blitzen pro Quadratmeter erreicht, wie es seitens der Österreichischen Unwetterzentrale heißt. Auch die restlichen vier Plätze in den Top Fünf der Gemeindewertung waren im Juli fest in burgenländischer Hand.

Beeinflusst wird die Zahl der Blitze in den Bundesländern maßgeblich von der Topografie und auch den meteorologischen Gegebenheiten, erläutert Michele Salmi von der Österreichischen Unwetterzentrale (www.uwz.at), die ebenfalls Teil der Ubimet-Gruppe ist. So seien beispielsweise die südwestlichen Bundesländer wie die Steiermark und Kärnten die Hotspots in Österreich, was das Blitz-Geschehen betrifft. Verantwortlich seien dafür oftmals heiße und feuchte Luftmassen aus dem Mittelmeerraum. In Oberösterreich habe im Juli ebenfalls die vorherrschende Wetterlage zu einem hohen Gewitteraufkommen geführt. Im inneralpinen Raum wie etwa in Vorarlberg, Nord-Tirol oder Salzburg würden eher nicht so dynamische Wetterlagen mit langsam durchziehenden Gewitterzellen zu mehr Blitzentladungen führen.

Sommer ist Hochsaison

Doch nicht nur die Lage einer Region beeinflusst die Häufigkeit von Gewittern und Blitzen, sondern auch die Jahreszeit, erläutert Salmi. So sei beispielsweise der Sommer die Hochsaison: „Mehr als 90 Prozent der Blitzentladungen werden im Sommer registriert.“ Im Winter könne es dagegen Monate geben, in denen – vor allem im inneralpinen Raum – kein einziger Blitz verzeichnet wird.

In Osttirol (im Bild die Bezirkshauptstadt Lienz) wurde im Juli der stärkste Blitz Österreichs gemessen. <span class="copyright">APA/EXPA/JOHANN GRODER</span>
In Osttirol (im Bild die Bezirkshauptstadt Lienz) wurde im Juli der stärkste Blitz Österreichs gemessen. APA/EXPA/JOHANN GRODER

Die genaue Messung und Aufzeichnung der Blitztätigkeit hat nach Angaben des Experten zwei wesentliche Hintergründe. Einerseits geht es natürlich um Forschung und Klimatologie. Andererseits dienen die gesammelten Daten aber auch ökonomischen Zwecken. Versicherungen haben so beispielsweise die Möglichkeit, zu überprüfen, ob ein gemeldeter Schaden tatsächlich durch einen Blitzeinschlag verursacht worden ist. Ebenso kann die Blitzaktivität in einer Region natürlich auch in die Gestaltung der Versicherungsprämien einfließen.

Doch nicht nur die Aufzeichnung von Blitzentladungen ist von wissenschaftlichem Interesse. Auch die Vorhersage spielt eine Rolle. Allerdings gehe es dabei nicht darum, zu prognostizieren, wo genau ein Blitz einschlägt, erklärt der Meteorologe. Vielmehr gehe es darum, vorherzusagen, wo sich Gewitterzellen bilden und entladen, um entsprechende Unwetterwarnungen geben zu können. Diesbezüglich sei man in der Meteorologie schon sehr weit, sodass Vorhersagen über Gewitter in einer Region schon am Vortag oder noch länger im Voraus getroffen werden könnten.

Mächtige Phänomene

Salmi weiß jedoch auch von einem Experiment in einer Forschungsstation am Salzburger Gaisberg, wo es gelungen ist, Blitzeinschläge in einer hohen Antenne Millisekunden vor der Entladung vorherzusagen. Zweck der Forschung am Hausberg der Stadt Salzburg ist es, mehr über Blitze zu erfahren. Für den Meteorologen der Unwetterzentrale ist aber eines klar: „Blitze sind mächtige Phänomene.“