Rondo-Kraftwerk: Besorgten Bürgern stinkt´s

In einem betrieblichen Kraftwerk in Frastanz sollen aufbereitete Industrie- und Gewerbeabfälle verbrannt werden.
Am Rande des Betriebsgeländes der Rondo Ganahl AG in Frastanz formiert sich eine Gruppe von rund 20 Bürgern. Besorgnis und Entschlossenheit stehen ihnen ins Gesicht geschrieben. Was sie an diesem Tag zusammenführt, ist das Reststoffkraftwerk, das hier entstehen soll. Ein Projekt, das Teil der „Energieautonomie Frastanz“ ist, aber auch Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen weckt.

Inmitten der kleinen Menschenmenge steht jener Mann, der die Gruppe „Besorgte Bürger“ ins Leben gerufen hat. Othmar Mäser, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, beheimatet im benachbarten Göfis.
Mit ernstem Blick und klaren Worten informiert er die Anwesenden über die neuesten Entwicklungen. Ganz oben auf der Agenda: Das Ergebnis des UVP-Feststellungsverfahrens und was es nun genau bedeutet.

Emotionale Diskussion
Dass für das Projekt keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt werden muss (die NEUE berichtete), erregt die Gemüter der Anwesenden. Sofort entbrennt eine emotionale Diskussion. Die einen fürchten um ihre Gesundheit und die der nachfolgenden Generationen, die anderen stören sich daran, dass eine Streuwiese einem Parkplatz weichen soll. Wieder andere beklagen mangelnde Information und undurchsichtige Angaben des Projektbetreibers.

Am Begriff „Reststoffkraftwerk“ stoßen sich sowieso alle. Das sei Augenwischerei, meint Manuela Zech, die vier Kilometer Luftlinie entfernt im Frastanzer Ortsteil Fellengatter wohnt. Was hier gebaut werde, sagt sie, sei schlicht und einfach eine „Müllverbrennungsanlage“. Kritik übt auch der ehemalige Frastanzer Gemeindevertreter Michael Tomaselli. Die Betreiber, aber auch die Gemeinde und das Land hätten das Projekt „von Anfang an in rosaroten Farben dargestellt“, sagt er.

Reststoffe statt Erdgas
Doch welcher „Müll“ soll hier eigentlich verbrannt werden? Und warum? Nach Angaben des Unternehmens dient das Kraftwerk in erster Linie dazu, die für die Papierproduktion benötigte Wärmeenergie und den Strom selbst zu erzeugen. Noch setzt Rondo dafür Erdgas ein – und zwar so viel wie kein anderes Unternehmen in Vorarlberg. Immerhin sieben Prozent der privat und industriell in Vorarlberg genutzten Gasmenge verschlingt die Papierfabrik.
Als Brennstoff sollen zum einen aufbereitete Industrie- und Gewerbeabfälle aus Vorarlberg eingesetzt werden, zum anderen papierfremde Stoffe, die bei der Altpapieraufbereitung übrig bleiben. Zudem ist angedacht, Faserschlämme aus der eigenne Produktion sowie bei Bedarf Frischholz und Waldhackgut zu verbrennen. Die Menge an nicht gefährlichen Abfällen darf 34.650 Tonnen pro Jahr bzw. 98,5 Tonnen pro Tag nicht überschreiten. Nur so bleibt das Unternehmen knapp unter dem Schwellenwert, ab dem eine UVP erforderlich wäre.

Da das Kraftwerk aber für mindestens 70.000 Tonnen pro Jahr ausgelegt ist, befürchten die besorgten Bürger, dass später einmal mehr Reststoffe verbrannt werden könnten als angegeben. Sollte dies der Fall sein, also die Menge von knapp 35.000 Tonnen pro Jahr überschritten werden, wäre nachträglich eine UVP notwendig, erklärt Naturschutzanwältin Katharina Lins auf Anfrage. Sie befürwortet das Projekt. „Kraft-Wärme-Kopplung ist grundsätzlich sinnvoll, ebenso die Nutzung eigener Abfälle anstelle von Erdgas.“ Für den Naturschutz im engeren Sinn sei der Parkplatz das größte Problem, sagt Lins. „Denn der Verlust von Streuwiesen ist kritisch.“

„Wir wollen Gerechtigkeit.“
Zurück zu den besorgen Bürgern: Marilyn Oswald wohnt mit ihrem Mann Walter Josef direkt neben dem Werksgelände. Eigentlich, sagt die Frastanzerin, habe sie das Unternehmen immer geschätzt. „Man hat uns immer versichert, dass die Grünfläche nicht angetastet wird. Und jetzt?“ Zudem sorgt sie sich, dass die Luftschadstoffe steigen könnten. Den negativen UVP-Bescheid will sie auf jeden Fall bekämpfen. „Ich möchte das Projekt nicht verhindern, aber es muss fair zugehen“, gibt sich Oswald kämpferisch.

Othmar Mäser, der sich bereits intensiv mit den Kraftwerksplänen auseinandergesetzt hat, wird sie beim Verfassen der Beschwerde unterstützen. Auch er ist nicht grundsätzlich gegen das Reststoffkraftwerk, hält jedoch den Standort für problematisch. Als Gründe nennt er unter anderem die Nähe zur Wohnbebauung und die immer wiederkehrende Inversionswetterlage im Walgau.