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Mit Bildern und Plastiken im Dialog

24.01.2024 • 23:00 Uhr
Gabriele Bösch <span class="copyright">Mariam jaeneke</span>
Gabriele Bösch Mariam jaeneke

Die Kunst Vorarlberg hat in der Villa Claudia eine neue Ausstellung zum Künstler-Ehepaar Gabriele und Gernot Bösch eröffnet.

Gabriele und Gernot Bösch geht es in ihrer Ausstellung um Beziehungen, um die Stimme, die zu sich selbst, zueinander und zum Betrachtenden spricht. Dabei greifen die Werke der beiden Künstler harmonisch ineinander.

Zueinander

Paarbeziehungen sind für Gernot und Gabriele Bösch die kleinste Einheit von Gesellschaft. Wer den Wandel der Gesellschaft mitgestalten will, kann daher an dieser kleinsten Einheit ansetzen. In ihrer Doppelausstellung mit dem Titel „An offenen Fenstern deine Stimme“ geht es dem Ehepaar Bösch daher nicht nur um die Beziehungen zum Betrachter und zum Raum, sondern naheliegenderweise auch um die Beziehung, welche die Künstler in ihren Werken zu der Kunst des Partners schaffen: um die Beziehung zueinander.

Seit 40 Jahren sind Gabriele und Gernot Bösch ein Paar, das hinterlässt Spuren. Es gibt Konstanten, Brüche und Entwicklungen. „Wir arbeiten im selben Atelier, manchmal legen wir dann einfach schweigend eine Arbeit vom anderen hin, und da ist dann nur Staunen: “Was, das bist auch du?‘“, erzählt Gabriele Bösch. Die fünf Ausstellungsräume in der Feldkircher Villa Claudia tragen die Titel Sprache, Vergänglichkeit, Körperlichkeit, Zuneigung und Fülle. Im „Sprach-Raum“ nimmt die Mitte Gernot Böschs „Evolution von Omega“ ein. Ein einzelner Buchstabe gebiert ein ganzes Alphabet. Buchstaben ermöglichen Dialog. Gebogen und geschweißt sitzen handgroß die harmonisch wirkenden Metallschleifen und -geraden sauber auf Platten.

Ausstellungswerke in der Feldkircher Villa Claudia<span class="copyright">Mariam jaeneke</span>
Ausstellungswerke in der Feldkircher Villa ClaudiaMariam jaeneke

Intuitiver Prozess

Naturschmutz hängt dagegen auf den acht beziehungsweise zehn kleinformatigen Bildern von Gabriele Bösch an den Wänden. „Während des letzten, langen Lockdowns bin ich in eine Sprachlosigkeit gefallen. Entstanden sind auf Papier mit Spitzfeder und Nussbaumtinte und Wasser meine eigenen Höhlenmalereien“, erklärt sie. Inzwischen habe man herausgefunden, dass Höhlenmalereien nicht nur als willentlich gesteuertes Zeichnen von Figuren entstanden seien, sondern auch durch das intuitive Nachzeichnen von Felsstrukturen. Ähnlich sei es der Künstlerin bei diesem Malprozess ergangen: Sind die fein gezeichneten Strukturen Möhrensamen oder doch phantas­tische Tierchen – oder einfach abstrakte Linien und Formen? Der Mensch möchte im Bild gerne Tiere, ein Gegenüber finden, mit dem er in Interaktion treten kann. Schon werden im zweiten Zyklus die Tinten auch blau, gelb und rot. „So farbenfroh kennt man mich gar nicht“, sagt Bösch und schmunzelt.

Einige Arbeiten hängen im übernächsten Raum, im Stil, den Bösch bereits in der Öffentlichkeit gezeigt hat: mit eigenwilligen, schwarz-weißen, rhythmischen Mustern, die in ihrer Regelmäßigkeit den Blick bannen und mit ihren Asymmetrien die Neugierde wecken. Die drei ausgestellten Arbeiten sind allerdings größer als bisher und erfordern von der Zeichnenden viele Stunden konzentrierter und exakter Strichsetzung.

Mit Humor

Diese akkurate Arbeit verzeiht keine Fehler: „Nach einer Weile fangen die Muster vor den Augen zu tanzen an. Dann muss ich aufhören und ein andermal weitermachen“, gesteht die Künstlerin. Immer spiele der Humor mit, der auch die Künstlerin selbst umfasse. Wer sich selbst nicht ganz ernst nehme, könne seinen Anspruch auf ein menschliches Maß zurückschrauben, beschreibt die Künstlerin. Zudem hilft Humor als Krisenbewältigungsstrategie. „Vor anderthalb Jahren hatten wir einen Wasserrohrbruch. Viele meiner Arbeiten wurden dadurch zerstört“, sagt Bösch und erzählt von der zerlaufenen Tinte auf dem angegriffenen Papier. „Ziemlich sofort hatte ich die Idee, aus den zerstörten Bildern Collagen zu machen.“ Entstanden sind ebenfalls kleinformatige Arbeiten, in der gemusterte Papierschichten über jeweils anders gemusterte Papierschichten gelegt sind. Mit roten Symbolen wird das Ganze kommentiert und komplettiert. Die Zeichendichte, die Sorgfalt und Detailliebe sind besonders.

Dann ist da immer auch Gernot Böschs Kunst in geometrischer Abstraktion, in der Perfektion der Ausführung destillierter Antwort. Auch er gestaltet Zeichentiere, die sich aus dem Wassertropfen von Fläche zu Flosse und Körpern bilden, bis zur selbst erschaffenden Robbe und dem Fuchs, der sich aus einem Stein in die Vierbeinigkeit entwickelt. Auch hier ist der ­Humor nicht weit. Und, wie seine Frau kommentiert: „Das Leben ist immer im Fluss. Die Vergänglichkeit ist Humus für Neues.“

„An offenen Fenstern deine Stimme“. Bis 11. Februar, Villa Claudia, Feldkirch.

<span class="copyright">Mariam jaeneke</span>
Mariam jaeneke