Firmeninsolvenzen im ersten Quartal massiv gestiegen

46 Firmen sind im ersten Quartal dieses Jahres in Konkurs gegangen, ein Plus von über 60 Prozent. Die Zahl der Privatkonkurse hat sich nur wenig verändert.
Laut aktueller KSV1870-Hochrechnung wurden im ersten Quartal 2024 in Vorarlberg 46 (+ 64,3 Prozent gegenüber 2023) Firmeninsolvenzen gezählt. „Die vergangenen Jahre haben unübersehbare Spuren in den Betrieben hinterlassen. Der Druck auf die Wirtschaft steigt zunehmend und die daraus resultierenden Folgen spiegeln sich jetzt auch im sehr deutlichen Anstieg der Insolvenzen wider“, erklärt dazu Regina Nesensohn, Leiterin KSV1870 Standort Feldkirch.
Aufgrund der Entwicklungen im Vorjahr sei ein Anstieg erwartbar gewesen. Der nunmehrige Zuwachs von 64,3 Prozent falle aber doch etwas höher als erwartet aus. „Das aktuelle Quartal ist die Fortsetzung der Vorjahresentwicklung. Es ist das insolvenzreichste Quartal seit 2015“, so Nesensohn.
Fehlendes Kapital
Als zusätzlich besorgniserregende Entwicklung bezeichnet Nesensohn die weiterhin hohe Zahl an nicht eröffneten Fällen aufgrund fehlenden Kapitals. „Es ist mehr als bedenklich, dass in diesen Fällen nicht einmal mehr die Verfahrenseröffnung bei Gericht bezahlt werden kann. Vor allem, weil wir hier von Kosten in der Höhe von 4000 Euro sprechen“.
Laut Hochrechnung belegt die Bauwirtschaft mit zehn insolventen Unternehmen seit Jahresbeginn Platz eins. Dieses Ergebnis komme laut Nesensohn insofern wenig überraschend, da sich die Bauwirtschaft, neben dem Handel, bereits im Vorjahr zu einem der größten Sorgenkinder der heimischen Wirtschaft entwickelt hat. Auf Platz zwei liegt der Handel mit insgesamt acht Pleiten, auf Position drei der Sektor Beherbergung/Gastronomie mit sechs Fällen.

Aus Sicht des KSV1870 wird es heuer so weitergehen. Man erwarte keine Änderung des Insolvenzgeschehens im Jahresverlauf 2024, so Nesensohn. Der Gläubigerschutzverband geht davon aus, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Vorarlberg bis Jahresende die Marke von 140 Fällen jedenfalls erreichen wird. Das wären dann rund 20 Fälle oder umgerechnet etwa 14 Prozent mehr Firmenpleiten als im Vorjahr.
Ob dieses Ergebnis erreicht wird, hänge auch von unterjährigen Entwicklungen einiger „Kernbranchen“ ab, wie die Bauwirtschaft oder der Handel, die aktuell zu den größten Sorgenkindern der heimischen Wirtschaft zählen, heißt es.
Privatkonkurse
Was die Privatkonkurse betrifft, so wurden laut KSV1870-Hochrechnung im ersten Quartal 2024 in Vorarlberg 110 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren gezählt. Das sind um 2,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Bundesländervergleich verzeichnet lediglich das Burgenland einen signifikanten Rückgang (- 43,8 Prozent), alle anderen Bundesländer vermelden Zuwächse.
„Diese Entwicklung kommt nicht unerwartet, sondern ist vielmehr die Fortsetzung des Vorjahresniveaus. Trotz persönlicher Einschränkungen geht es sich infolge der anhaltend äußerst herausfordernden Wirtschaftslage für viele Menschen finanziell nicht mehr aus. Für sie ist eine geordnete Entschuldung der einzige Ausweg“, erklärt Nesensohn dazu.

Insbesondere für einkommensschwächere Haushalte spitze sich die Lage aber mehr und mehr zu, heißt es. Nesensohn hofft, „dass trotz des intensiven Wahljahres 2024 seitens der politischen Entscheidungsträger nicht darauf vergessen wird, auch jetzt notwendige Schritte zu setzen, um den Menschen in Österreich finanzielle Stabilität zu ermöglichen“. Aus heutiger Sicht erwartet der KSV1870 für das heurige Jahr jedenfalls einen weiteren Anstieg der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren und geht von rund 500 Fällen am Jahresende aus.