So wird das Fahrrad fit für erste Ausfahrten am Osterwochenende

Der Frühling lädt wieder dazu ein, in die Pedale zu treten. Manche Drahtesel verbrachten jedoch den Winter im Keller. Deswegen empfiehlt Jürgen Wagner vom ÖAMTC einen Sicherheitscheck vor der ersten Ausfahrt.
1. Welche Utensilien benötige ich für den Fahrrad-Check?
Jürgen Wagner: Für den Check benötigt man kaum Spezialwerkzeuge. Schraubendreher, Inbus- und Ring-Gabelschlüssel in der Größe der Schrauben und Muttern am Fahrrad werden gebraucht. Darüber hinaus braucht man eine Luftpumpe, die idealerweis einen Manometer hat. Zusätzlich sollte eine Bedienungsanleitung für allfällige Besonderheiten ausreichend sein.

2. Muss ich für den Sicherheitscheck einen Experten aufsuchen oder darf ich mich selbst trauen?
Wagner: Technisch Versierten ist ein Sicherheitscheck ohne Weiteres zumutbar. Wichtig ist, dass alle sicherheitsrelevanten Teile wie Bremsen und Lichter funktionieren und die Reflektoren nach vorne und hinten, an den Pedalen und in den Speichen angebracht sind. Reflektierende Reifen-Seitenflächen können Speichenreflektoren ersetzen. Geprüft werden müssen auch die Reifen auf Luftdruck und Beschädigungen. Wer sich den Check nicht zutraut, kann sich an den Profi wenden. Für ein genaue technische Kontrolle oder eine Service ist man bei Fachleuten ohnedies besser aufgehoben. Im Besonderen, wenn es um besondere Komponententests geht, wie beispielsweise den E-Bike-Akkucheck.


3. Was muss ich an den Reifen prüfen?
Wagner: Idealerweise pumpt man sie auf den maximal erlaubten Luftdruck auf. Sollten sich dann auf den Laufflächen oder an den Flanken Risse zeigen, ist es Zeit für neue Mäntel. Der maximale Luftdruck ist auf der Reifenflanke in der Maßeinheit bar oder psi angeführt. Ein bar entspricht rund 14,5 psi.


4. Wie erkenne ich, ob die Bremse einwandfrei funktioniert?
Wagner: Zum einen sind die Bremsbeläge auf Verschleiß zu prüfen. In die Beläge sind kleine Rillen eingelassen. Sind diese nicht mehr sichtbar, ist die Verschleißgrenze erreicht. Außerdem darf der Bremshebelweg nicht viel größer als zwei bis drei Zentimeter sein. Wenn sich die Hebel fast bis zum Lenkergriff durchdrücken lassen, stimmt etwas nicht – im Besonderen bei hydraulischen Bremsen. Die Bremswirkung kann bei einer Probefahrt festgestellt werden. Der Gesetzgeber spricht von einer Mindestbremsverzögerung von vier Metern pro Quadratsekunde bei 20 Stundenkilometern. Einfacher: Man muss, unabhängig von der Geschwindigkeit, innerhalb der Strecke vor einem Hindernis gefahrlos anhalten können.

5. Muss ich die Verschraubung prüfen?
Wagner: Da ist nicht viel notwendig. Man muss lediglich die Schrauben und Muttern mit den entsprechenden Schlüsseln und Schraubendrehern auf festen Sitz prüfen. Grundsätzlich sollte nichts wackeln. Neuralgische Punkte sind Kotflügelbefestigungen, Gepäckträger, Seitenständer, Bremshebel und die Schnellverschlüsse an den Laufrädern.

6. Welche Beleuchtung ist Pflicht?
Wagner: Generell vorgeschrieben sind mehrere Reflektoren: weiße nach vorne, gelbe in den Speichen und an den Pedalen, rote nach hinten. Statt Speichenreflektoren sind auch reflektierende Reifen erlaubt. Bei Dämmerung, Dunkelheit oder Nebel ist zusätzlich je eine Beleuchtung nach vorne und nach hinten verpflichtend: nach vorne ein Scheinwerfer mit weißem Licht – dieser muss am Fahrrad und nicht etwa am Helm befestigt sein und darf nicht blinken. Nach hinten ein rotes Rücklicht. Dieses darf auch blinken.

7. Wie überprüfe ich Kette, Schaltung und Zahnkränzchen?
Wagner: Die Überprüfung der Kette und der Zahnräder ist meist etwas für Profis – außer wenn der Antrieb schon ungewöhnliche Geräusche macht und die Schaltung nicht mehr richtig „flutscht“. Dann wäre die Sache klar. Bei einem professionellen Kettencheck, ein bis zwei Mal im Jahr, wird mit einer Kettenlehre der Gliederabstand gemessen und so eine etwaige Überdehnung festgestellt. Ausgeleierte Ketten ruinieren die Kettenblätter und die hintere Zahnkranz-Kassette der Kettenschaltung.
8. Was kann ich bei Flugrost an der Kette tun?
Wagner: Da helfen Reinigen und Ölen. Zuerst entfernt man den Schmutz und den Rost mi einer speziellen Kettenbürste oder einer handelsüblichen Messing-Drahtbürste. Danach sollte man mit MOS2-Spray nachreinigen. Fürs anschließende Ölen verwendet man am besten ein Fahrrad-Kettenöl.

9. Der Frühjahrsputz ruft: Was muss ich beachten?
Wagner: Für die Fahrradreinigung genügen im Regelfall einfache Putzlappen – alte Baumwoll-T-Shirts erwachen so zum zweiten Leben. Oberflächliche Verschmutzungen kann man mit sanften Bike-Reinigungsmitteln zu Leibe rücken, gröbere mit einem Eimer warmem Wasser, etwas Spülmittel und einer weichen Waschbürste in Angriff nehmen. Den Gartenschlauch sollte man vorsichtig einsetzen. Auf Lagerstellen und Seilzüge darf man nicht spritzen. Beim Einsatz eines Hochdruckreinigers muss man wissen, was man tut. Dessen starker Wasserdruck kann die Schmiermittel aus Antrieb und Lagern herauslösen. Zudem kann zu hoher Druck Schmutz in die Lager spülen. Elektrische Komponenten sollten nicht mit fließendem Wasser gereinigt werden.
10. Wie reinige ich Kette, Schaltung und Bremse?
Wagner: Diese Elemente sollte man nicht mit Wasser reinigen. Da sich das bei den Bremsen nicht immer vermeiden lässt, muss man sie danach trocken. Kette, Zahnräder und Schaltung reinigt man mit Kettenbürste, Sprüh-Öl und Lappen.
11. Auf was achte ich bei der Probefahrt?
Wagner: Bei allen Antriebsarten: Bremswirkung, Geräusche, Geradeauslauf, unrunde Laufräder, Licht und Schaltungsfunktion. Bei E-Bikes zusätzlich: Menüpunkte am Bediencomputer, elektrische Leistungsstufen und Beleuchtungsfunktionen.

12. Ist regelmäßige Pflege wichtig?
Wagner: Monatliche Pflege erhöht die Lebensdauer und erhält den Wert des Fahrrades. Zudem fallen einem dabei Mängel auf, bevor sie zu teuren oder gefährlichen Defekten werden. Neben den Schmierstoffen für Seilzüge, Lagerstellen, Kette und Antriebszahnräder empfehlen sich Pflegemittel für Rahmen- und Kunststoffteile. Im Bereich der Bremsen sollte man mit fettenden Pflegemitteln vorsichtig sein – diese könnten die Bremswirkung verschlechtern.