Es wird immer mehr Gemüse angebaut

Zunahme von 2015 bis 2023 um über zwanzig Prozent auf 112 Hektar, mehr als ein Viertel davon bewirtschaftet der Familienbetrieb Gehrer aus Höchst.
Der Gemüseanbau in Vorarlberg erfreut sich wachsender Beliebtheit. Wie aus einer Aussendung der Landwirtschaftskammer (LK) Vorarlberg hervorgeht, sind die Anbauflächen von 2015 bis 2023 um über 20 Prozent gestiegen, von 90 auf 112 Hektar. Begründet wird diese positive Entwicklung damit, dass immer mehr landwirtschaftliche Betriebe den Gemüsebau als zusätzliches Standbein entdecken und neue Betriebe in diese Branche einsteigen.
In Vorarlberg gibt es insgesamt 111 Betriebe, die sich dem Gemüseanbau widmen. Davon arbeiten 62 Betriebe nach den Prinzipien der integrierten Produktion (möglichst geringe Verwendung von Pflanzenschutzmitteln) auf insgesamt 70 Hektar, während 49 Betriebe biologisch auf 43 Hektar produzieren.
Der größte Gemüseproduzent in Vorarlberg ist aktuell der Betrieb von Familie Gehrer aus Höchst. Ihre Anbaufläche beträgt rund 30 Hektar, darunter 5600 Quadratmeter unter Glas. Der Betrieb, der vor über 50 Jahren von Walter Gehrer gegründet wurde, hat sich stetig erweitert und modernisiert. Heute werden etwa 60 verschiedene Gemüsesorten kultiviert, die sowohl direkt ab Hof als auch über die „Ländle Gemüsekiste“ und den Handel vermarktet werden. Der Betrieb ist einzigartig in seiner Art, da nahezu alle Gemüsesorten von der Aussaat bis zum fertigen Produkt selbst produziert werden.
Herausforderungen
Der Gemüsebau birgt natürlich auch seine Schwierigkeiten. Juniorchefin Fabienne Gehrer erläutert, dass extreme Wetterbedingungen, wie heftige Niederschläge und lange Trockenperioden, eine große Herausforderung darstellen. „Die Auswirkungen des Wetters nehmen wir, wie sie kommen. Allerdings wird das Wetter immer extremer“, erklärt sie. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, verfügt der Betrieb über eigene Brunnen zur Bewässerung der Felder. Neben der Abhängigkeit vom Wetter ist der Fachkräftemangel auch in der Landwirtschaft eine Herausforderung. Vor allem zur Erntezeit von März bis November müssten genügend Arbeitskräfte bereitstehen.
Eine entscheidende Rolle im Gemüsebau spielt die Vermarktung. Ein großer Teil des in Vorarlberg produzierten Frischgemüses wird direkt ab Hof, an den Lebensmittelhandel und an die Gastronomie verkauft. Daneben gibt es die „Ländle Gemüsekiste“, ein Abo-Service, bei dem Familie Gehrer wöchentlich mehrere hundert Kisten mit frischem Gemüse packt.
Chance für Region
LK-Präsident Josef Moosbrugger, sieht im heimischen Gemüseanbau eine große Chance für die Region. „Die Nachfrage nach regionalem Gemüse, kurzen und klimafreundlichen Transportwegen und authentischer, hochwertiger Landwirtschaft nimmt zu“, so Moosbrugger. Er betont, dass der heimische Gemüsebau nicht nur zur regionalen Wertschöpfung beiträgt, sondern auch den CO2-Abdruck massiv verringert und Arbeitsplätze schafft.
Einmal mehr hob Moosbrugger den Wert der eigenständigen Lebensmittelversorgung und dadurch entstehender Unabhängigkeit hervor. Der Selbstversorgungsgrad mit Gemüse liegt in Vorarlberg übers Jahr betrachtet bei acht Prozent (Österreich: 57 Prozent), im Sommerhalbjahr bei rund 30 Prozent. Insgesamt werden rund 3.800 Tonnen Gemüse pro Jahr geerntet.
Wertschöpfung
Harald Rammel, Gemüsebauexperte in der LK Vorarlberg, ergänzt, dass der Gemüsebau die größte Wertschöpfung auf der Fläche im Vergleich zu anderen pflanzenbaulichen Produktionssparten erwirtschaftet. Die Bewässerbarkeit der Anbauflächen, insbesondere in Regionen wie dem Rheintal und dem Walgau, sei ein entscheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeit des Gemüsebaus.