„Scheitern kann auch in Ehe passieren“

Unlängst feierte das Ehe- und Familienzentrum (EFZ), eine Stiftung der Diözese Feldkirch, sein 45-jähriges Bestehen im Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast.
Von Daniel Furxer/NEUE Redaktion
Was macht eine Familie überhaupt aus? Ganz Rechtswissenschaftler wie der Wiener Wolfgang Mazal einer ist, leitete er den Begriff Familie bei seinem Vortrag im Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast erst aus dem bestehenden Gesetzbuch ab. Dann gab er etymologische Einblicke. Etwa, dass eine Familie eine Gemeinschaft von Menschen ist, die miteinander wohnen.
Mazal war unlängst bei einem Impulsnachmittag im Rahmen des 45-Jahre-Jubiläums EFZ zu Gast. Humoristisch und heiter ließ der Experte es in seinem Referat aber nicht auf den anfänglichen trockenen Herleitungen beruhen, sondern fand sofort den Anschluss an die heutigen, oft sehr differenzierten Formen von Familien. Das legte auch schon der Titel seines zweiteiligen Vortrags, „Die Familie gibt es nicht, Familien schon“, nahe.
„Eine Art Demokratie“
Familie sei kein Hollywoodkonzept, sondern ein System, in dem jede und jeder Verantwortung für andere übernehme und in dem man Antworten auf dringende Fragen findet. „Familie ist handeln und aushandeln, also eine Art von Demokratie“, stellte Mazal fest. Dass sich Kirche und Staat in Österreich in Sachen Ehe in wohlwollender, kritischer Loyalität gegenüberstehen, begrüßt er ausdrücklich. Zwischen den Redebeiträgen lockerte das Frauenquartett StimmArt den Nachmittag mit heiteren Gesangsstücken zum Thema Frau und Mann auf.
Wolfgang Mazal ist Leiter des Österreichischen Instituts für Familienforschung an der Uni Wien, Rechtswissenschaftler und führender Fachexperte zum Thema Familienpolitik, Unter anderem ist er Berater der Bundesregierung beziehungsweise der Bischofskonferenz. Nicht von ungefähr brachte er daher auch geschickt die Religion ins Spiel. In der Dreiecksbeziehung Frau, Mann und Gott sei eine Ehe gut aufgehoben, da nicht alle Wünsche und Sehnsüchte vom Ehepartner erfüllt werden können, meinte er.

Hoher Wellengang und Sturm.
Gegenüber der Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe argumentierte er, dass ein Scheitern auch in der Ehe möglich sein darf und kann. Wenn die Scheiter eines Bootes bei hohem Wellengang und Sturm auseinanderbrechen, dann kann man sich nicht ausschließlich auf persönliches Versagen berufen.
Das Spannungsverhältnis zwischen Arbeit und Familie und dem zu wenig Zeit haben für die Familie, sieht er als größte Herausforderung unserer heutigen Gesellschaft. Auch die Betriebe, nicht nur den Staat, nahm er in die Verantwortung, Diese sollen flexible Arbeitsmodelle, Homeoffice und echten Urlaub ohne Erreichbarkeit anbieten.
Gründung
Das EFZ wurde 1979 in Form einer Stiftung als gemeinsame Initiative des Landes Vorarlberg und der Diözese Feldkirch gegründet. Maßgeblich beteiligt waren dabei von Seiten der Kirche der ehemalige Bischof Elmar Fischer und Willi Hagleitner. Seit ihrer Gründung ist die Stiftung eine wichtige Säule der Familienarbeit im Land.
„Die Organisation bildet eine Schnittstelle zwischen Sozialer Arbeit, Bildung und Seelsorge.“
Bohuslav Bereta,
EFZ-Geschäftsführer
Der aktuelle Leiter, Bohuslav Bereta betonte: „Dem EFZ fällt die besondere Aufgabe zu, Bindeglied zwischen den Zielen des Landes und den Anliegen der Katholischen Kirche zu sein. Die Organisation bildet eine Schnittstelle zwischen Sozialer Arbeit, Bildung und Seelsorge.“ Und: „Unsere Arbeit unterstützt die konkrete Umsetzung der christlichen Botschaft der Nächstenliebe. Durch die Zuwendung zum ‚einen und ganzen Menschen, mit Leib und Seele, Herz und Gewissen, Vernunft und Willen‘, wie es im päpstlichen Dokument ‚Gaudium et Spes‘, steht, wird die Entwicklung der ganzen Gesellschaft mitgefördert.“
Das Beratungsangebot, das von Paartherapie über Einzelbetreuung zu Fragen der Sexualität bis zur Unterstützung von Kindern geht, deren Eltern getrennt leben, ist breit gefächert und kostenlos zugänglich. Die Niederschwelligkeit und Zugänglichzeit für alle Menschen, egal welcher Region ist Bereta ein besonderes Anliegen.