Ein leidenschaftlicher Jäger mit 83 Jahren

Herbert Bohle aus Dornbirn ist 83 Jahre alt. Das hält ihn allerdings nicht davon ab, nach wie vor als Metallbauer zu arbeiten und fast täglich auf die Jagd zu gehen.
Es ist gar nicht so einfach, einen Termin mit Herbert Bohle auszumachen. Wenn der Dornbirner nicht gerade Waren an seine Kunden ausliefert, kann es sein, dass er irgendwo im süddeutschen Raum auf Wildschweinjagd ist. Dass er im Februar seinen 83. Geburtstag gefeiert hat, spielt da überhaupt keine Rolle und ist angesichts seiner Energie und seines Schaffensdranges auch kaum vorstellbar.
Bohle wurde 1941 in Bregenz geboren und ist als einziges Kind seiner Eltern in Dornbirn-Hatlerdorf aufgewachsen. Der Vater war Wagnermeister und so gab es keine Diskussion bei der Berufswahl des Sohnes. „Da wirst du einfach auch Wagner“, schildert Herbert Bohle damalige Realitäten. Wirklich glücklich war er damit nicht. Eigentlich wäre er viel lieber Büchsenmacher geworden, erzählt er. Ein Wunsch, der schon einen eindeutigen Hinweis auf das gab, was bis zum heutigen Tag seine große Leidenschaft ist: die Jagd. „Das lag mir schon immer im Blut.“

Der Dornbirner lernte nun aber zunächst mal Wagner und arbeitete im väterlichen Betrieb. Allerdings war die Branche mit zunehmender Modernisierung der Landwirtschaft immer weniger gefragt. Und so ging Bohle 1962 nach Wien, um dort in einem Metallbetrieb zu arbeiten und letztlich nach zweieinhalb Jahren die Schmiedemeisterprüfung abzulegen. Sieben Jahre später hat er dann auch noch die Wagnermeisterprüfung abgelegt – aber nur deswegen, weil ihn der damalige Innungsmeister dazu gedrängt hatte, erzählt er. „In Dornbirn war ich da vermutlich der Letzte.“
Nach der Rückkehr aus Wien nach Vorarlberg arbeitete er 1964 in der Schweiz, um dann als selbstständiger Metall- und Stahlbauer im Baunebengewerbe tätig zu werden. Und das macht er bis heute. „Ich arbeite jetzt schon weniger“, sagt er. „Ich bin es aber gewohnt, in der Früh zu gehen. Wenn ich daheim bleiben würde, wäre vermutlich auch meine Frau nicht begeistert“, fügt er mit einem Grinsen hinzu. Der Dornbirner ist seit 53 Jahren verheiratet und hat zwei Töchter und zwei Enkelinnen, von denen eine jetzt Matura gemacht hat, wie der stolze Großvater erzählt.

Seine ersten Erfahrungen mit der Jagd hat Bohle schon als junger Mann gemacht, als ihn damalige Kunden mitnahmen. „Irgendwann haben die dann gesagt, mach doch endlich die Jagdprüfung, sonst kann man dich nicht schießen lassen“, erinnert sich der 83-Jährige. Das hat er dann auch getan. Mittlerweile ist er seit 45 Jahren Mitglied der Vorarlberger Jägerschaft. Als Unter- und Mitpächter war er in der Folge in Andelsbuch und Dornbirn-Gunzmoos aktiv, 18 Jahre lang war er Mitpächter der Genossenschaftsjagd Dornbirn-Fallenberg.
Seit 14 Jahren hat Bohle eine eigenständige Pacht im Westallgäu. Zusätzlich hat er das Genossenschaftsjagdgebiet Dornbirn – Ried Süd gepachtet. „Da komme ich dann auch noch mit dem Rollator hin“, stellt er mit einem Grinsen fest. Damit aber auch die Familie nicht immer daheimhocken muss, wenn er auf der Jagd ist, haben die Bohles seit vielen Jahren einen Dauercampingplatz am Rohrspitz.

Neben seinen eigenen Jagdpachten geht der Dornbirner seiner Leidenschaft aber auch in anderen Gegenden nach. Er hat unter anderem Jagdfreunde in Friesland und in Bayern, die ihn immer wieder mal einladen. So war er erst kürzlich in der Nähe von Füssen auf Wildschweinjagd. „Dort richten die Tiere enormen Schaden an“, erzählt er. Er fahre auch schon mal bis zu 800 Kilometer am Stück, um zu einem Jagdrevier zu kommen, berichtet er.
Das Verhältnis von Arbeit und Jagd beschreibt der 83-Jährige so: „Wenn ich in der Werkstatt am Arbeiten bin, mache ich das schnell, damit ich auf die Jagd gehen kann. Und wenn ich dann auf dem Baum sitze, bin ich froh, dass ich etwas gearbeitet habe und genieße die Jagd.“ „Hebo der Schreckliche“ sei er aufgrund seiner Leidenshaft auch schon genannt worden. „,Hebo‘ ist mein Spitzname“, erklärt er dazu, „80 Prozent der Leute kennen mich als ‚Hebo‘“.

Das erlegte Wildbret verkauft Bohle unter anderem an Privatkunden. „Reh hat man ein paar Jahre lang kaum weggebracht“, erzählt er. In den letzten Jahren sei aber „eine junge Mittelschicht ganz scharf drauf“. Die Jagd sei die natürlichste Haltung von Nutztieren, ist der Jäger überzeugt. Derzeit ist der Dornbirner fast täglich im Wald. „Es ist ja nicht so, dass man jeden Tag schießt“, erläutert er, „da gibt es noch viel andere Arbeit im Revier.“
Einen Traum hat sich Bohle in den Jahren 2006 bis 2008 erfüllt. Da war er einige Male auf Großwildjagd, darunter drei Mal in Afrika. Einen Bären hat er in Kanada erlegt, einen Moschusochsen auf Grönland. Aufgrund seines Alters sei das nun aber kein Thema mehr, sagt er. Auf diesen Jagdreisen habe er immer auch sehr nette Leute kenne gelernt, erinnert er sich. Auf Jagdfarmen sei er hingegen nie gewesen. „Ich bin ein Einzelkämpfer, aber kann sehr gut mit Menschen umgehen“, liefert er eine Selbstbeschreibung.

Neben Arbeit und Jagd blieb dem Dornbirner nicht viel Zeit für anderes. In der Schützengilde seiner Heimatstadt ist er dennoch seit einigen Jahren Mitglied. Und bei einem Jagdschießen vor zwei Jahren hätte er fast noch die Ehrenscheibe gewonnen, erzählt er dann noch. Bei diesem jährlich privat veranstalteten Schießen im Großen Walsertal habe es damals eine längere Diskussion gegeben. Letztlich sei er Zweiter geworden – als ältester Teilnehmer. Das könnte noch länger der Fall sein: Arbeiten und jagen will der 83-Jährige, so lange er irgendwie mobil ist. Und mit dem mit dem Rollator erreichbaren Jagdgebiet Dornbirn-Süd hat er ja fürs Alter vorgesorgt.