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„Am See geht mir immer das Herz hoch“

11.07.2024 • 18:13 Uhr
Beate Geiger-Kassler
Beate Geiger-Kassler hat am Minigolfplatz in Bregenz den Durchblick. Hartinger

Beate Geiger-Kassler feiert nächstes Jahr das 35-jährige Jubiläum. Die Minigolfplatzbetreiberin erzählt von dieser Zeit.

“Ich wollte immer schon einen Minigolfplatz und ein Haus am See“, sagt die Minigolfplatz-Betreiberin Beate Geiger-Kassler. Von den Bludenzer Bergen war sie nie so begeistert wie vom Bodensee. „Wenn wir eine Bergtour machen mussten, haben wir entweder die Bergschuhe bereits versteckt oder gefragt, ob es irgendwo Wasser gibt“, erinnert sie sich an ihre Kindheit.

Beate Geiger-Kassler
Fast wie beim großen Golf: Beate Geiger-Kassler fährt aufgrund einer Verletzung täglich mit dem Golf Cart zu ihrem Arbeitsplatz. Hartinger

Hingegen am See mag sie besonders die verschiedenen Stimmungen und das Schwimmen: „Da geht mir immer das Herz hoch.“ Mit Anfang 20 Jahren zog Beate Geiger-Kassler von Bludenz nach Bregenz. 1990 begann sie am Minigolfplatz. Dort ist sie auch heute noch während der Saison täglich anzutreffen. Zu diesem Minigolfplatz kam sie zufällig. Ihr Vater Lothar Geiger übernahm ihn damals, weil er Mini-Züge in Bregenz betrieb. 1997 übernahm die Tochter, Beate Geiger-Kassler, den Minigolfplatz und machte sich selbstständig. Ihr Bruder übernahm die besagten „Zügle“ für Stadtrundfahrten in Linz.

Beate Geiger-Kassler
Beate Geiger-Kassler und ihr Vater haben 1990 am Minigolfplatz begonnen. 1997 hat sie ihn dann übernommen. Heute hilft er nur noch hin und wieder aus. Hartinger

Lothar Geiger hilft zwar noch manchmal am Minigolfplatz aus und freut sich, dass er dort zu tun hat und rechnen und denken muss. Wenn die Kunden dann mit dem Taschenrechner den Ticketpreis nachrechnen, muss er lachen. Denn er weiß, dass er richtig gerechnet hat.

Beate Geiger-Kassler
Der Senior hilft manchmal aus, wenn der Hut brennt. Hartinger

Sie bekommt nicht genug

Eine baldige Pension kann sich die Wahlbregenzerin trotz ihrer 60 Jahren aktuell noch nicht vorstellen – sie möchte etwas zu tun haben. „Was tut man mit 60 Jahren schon daheim?“, stellt sie die Frage in den Raum. „So lange ich mit dem Golfcart herkomme, bleibe ich da“, sagt sie überzeugt. Aufgrund einer Rückenverletzung fährt sie in diesem roten Fahrzeug zur Arbeit.

Beate Geiger-Kassler
Ihr Traum ist in Erfüllung gegangen: Ein Haus am See. Hartinger

„Im Hochsommer darf man mich das nicht fragen: dann höre ich in einem Jahr auf“, meint sie lachend. Das legt sich dann sicher wieder bis zum Saisonbeginn. Denn schließlich arbeitet sie an einer Traumlocation. Schon bald wird sie hier abends auch wieder den Klängen der Bregenzer Festspiele lauschen dürfen.

Beate Geiger-Kassler
Nicht alle Bälle finden wieder zurück ins Kassenhäuschen. Manche landen im See oder im Wirtshausgarten. Hartinger

Haus am See

Trotzdem vermisste sie noch für längere Zeit ein Haus am See. Erst nach mehreren Jahren realisierte sie, dass er bereits lange beide ihre Träume unbemerkt in Erfüllung gegangen waren. Sie zeigt auf das Kassenhäuschen und meint: „Ich habe ja schon lange ein Haus am See.“ Dies müsse ja kein fließendes Wasser und ein Schlafzimmer haben. Sie genießt auch hier täglich den Blick auf den farbenfrohen Sonnenuntergang am See. Mit einer Liege und eine kleiner eingebaute Küche im Stil wie bei ihr zu Hause hat sie es sich hier gemütlich gemacht.

Schließlich verbringt sie während der Saison hier mehr Zeit als zu Hause: täglich hat der Minigolfplatz von etwa 10 Uhr vormittags bis 23 Uhr am späten Abend geöffnet. Dort ist sie die Frau für alles: Sie kärchert, mäht den Rasen, poliert und verkauft Tickets. Am meisten hat sie zu tun, wenn kein reines Badewetter herrscht. Dann ist der Minigolfplatz ein beliebtes Ausflugsziel.

Beate Geiger-Kassler
Beate Geiger-Kassler kann diese Bahn in- und auswendig. Hartinger


Dabei nimmt sie auch den Minigolf-Schläger in die Hand. Von ihrer Zeit mit 18 Jahren, als sie die Sportart Minigolf regelmäßig trainierte, ist noch Können vorhanden. „Am besten kann ich die erste und die letzte Bahn“, erzählt die gebürtige Bludenzerin. Bei diesen zwei Bahnen schlägt sie nämlich während der Saison täglich den Ball.

Beate Geiger-Kassler
Der Minigolfplatz überzeugt mit seinem Seeblick. Hartinger

Dort zeigt sie den Besuchern, wie es geht. Das macht sie, wenn sie sieht, dass die Leute sich ungeschickt anstellen. Besonders Kinder beherrschen nicht mehr so gut die Regeln wie früher, sagt sie. Deswegen erklärt sie ihnen diese gerne. Die hätten dann viel mehr Spaß am Spielen.

Beate Geiger
Heimo Kassler steht voll hinter seiner Ehefrau Beate Geiger-Kassler und ihrem Saisonbetrieb – auch wenn sie im Sommer täglich arbeitet. Dafür ist sie sehr dankbar. Hartinger

Nächstes Jahr feiert die 60-Jährige ihr 35-jähriges Jubiläum am Minigolfplatz in Bregenz. In dieser Zeit hat sie schon einiges erlebt. Etwa sind Bälle bis ins Wirtshaus am See oder direkt ins Wasser geflogen, aber auch Schläger gegen Köpfe gekracht.

Mit dem Bälleschwund weiß die Betreiberin umzugehen: „Wer sie brav suchen gegangen ist, muss sie meistens nicht zahlen. Mutwillig kassiere ich sie, wenn sie sich zu gut sind, sie suchen zu gehen.“ Nicht nur Bälle gingen bereits bei Minigolfsessions verloren. Auch ein Zahn eines Buben musste schon daran glauben. „Das war eine teure Brücke.“

Beate Geiger-Kassler
Kinder kennen oft nicht mehr derart gut die Regeln wie früher. Hartinger

Beate Geiger-Kasslers Gäste sind unter anderem Bargänger, welche nach ein paar Drinks motiviert sind, Festspielgäste, Schulklassen und Familien. Der Minigolfplatz ist darüber hinaus die perfekte Datinglocation, ist die 60-Jährige überzeugt.

Beate Geiger-Kassler
Sonne scheint meistens keine, wenn sie mit dem Golf Cart nach Hause fährt. Auf den Heimweg macht sie sich entweder wenn es regnet oder wenn es dunkel ist. Hartinger

Zu ihr kommen sowohl Pärchen, die bereits 20 Jahre zusammen sind, aber auch Pärchen, die sich noch nicht lange daten. Beim Minigolf lernt man sich viel besser kennen, als wie wenn man vor einem Drink sitzt, ist sie überzeugt: „Du siehst, ob er verlieren kann, ein Kavalier ist und die Bälle holen geht oder dich einlädt.“ Und ob das Gegenüber Geduld hat.