Welches Insekt 2023 in der Inatura am meisten nachgefragt wurde

Ein neuer Schädling breitet sich aufgrund steigender Temperaturen auch hierzulande in den Gärten immer mehr aus.
Sie ist rund eineinhalb Zentmeter lang, wenige Milimeter breit und meist grün. Im Vorjahr hat die Ages, die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, ein bundesweites Monitoring für alle dazu durchgeführt. Bei der Inatura in Dornbirn war sie im Vorjahr das meist nachgefragte Insekt, erzählt Fachberaterin Elisabeth Ritter.
Die Rede ist von der Grünen Reiswanze, einem ursprünglich aus Ostafrika stammenden Schädling, der hierzulande eingeschleppt wurde und keine natürlichen Feinde hat, wie Ritter erklärt. Nachsatz: „Auf natürlichem Weg wäre sie nicht zu uns gekommen.“ In Vorarlberg wurde sie 2015 in Hard erstmals beobachtet, in den vergangenen zwei Jahren scheint sich die Art im Land ausgebreitet zu haben.

Bei den meisten Meldungen an die Inatura wurde die Wanze auf Stangenbohnen gesichtet, berichtet die Expertin, aber auch auf Tomaten war sie häufig zu finden. „Ich habe erst vor Kurzem eine Meldung bekommen, dass sie auf einem Lavendel war. Was ihre Nahrung angeht, sind die Grünen Reiswanzen sehr variabel“, so Ritter. An den befallenen Pflanzen und zwar an allen Teilen verursacht der Schädling Saugschäden, die unter anderem zu Fleckenbildungen, Verkrümmungen, Deformationen oder Fäulnis führen können.

Die erwachsenen Tiere legen die Eier ab. Die Larven sind es dann, die die großen Schäden verursachen, erklärt Harald Rammel, Gemüsebau-Experte der Landwirtschaftskammer Vorarlberg. Die Larven seien nach relativ kurzer Zeit geschlechtsreif, „dann geht das Spiel weiter“. Flächig sei der Schädling bis dato in Vorarlberg nicht anzutreffen. Besonders problematisch seien aber die Schäden der Reiswanze für Gemüsebauern, die ihre Produkte verkaufen wollen, stellt Rammel fest.
Einer dieser Landwirte ist der Lustenauer Biobauer Simon Vetter. Auch er hat die Grüne Reiswanze in seinen Feldern schon gesichtet. Größere Schäden hat sie bei ihm noch nicht verursacht, „aber das ist eine Frage der Zeit“, befürchtet er. Und das hat mit den höheren Temperaturen bzw. milden Wintern zu tun.

In Tirol sei der Schädling ja bereits in den 1970er-Jahren dokumentiert worden, gibt Vetter zu bedenken. Aber erst die steigenden Temperaturen ermöglichen ihm ein Überleben bzw. eine starke Vermehrung. „Die werden wir noch in Massen haben“, ist der Biobauer überzeugt. Positiv ist für ihn das Meldesystem der Ages, deren diesbezügliches Monitoring sich heuer nur mehr an Profilandwirte richtet. „Das finde ich super, da ich damit die aktuellen Informationen habe, wo die Reiswanze verbreitet ist“, sagt Vetter.

Rammel empfiehlt grundsätzlich, Pflanzen regelmäßig zu beobachten, am besten jeden Tag. „Wir informieren unsere Bauern auch dahingehend.“ Die „Viecher sind relativ auffällig“, so der Gartenbauexperte. Wenn man sie im Hausgarten entdeckt, abstreifen und zerdrücken, so sein Tipp.
Auch Ritter bezeichnet das Abstreifen als am nachhaltigsten. Sinnvoll sei es auch, die Blattunterseite auf Eier zu kontrollieren. Mittlerweile gibt es für den professionellen Anbau auch eine Schlupfwespenart, die gegen die Grüne Reiswanze eingesetzt werden kann. Funktionieren tut diese Methode vor allem in Gewächshäusern, allerdings handelt es sich auch dabei um keine heimische Art.
![ABD0014_20231002 – SAARBRCKEN – DEUTSCHLAND: PRODUKTION – 05.09.2023, Saarland, Saarbrcken: Grne Reiswanzen (Nezara viridula) sitzen auf einem Blatt in einem Garten. In Rheinland-Pfalz und im Saarland hat sich nach Angaben von Naturexperten und Behrden ein neuer invasiver Schdling angesiedelt: die ursprnglich aus Ostafrika stammende Grne Reiswanze. (zu dpa-Korr: ÇGrne Reiswanze fhlt sich jetzt auch im […]](/2024/03/ABD0014-20231002-1-768x576.jpg)
„Wanzen selber hat es immer schon gegeben“, erzählt Rammel. „Die Grüne Reiswanze ist neu gekommen.“ Von der einheimischen Grünen Stinkwanze unterscheidet sie sich durch weiße Punkte auf dem Rücken. Wobei sie „im Laufe ihres Lebens ihr Aussehen extrem verändern“, so Ritter. Die zunächst cremefarbenen Eier werden orange. Daraus schlüpfen gummiartige orange Larven, die dann rotbraun und schwarz mit Punkten werden. Bei der erwachsenen Wanze überwiegt dann die grüne Farbe – daher auch der Name.
Hochsaison hat der Schädling im Spätsommer und Herbst. Die weitaus meisten Meldungen gab es 2023 bei der Ages für den Monat September, gefolgt von August und Oktober. Aus Vorarlberg wurden der Ages im Vorjahr 48 Sichtungen gemeldet.