„Ja“ zu Chancen und viele neue Möglichkeiten

Das Bregenzer Festspielhaus stand am Mittwoch zum zweiten Mal ganz im Zeichen der mentalen Gesundheit und Zukunftsfragen.
Die mentale Gesundheit rückt in den letzten Jahren immer mehr in den Vordergrund. Aber nicht nur in den großen Städten dieser Welt ist das Thema „Mental Health“ und mentales Training Thema: Auch in Vorarlberg ist es längst angekommen. Ein dramatischer Countdown auf der großen Leinwand läutet das zweite „Tomorrow Mind Festival“ im Festspielhaus in Bregenz ein.
Schon zu Beginn wird klar: Es geht um jede und jeden Einzelnen. Wenige Minuten nach Beginn der Eröffnungsrede stellt Verena Eugster, eine der Organisatorinnen der Veranstaltung, den Gästen eine Aufgabe: Man soll aufstehen und sich mit den Leuten um sich herum über positive Momente unterhalten.
Bereits zum zweiten Mal fand das Festival am Mittwoch statt. Hieß es letztes Jahr noch „Health & Mind Festival“, wurde es dieses Jahr zum Zukunftsevent umbenannt. Dafür gibt es auch eine logische Erklärung, wie Verena Eugster bei ihrer Eröffnungsrede verrät. „Wir sind ein Team, das ja sagt zu Chancen. Das Wort health verbindet man oftmals mit Krankheit und das wollen wir überhaupt nicht verkörpern.“ Es musste also nach der Premiere des Festivals letztes Jahr ein neuer Name her.

„Wir wollen alles vereinen. Spirituelles, Gesundheit, Führungskultur“, sagt Eugster in ihrer Eröffnungsrede. „Wir wollen euch heute genau da abholen, wo ihr steht. Egal, ob beruflich, oder privat. Ihr habt heute die Chance, euch auf etwas Neues einzulassen.“ Mit diesen Worten beendet sie gemeinsam mit Schwester Patricia Zupan-Eugster die Eröffnungsrede. Das Festival fand bereits zum zweiten Mal im Bregenzer Festspielhaus statt.
Was es genau ist, lässt sich nicht zuordnen. Eine Mischung aus Vorträgen, interaktiven Gesprächen auf der Bühne, mit Moderation und Frage-Antwort-Runden mit Publikum zwischen den Essensständen. Aber das ist bei weitem noch nicht alles, was die Eugster-Schwestern mit dem Projekt „Tomorrow Mind Festival“ auf die Beine gestellt haben. Schon gleich zu Beginn werden die Gäste mit Tanzeinlagen von „Move4Style“ und einer Showeinlage von der Akrobatin Alina begeistert. Es folgt tobender Applaus.
Tatoostand und Wraps
Neben Verpflegung, die von veganen Wraps, über Burger und Thai Curry bis hin zu Waffeln und Eis geht, stehen auch eine Teebar, eine Smoothiebar und Hanf-Snacks zur Verfügung. Doch das rein leibliche Wohl ist nicht das Einzige, was im Festspielhaus zu finden ist. Passend zum Thema gibt es die Möglichkeit, einen Brief an sein zukünftiges Ich zu schreiben, oder direkt vor Ort ein mentales Coaching zu beginnen. Aber auch das Eisbad von letztem Jahr schafft es dieses Jahr wieder auf das Programm. Für Literaturbegeisterte ist mit einer großen Auswahl an Büchern, passend zum Thema, für Abhilfe gesorgt. Für alle Kunstbegeisterten hat das Tattoostudio „Corova“ aus Dornbirn einen Stand aufgebaut. Von zwei Künstlern können sich Spontan-Entschlossene tätowieren lassen. „Das ist schon der erste Schritt in ein neues Mindset. Ich bin eigentlich gar nicht spontan“, lacht eine junge Frau am Tattoo-Stand.

Das Prinzip aus einer Mischung an Vorträgen und Verkauf, in Kombination mit zahlreichen Stehtischen, regt die Besucher und Besucherinnen dazu an, Gespräche zu beginnen. Somit herrscht ein ständiges Kommen und Gehen im Obergeschoss des Festspielhauses. Ist ein Platz an einem der Stehtische frei, dauert es nicht lange, bis sich ein neues Gespräch ergibt. „Es ist einfach toll, mit Gleichgesinnten zu reden“, schwärmt eine Besucherin. Nach jedem Vortrag auf der sogenannten „Mainstage“ strömen die Besucher und Besucherinnen wieder in den Aufenthaltsbereich zwischen die Stände und der Geräuschpegel schnellt augenblicklich in die Höhe.
Was im Laufe des Vormittags bewusst wird: Eine Menge Input braucht manchmal auch wieder ein paar ruhige Minuten, um verdaut werden zu können. Und was könnte da besser helfen als ein Blick aus einem der Panoramafenster, direkt auf den herbstlichen Bodensee. Es scheint wie die Szenerie aus einem Gedicht: Schaut man den Besuchern zu, hat man das Gefühl, in den verträumten Gesichtern die Gedanken und Inputs, auf der Wasseroberfläche des Bodensees Richtung Horizont schwimmen zu sehen.

Der Tag lässt allerdings kaum Zeit für Verschnaufpausen: Ein spannender Vortrag folgt dem nächsten. Das Highlight für viele der Besucher und Besucherinnen ist mit Sicherheit Joey Kelly, von der Kelly Family, der 45 Minuten lang über sein Leben und seine Erfolge spricht. Aber auch faszinierende Menschen wie Bernhard Ölz, der über seine Hirnblutung und den Weg zurück spricht, oder Sportler Lukas Mähr, sind zu Gast.
Neben der Hauptbühne gibt es auch zahlreiche Nebenveranstaltungen. Diese sind hauptsächlich für Menschen mit einem speziellem Ticket zugänglich und bieten Kurse und Workshops zur Verbesserung des Alltags und des allgemeinen Lebens.
Themen für alle
Bei erstem Hinsehen scheint die Veranstaltung überwiegend junge Menschen anzuziehen. Doch dem ist nicht so: Viele ältere Leute haben ihren Weg ins Festspielhaus gefunden, lauschen interessiert den Vorträgen und tauschen sich angeregt aus.
Der Wunsch nach Veränderung ins Positive zieht sich eben durch die ganze Gesellschaft und begeistert Jung und Alt.