Lokal

Muss dieser Baum einem Kreuzungsumbau weichen? Helena Schütte will “Lala, die Linde” retten

13.11.2024 • 15:05 Uhr
Muss dieser Baum einem Kreuzungsumbau weichen? Helena Schütte will "Lala, die Linde" retten
Helena Schütte startete eine Petition für den Erhalt der Linde. hartinger

Wegen eines Quartiersprojekts und Kreuzungsumbaus muss in Feldkirch-Altenstadt wohl ein 150 Jahre alter Baum gefällt werden. Helena Schütte will das nicht hinnehmen und hat eine Petition für den Erhalt der Linde ins Leben gerufen. Diese erhält große Resonanz.

Wer an der stark befahrenen, von zahlreichen Gewerbebetrieben gesäumten Königshofstraße von Rankweil in Richtung Feldkirch unterwegs ist, kann sie eigentlich nicht übersehen. Wie ein Mahnmal gegen die zunehmende Bodenversiegelung steht sie da, die alte Linde. Bis an den Stamm hin zubetoniert, scheint sie unbeeindruckt von Auspuffgasen und der seelenlosen Umgebung kraftvoll in die Höhe zu wachsen – mit einer Präsenz, die – wie gesagt – kaum zu übersehen ist.

Dass ausgerechnet die alte Linde wegen eines Bauprojekts gefällt werden soll, will Helena Schütte nicht einfach hinnehmen. Sie hat vor zehn Tagen eine Online-Petition für den Erhalt der alten Linde gestartet. Mehr als 830 Personen haben sich bereits angeschlossen und eindringliche Kommentare hinterlassen. Die Resonanz ist für Schütte mehr als nur ein Erfolg. „Sie zeigt, wie wichtig ein derartiger Altbaumbestand für die Stadt eigentlich ist.“ Besonders freut sie, dass „die Leute so engagiert sind und teilweise eine emotionale Bindung kundtun.“ Die 34-jährige Norddeutsche, die seit vier Jahren in Feldkirch lebt und zuvor lange in Wien wohnte, hat der Linde sogar einen Namen gegeben: „Ich habe sie Lala genannt. Einfach von der alten Linde zu sprechen, erschien mir zu distanziert.“ Schütte hat sich vor dem Start ihrer Petition beim Experten Conrad Amber informiert. Demnach ist der stattliche Baum mindestens 150 Jahre alt und könnte locker noch weitere 800 Jahre dastehen. Die Wurzeln der Linde erstrecken sich laut Amber über eine Fläche von mindestens 40 mal 40 Metern. Eine Verpflanzung, von der schon gerüchteweise die Rede war, wäre daher kaum umsetzbar – das Überleben des Baumes wäre nicht gesichert, ganz zu schweigen von den hohen Kosten.

Muss dieser Baum einem Kreuzungsumbau weichen? Helena Schütte will "Lala, die Linde" retten
Helena Schütte ist der Meinung, dass die Stadt einen Weg finden sollte, einen solch besonderen Baum zu erhalten. Hartinger

“Mindestens 150 Jahre alt”

Schütte hat sich vor dem Start ihrer Petition beim Experten Conrad Amber informiert. Demnach ist der stattliche Baum mindestens 150 Jahre alt und könnte locker noch weitere 800 Jahre dastehen. Die Wurzeln der Linde erstrecken sich laut Amber über eine Fläche von mindestens 40 mal 40 Metern. Eine Verpflanzung, von der schon gerüchteweise die Rede war, wäre daher kaum umsetzbar – das Überleben des Baumes wäre nicht gesichert, ganz zu schweigen von den hohen Kosten.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Muss dieser Baum einem Kreuzungsumbau weichen? Helena Schütte will "Lala, die Linde" retten
Helena Schütte kommt aus Norddeutschland. Seit 15 Jahren lebt sie in Österreich, vier davon in Feldkirch. Hartinger

“Viertel vor Feldkirch”

Dennoch stehen die Zeichen auf Veränderung. Auf dem Gelände, wo die alte Linde seit Generationen wächst, soll bald das Projekt „Viertel vor Feldkirch“ entstehen. Das Feldkircher Traditionsunternehmen Hilti & Jehle plant ein modernes Quartier mit Wohnungen, Handelsflächen, Büros und Grünflächen, das eine „hohe Wohn- und Lebensqualität“ bieten soll. Doch für Lala, die alte Linde, scheint in diesem neuen Stadtteil kein Platz vorgesehen. So sieht das zumindest Helena Schütte und befindet: „Ein innovatives Bauprojekt sollte einen Weg finden, einen solch besonderen Baum zu erhalten.“

Wie eine Nachfrage im Amt der Stadt Feldkirch ergab, steht die alte Linde auf einer Gemeindestraße und ist damit öffentliches Gut. Und der Baum muss offenbar nicht direkt wegen des Bauprojekts weg, sondern könnte der damit einhergehenden Begleitmaßnahmen zum Opfer fallen. „Zum Projekt ‚Viertel vor Feldkirch‘ laufen verkehrliche Planungen zum Umbau der Straßenkreuzung sowie zum städtebaulichen Umfeld“, sagt Bürgermeister Manfred Rädler (ÖVP). Er versichert, dass die Stadt Feldkirch sowie alle am Projekt Beteiligten sich für den Erhalt der Linde einsetzen. Aufgrund deren Standort direkt an der Kreuzung sei es aber äußerst schwierig, den Baum langfristig zu erhalten. Aktuell sei jedenfalls nicht geplant, den Baum zu fällen.

Neues Quartier Viertel vor Feldkirch
Illustration zum geplanten Quartier Viertel vor Feldkirch. Im Vordergrund besagte Kreuzung, bereits in umgebautem Zustand. Hilti & jehle

Mehr Verkehr, neue Kreuzung

Auch auf einer Illustration, die Hilti & Jehle bei der Bekanntmachung des Projekts versendet hat, ist die versetzte Kreuzung bereits eingezeichnet und statt des alten großen Baumes sind mehrere kleine eingezeichnet. Was noch hinzukommt, ist die geplante Burger-King-Filiale, die vis-a-vis des Quartiers, also auf der anderen Seite der L190 Königshofstraße, entstehen soll. Es ist künftig also deutlich mehr Verkehr auf der – derzeit noch unübersichtlich versetzten – Kreuzung zu erwarten.

Der Bürgermeister lässt dazu über seine Presseabteilung verlautbaren: „Aufgrund aktueller Planungen bzw. Projekte im Bereich Küchlerstraße, wie beispielsweise das Projekt „Viertel vor Feldkirch“ sowie weiterer zukünftiger, zu erwartender Bautätigkeiten in diesem Bereich wird es wahrscheinlich erforderlich sein, die Straßenkreuzung L190/Küchlerstraße/ Churwaldenstraße zu ertüchtigen bzw. umzubauen.“

Auch Anna Hilti, Geschäftsführerin des Bauunternehmens, hält es angesichts der künftigen Wohnbebauung für notwendig, den Kreuzungsbereich umzugestalten, „damit das Verkehrsaufkommen an dieser Stelle in Zukunft funktioniert“. Aktuell sei aber noch keine Entscheidung gefällt. Auch sie versichert, dass sich alle Beteiligten um den Erhalt des Baumes bemühen.

Muss dieser Baum einem Kreuzungsumbau weichen? Helena Schütte will "Lala, die Linde" retten
Der 150 Jahre alte Baum ist noch gesund. Hartinger

Erwartungen

Helena Schütte erwartet sich sowohl von Hilti & Jehle als auch von den Stadtverantwortlichen, dass ihre Petition ernst genommen wird. „Wir müssen hier auf der regionalen Ebene unser Bestes tun. Dann fügt sich das im Großen auch, vor allem wenn wir Vorbildcharakter zeigen. Und ich finde, das kann man schon erwarten von einer innovativen Gemeinde.“ Sie erinnert an den Leitsatz des städtischen Klima- und Umwelt-Leitbilds, der da lautet: „Die Stadt Feldkirch strebt danach, ihre Umwelt-Ressourcen zu erhalten und eine hohe Lebensqualität für alle Menschen in Feldkirch zu sichern.“ Sie fragt sich, ob da nur Greenwashing betrieben wird, bis ein neues Bauvorhaben ansteht.

Stadt verweist auf “zahlreiche Bemühungen”

Leider, so antwortet der Bürgermeister, lasse sich trotz aller Bemühungen nicht immer vermeiden, dass ein Baum im Stadtgebiet gefällt werden muss. Man setze jedoch zahlreiche Aktivitäten im Bereich Klima- und Umweltschutz. Er verweist darauf, dass Feldkirch seit 2005 als e5-Gemeinde zertifiziert ist und in den vergangenen Jahren zahlreiche Begrünungsmaßnahmen im Stadtgebiet umgesetzt worden seien. Auch bei privaten Bauvorhaben lege die Stadt Feldkirch als Baubehörde großen Wert auf die Umsetzung ökologischer Maßnahmen wie Baumpflanzungen und Fassadenbegrünungen. Ein Beispiel sei das gegenständliche Projekt „, bei dem eine Begrünung mit Baumpflanzungen und die Schaffung unversiegelter Flächen vorgesehen sind.

Interview Bürgermeister Manfred Rädler, Bitte gute Interviewfotos, hohes Foto, Interviewszene mit Redakteur, Weg ins Büro abfotografieren.
Bürgermeister Manfred Rädler. Steuer

“Es ist mir ein großes Anliegen, dass der Baum stehen bleiben kann und gleichzeitig eine optimale Lösung für die Verkehrsführung gefunden wird.“

Bürgermeister Manfred Rädler

Das Wort Ersatzpflanzungen hört Schütte gar nicht gerne, denn diese seien schon im Namen irreführend. Neueste Untersuchungen würden zeigen, dass 400 Jungbäume gesetzt werden müssen, um die Umweltleistungen von nur einem alten Baum zu ersetzen.

Unterstützung von den Grünen

Unterstützung erhält Schütte nicht nur von den zahlreichen Unterzeichnern ihrer Petition. Auch die Feldkircher Grünen begrüßen ihr Engagement. Umweltstadtrat Clemens Rauch postete auf den Social-Media-Kanälen seiner Fraktion ein entsprechendes Video und warb für die Petition, die sich direkt an Bürgermeister Manfred Rädler richtet.

Hier geht es zur Online-Petition