Kika/Leiner in Dornbirn: Schnäppchen, Sorgen und große Ratlosigkeit

In der Dornbirner Filiale zeigt sich die ganze Tragik des Konkurses: Schnäppchenjäger füllen ihre Einkaufswägen, während andere Kunden mit offenen Fragen und Mitarbeiter mit Sorgen zurückbleiben.
Einen Tag, nachdem bekannt wurde, dass die Sanierung von Kika/Leiner gescheitert ist und die Möbelhandelskette in den Konkurs schlittert, herrscht in der Filiale Dornbirn reges Treiben. Kunden stöbern durch Regale, viele sind auf der Suche nach Schnäppchen. Bis zu 30 Prozent Rabatt locken auf Weihnachtsdeko, Geschirr und Haushaltswaren. „Gute Bettwäsche ist normalerweise sehr teuer, da schlage ich jetzt natürlich zu“, sagt eine Frau mittleren Alters, die anonym bleiben möchte.
“Was passiert jetzt mit meinem Geld”
Gleichzeitig stehen verunsicherte Kunden an den Beratungsplätzen und fragen nach bereits angezahlten Waren. Bosko Mitrovic aus Bregenz ist gekommen, um sich nach seiner Ledersitzgruppe zu erkundigen. Für diese hat er Anfang November 1900 Euro angezahlt. „Was passiert jetzt mit meinem Geld?“, fragt er die Mitarbeiterin. Die freundliche Dame hinter dem Tresen kann ihm nicht weiterhelfen. „Das wissen wir derzeit leider nicht. Der Insolvenzverwalter prüft das gerade.“ Ein Wahnsinn sei das, meint der Mann, der sich als „armer Pensionist“ bezeichnet. So wie es derzeit aussieht, wird Herr Mitrovic – so wie viele andere Kunden in ganz Österreich – wohl auf seiner Anzahlung sitzen bleiben oder nur einen minimalen Teil zurückbekommen.

Keine Freude mit dem NEUE-Lokalaugenschein hat der Filialleiter. Er scheint sich nicht nur jetzt, sondern grundsätzlich nicht gerne mit Journalisten zu unterhalten. Er verweist auf den Unternehmenssprecher und bittet darum, mit Kunden nicht im Haus, sondern vor dem Eingang zu sprechen.
„Geben unser Bestes“.
Vor dem Eingang trifft sich die NEUE mit Michaela Amhofer aus Götzis, die seit fünf Jahren als Verkäuferin bei Kika/Leiner arbeitet. In einer kurzen Rauchpause gibt sie bereitwillig Auskunft über die Lage der Mitarbeiter. „Wir waren einmal über 100 Mitarbeiter hier, jetzt sind wir noch 38“, erzählt sie. „Das hat uns zusammengeschweißt. Jeder macht alles, und wir haben niemals aufgegeben.“ Die Verunsicherung ist trotzdem groß. „Wenn wir hier sind arbeiten wir und geben das Beste für unsere Kunden. Zu Hause rattert dann aber schon der Kopf – vor allem, weil wir im November nur das halbe Gehalt bekommen haben und auch kein Weihnachtsgeld.“ Die Verkäuferin, die sich jetzt einen neuen Job suchen muss, will die Hoffnung aber nicht aufgeben. „Vielleicht kommt ja ein neues Möbelgeschäft hierher. Der Standort ist super.“ Doch die Enttäuschung bleibt: „Wir haben Kika als unsere Firma gesehen. Das macht es so schwer.“
Betroffenheit
Amhofer spricht auch von schwierigen Kundengesprächen, die sie und ihre Kolleginnen und Kollegen führen müssen. Besonders betroffen ist sie von Schicksalen wie jenem einer jungen Familie, die 11.000 Euro für eine Küche angezahlt und dafür einen Kredit aufgenommen hat. „Jetzt sieht es so aus, als würden sie weder die Ware noch ihr Geld zurückbekommen.“
Während Kunden ihre Schnäppchen nach Hause tragen, bleibt den Mitarbeitern vorerst nur die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Wann die Filiale endgültig ihre Pforten schließt, ist noch nicht bekannt. Diese Entscheidung fällt das Konkursgericht in Abstimmung mit dem Masseverwalter.