Warum Christa Thurnher über “Sicher vermieten” vermietet

Christa Thurnher aus Rankweil hat seit bald drei Jahren eine Wohnung über „Sicher Vermieten“ vermietet.
Vor ziemlich genau neun Jahren wurde das Projekt „Sicher Vermieten“ vom Land vorgestellt. Damit sollten leerstehende Wohnungen auf den Markt gebracht werden. Das Konzept: Die Vogewosi übernimmt die Abwicklung und Verwaltung der Vermietung und das Land haftet für Ausfälle. Dafür ist die Miete niedriger als auf dem freien Markt. Der Start verlief eher holprig und zögerlich, sodass 2019 mit Rudolf Erath (siehe auch rechts) ein „Kümmerer“ installiert wurde, der Koordinator und Ansprechpartner ist. Seither hat „Sicher Vermieten“ doch einiges an Fahrt aufgenommen.
Eine, die eine Wohnung im Rahmen des Projekts vermietet, ist Christa Thurnher aus Rankweil. Die 80-jährige gebürtige Bludenzerin besitzt in ihrer Geburtsstadt eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit rund 55 Quadratmetern. Die Wohnung hat sie früher auch schon selber vermietet. „Aber es ist immer umständlicher geworden“, erzählt sie.

Von einem Bekannten hat Christa Thurnher dann vom Projekt „Sicher Vermieten“ erfahren. Daraufhin hat sie sich informiert und sehr schnell einen Termin mit Rudolf Erath bekommen. „Das ist super gegangen“, spart sie nicht mit Lob. Daher sei für sie auch relativ schnell klar gewesen, dass sie ihre Wohnung in diesem Rahmen vermieten werde.
Erath habe in der Folge die Wohnung angeschaut und darauf hingewiesen, was renoviert werden müssen, schildert Thurnher das Prozedere. Die dafür notwendigen Firmen habe er organisiert und auch die Rechnungen kontrolliert, berichtet die Vermieterin, „mit viel Kompetenz und Engagement.“ „Ich habe mich wirklich um nichts kümmern müssen, außer die Rechnungen zu bezahlen“, sagt sie.

Die Vergabe der Wohnungen erfolgt über die Gemeinden, wobei die Vermieterinnen und Vermieter ein Mitspracherecht haben. „Herr Erath hat den Interessenten die Wohnung gezeigt und ich war im Hintergrund dabei, um mir die Anwärter anzuschauen“, erklärt Christa Thurnher. Ausgewählt hat sie eine alleinstehende Frau mittleren Alters. Das war vor fast drei Jahren. „Mit der Mieterin bin ich auch persönlich in Verbindung“, berichtet die Vermieterin, „telefonisch und mit Einladungen.“
Mit „Sicher Vermieten“ ist Christa Thurnher „sehr zufrieden“. Es sei nicht nur „einfach vermieten, sondern auch bequem vermieten“. Dass der Mietpreis niedriger ist als ein auf dem freien Markt erzielbarer, ist für sie kein Problem. „Der ganze Service, den man bekommt, wiegt eine eventuell niedrigere Miete auf jeden Fall auf“, sagt sie. Zudem glaubt sie, dass es gar nicht so viel weniger sei.
Unterstützung dauert an
Die Unterstützung beschränkt sich allerdings nicht auf den Beginn des Mietverhältnisses. „Wenn in der Wohnung eine Reparatur nötig ist, kann man die Vogewosi anrufen“, erklärt Thurnher. „Es ist wirklich eine ganz gute Sache, wenn man eine Wohnung nicht selber vermieten will“, ist sie überzeugt.
Und dann erzählt sie noch, dass ihr Mann einem Bekannten, der ebenfalls eine übrige Wohnung hat, von dem Projekt erzählt hat – und der vermiete jetzt auch über „Sicher Vermieten“.
Mietpreise bei „Sicher Vermieten“
7,14 Euro pro Quadratmeter in Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern.
8,03 Euro pro Quadratmeter in Gemeinden ab 10.000 Einwohnern.
30 Euro für Autoabstellplatz.
45 Euro für Carport.
60 Euro für Garagenplatz.

Schlechte Erfahrungen mit Mietern sind der häufigste Grund
Seit 2019 kümmert sich Rudolf Erath um das Projekt „Sicher Vermieten“. Er erzählt, wie es sich entwickelt hat und warum es von Vermietern in Anspruch genommen wird.
Wie hat sich das Projekt „Sicher Vermieten“ seit seiner Gründung vor neun Jahren entwickelt?
Rudolf Erath: Anfangs haben wir uns das Ziel gesetzt, eine bestimmte Anzahl an Wohnungen pro Jahr für das Projekt zu gewinnen. Es gab zwar keine konkreten Vorgaben vom Land Vorarlberg, aber Dornbirn – wo das Pilotprojekt „Sicher Vermieten“ stattfand – war oft der Referenzpunkt. Unser Ziel war es, jährlich 50 Wohnungen ins Projekt zu holen. Im Durchschnitt haben wir dieses Ziel erreicht.
Wie schaut es aktuell aus?
Erath: Heuer konnten wir 53 Wohnungen erstmals vermieten. Sieben weitere Objekte befinden sich in Vorbereitung. Das heißt: Wir suchen noch Mieter für verschiedene Objekte oder bereiten gerade Sanierungsarbeiten vor, nach denen die Mietersuche startet. Bisher haben wir 829 Menschen durch das Projekt zu leistbarem Wohnraum verholfen. Insgesamt sind 247 Wohnungen und 31 Häuser Teil von „Sicher Vermieten“, was einer Nutzfläche von rund 23.000 Quadratmetern entspricht.
Wie groß ist das Interesse von Immobilienbesitzern?
Erath: Seit 2019 haben wir über 900 Anfragen bearbeitet, und daraus haben sich knapp 300 Vermietungen ergeben. 30 Wohnungen oder Häuser wurden aus verschiedenen, nachvollziehbaren Gründen aus dem Projekt genommen. Oft liegt es am Eigenbedarf – die Eigentümer benötigen den Wohnraum selbst. Auch bei Erbschaften wollen die Erben das Objekt oft verkaufen oder haben andere Pläne damit.
Wo sind diese vermieteten Wohnungen/Häuser und welche Größe haben sie?
Erath: 150 Objekte befinden sich in Bregenz, Dornbirn, Hohenems, Feldkirch und Bludenz. Der Rest befindet sich größtenteils im Rheintal, einzelne Objekte liegen im Montafon, Großen Walsertal sowie im Bregenzerwald. Insgesamt sind wir in 41 Gemeinden vertreten. Die Wohnungsgrößen variieren von 25 bis 160 Quadratmetern. Der größere Teil sind 3–4 Zimmerwohnungen.
Was sind die Gründe der Wohnungseigentümer, um über dieses Modell zu vermieten?
Erath: Die Gründe sind vielfältig. Der häufigste ist, dass Eigentümer in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Mietern gemacht haben. Auch Eigentümergemeinschaften, die gemeinsam ein Objekt geerbt haben und unsicher sind, was sie damit tun sollen, kommen oft auf uns zu. Einige Eigentümer sagen schlicht: „Mir ist der Aufwand zu hoch, ich möchte Sicherheit und weniger Arbeit und nehme dafür geringere Mieteinnahmen in Kauf.“ Andere wollen einfach helfen und ihren ungenutzten Wohnraum sinnvoll genutzt wissen. Wir haben auch Eigentümer, die ins Ausland gezogen sind und keine Zeit mehr haben, sich um die Vermietung zu kümmern. Die Sicherheit, die unser Projekt bietet, ist für viele der entscheidende Grund, mit uns zusammenzuarbeiten.
Kennen Sie auch Gründe, warum sie es nicht tun?
Erath: Der häufigste Grund sind zu hohe Kosten, welche bereits im Vorfeld der Vermietung für die Wohnungsinstandsetzung anfallen oder auch die Angst, dass hohe Kosten im Zuge der Vermietung für Reparaturen an der Haustechnik oder Gebäudehülle anfallen könnten.
Was sagen Eigentümer, die schon länger bei „Sicher vermieten“ dabei sind?
Erath: Wir arbeiten ständig daran, unser Servicepaket zu optimieren. Eigentümer werden bei uns gut betreut, und wir reagieren schnell auf Anfragen, daher bekommen größtenteils positive Rückmeldungen.
Wird noch Werbung für das Projekt gemacht?
Erath: Kürzlich lief ein Radiospot. Vereinzelt werden auch Inserate geschaltet. Außerdem haben wir dieses Jahr zwei Kurzfilme produziert. Dabei kommen sowohl Vermieter als auch Mieter zu Wort und berichten über ihre Erfahrungen mit „Sicher Vermieten“. Diese Filme sollen weitere Eigentümer motivieren, sich zu melden und werden über unsere Kanäle verbreitet.