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Stadttunnel: Initiative ortet “illegale Rodungen”, Straßenbauer halten dagegen

16.01.2025 • 14:31 Uhr
Stadttunnel: Initiative ortet "illegale Rodungen", Straßenbauer halten dagegen

Unrechtmäßige Abholzungen, Lkw statt Schiene und explodierende Kosten: Die Bürgerinitiative “stattTunnel” erhebt einmal mehr schwere Vorwürfe.

Friederike Egle von der Bürgerinitiative stattTunnel kennt das Stadttunnel-Projekt bis ins kleinste Detail. Mit scharfem Blick kontrolliert sie, ob der 2015 erlassene Baubescheid in jeder Hinsicht eingehalten wird. Kürzlich entdeckte sie bei Baustelleninspektionen und Akteneinsichten „mehrere erhebliche Abänderungen“, die sie der UVP-Behörde meldete.

Ein zentraler Kritikpunkt der Bürgerinitiative betrifft die massive Abholzung im Bereich des Holzplatzes Feldkirch. Nach ihren Angaben wurden dort etwa 1.500 Quadratmeter Auwald ohne rechtliche Grundlage gerodet. Die Initiative verweist auf ein von der BH Feldkirch in Auftrag gegebenes Gutachten, das die Rodung als erhebliche Abänderung des Baubescheids bewertet. Darin wird nicht nur eine Wiederaufforstung der gerodeten Flächen gefordert, sondern auch eine Strafanzeige gegen die Verantwortlichen empfohlen. Für die Bürgerinitiative ist diese Rodung ein klares Beispiel für die Missachtung der im UVP-Bescheid festgelegten Auflagen.

Stadttunnel: Initiative ortet "illegale Rodungen", Straßenbauer halten dagegen
marlene Thalhammer und Friederike Egle vond er Bürgerinitiative “stattTunnel”. neue

“Geringfügige Änderungen”

Die Straßenbauabteilung des Landes weist diese Vorwürfe auf Anfrage der NEUE zurück. Projektleiter Bernhard Braza teilt in einem Schreiben mit, dass der Großteil der Rodungen im UVP-Bescheid genehmigt gewesen seien und mehreren Teilprojekten dienten. Dazu gehören die Errichtung einer Radwegunterführung als Teil einer neuen, kreuzungsfreien Radwegverbindung zwischen Feldkirch und Frastanz sowie die Erdverlegung einer 110-kV-Freileitung. Letztere soll nach dem Abbau der alten Hochspannungsmasten eine deutliche Verbesserung des Landschaftsbildes bewirken. Zusätzlich seien zur Vorbereitung der Sprengarbeiten beim Tunnelbau zusätzliche Rodungen”von wenigen 100 Quadratmetern” entlang der L190 und des Blödlebachs notwendig gewesen. Laut Straßenbauabteilung handelt es sich bei diesen Eingriffen um geringfügige Änderungen, die rechtlich zulässig sind und der UVP-Behörde zur Beurteilung vorgelegt wurden. Diese Prüfung ist jedoch noch nicht abgeschlossen.

Die Bürgerinitiative sieht dies anders: Aus ihrer Sicht überschreiten die Rodungen den Rahmen der genehmigten Maßnahmen deutlich und stellen einen erheblichen Eingriff in die Natur dar. Sie forderte daher nicht nur eine Wiederaufforstung, sondern auch eine strengere Kontrolle durch die zuständigen Behörden​.

Stadttunnel: Initiative ortet "illegale Rodungen", Straßenbauer halten dagegen
Blick in einen Fluchtstollen. Hartinger

E-Lkws statt Schiene?

Ein weiterer Streitpunkt betrifft den Abtransport des Tunnelausbruchsmaterials. Laut UVP-Bescheid soll das Material mit einem Förderband zur Bahn zu transportiert werden, um den Lkw-Verkehr zu minimieren. Egle will nun herausgefunden haben, dass der Abtransport nicht mehr über die Schiene, sondern über E-Lkw erfolgen soll. Sie beruft sich auf interne Dokumente, die ihr zugespielt wurden. “Das würde bedeuten, dass täglich bis zu 80 Lkw durch Feldkirch und die Umgebung fahren – eine erhebliche Belastung für Straßen und Anrainer”, befindet die Sprecherin der Bürgerinitiative.

Wir besuchen die Baustelle Stadttunnel Wir besichtigen den Umbau Felsenau udn den AHuptsollen, wo zwischen 14 uND 16 Uhr gesprengt wird, und danach den Erkundungsstollen Tisis
Projektleiter Bernhard Braza. Hartinger

Die Landesstraßenbauabteilung hält dagegen. Gemäß aktueller Planungen und Vorbereitungen werde das Ausbruchsmaterial per Förderband über die Ill gebracht und in der Folge gleisgebunden verführt”. Ob dies auch tatsächlich so umgesetzt wird, lässt Projektleiter Braza allerdings offen. “Sollte sich in Zukunft eine alternative Option ergeben, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich sinnvoll ist, werden wir diese selbstverständlich evaluieren und gegebenenfalls die entsprechenden verfahrensrechtlichen Schritte einleiten”, heißt es in dem Schreiben.

Bauzeit

Auch die geplante Bauzeit sorgt für Diskussionen. Laut Bürgerinitiative ist eine Fertigstellung des Tunnels bis 2030 unrealistisch. Selbst unter den optimistischen Annahmen der Projektbetreiber würde der Bau mindestens sechseinhalb Jahre dauern, was nicht mehr mit dem UVP-Bescheid vereinbar sei, meint Egle. Hinzu kämen ungeklärte rechtliche Fragen, wie fehlende Unterschriften für den Tostner Ast und anhängige Revisionen.

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Stadttunnel Feldkirch: Visualisierung des unterirdischen Kreisverkehr. Landestraßenbauamt

Kosten

Die Initiative äußerte zudem Bedenken hinsichtlich der Projektkosten: Die ursprünglich veranschlagten 300 Millionen Euro seien angesichts von Kostensteigerungen im Baubereich völlig unrealistisch. Egle spricht angesichts der derzeitigen Budgetsituation “eine fatale Fehlinvestition”.Sie vergleicht das Projekt mit einem ähnlichen Vorhaben im Kanton Zug in der Schweiz, dessen Kosten im Jahr 2015 mit rund 900 Millionen Schweizer Franken beziffert wurden. Das Projekt sei letztlich in einer Volksabstimmung abgelehnt worden.

Der Stadttunnel soll im Endausbau aus vier Ästen – Felsenau, Tisis, Altenstadt und Tosters – bestehen und laut aktueller Planung rund 300 Millionen Euro kosten. Im Landeshaushalt 2025 schlägt der Stadttunnel mit 29 Millionen Euro zu Buche, die Arbeiten beginnen im Februar 2025 mit der Baustelleneinrichtung und dem Aufbau der Logistik. Der eigentliche Tunnelvortrieb wird anschließend im Herbst 2025 in Angriff genommen und dauert laut den Projektbetreibern bis Sommer 2028. Parallel dazu erfolge bis Anfang 2029 der Innenausbau. Bisher liegen die Arbeiten am Stadttunnel Feldkirch im Zeitplan., sagten Landeshauptmann Markus Wallner und Landestatthalter Christof Bitschi kürzlich bei einer Pressekonferenz.