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Kampf gegen „grottenschlechte“ Impfraten

12.02.2025 • 12:55 Uhr
Erste Impfrunde für Jugendliche
Alexandra Rümmele-Waibel bei einer Corona-Impfung. Neue

Es sind wieder vermehrt Krankheiten im Umlauf sind, die sich durch Impfen vermeiden lassen. Daher bieten Land, Ärzte- und Apothekerkammer gemeinsam spezielle Impfwochen an.

20 FSME-Fälle – so viele wie noch nie – hat es im vergangenen Jahr in Vorarlberg gegeben. Damit wurde nahezu die Steiermark eingeholt. Bei Masern gab es mit 23 Erkrankten ebenfalls eine sehr hohe Zahl und eine „massive Keuchhustenepidemie“ sorgte im Vorjahr für rund 400 Fälle – Krankheiten, die alle durch Impfungen problemlos zu vermeiden wären, wie Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher bei einer Pressekonferenz in Bregenz betonte.

Daher bieten Land, Ärztekammer und Apothekerkammer nun mit vereinten Kräften in den kommenden Monaten gezielt Impfwochen mit speziellen Schwerpunkten an (siehe unten), nachdem die Durchimpfungsraten hierzulande teils „grottenschlecht“ (Grabher) sind. So haben 89 Prozent der Kinder des Jahrgangs 2021 eine Masernimpfung erhalten, nur 78 Prozent auch die wichtige zweite. Damit bekommen die Masern immer wieder einen Nährboden und „wir die Krankheit nicht in den Griff“. Dafür brauche es eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent, so Grabher.

Impfwochen – Schwerpunkte

  1. bis 21. Februar: FSME – Frühsommer-Meningoenzephalitis (Impfstoff zum Termin mitbringen).
  2. bis 21. März: FSME – Frühsommer-Meningoenzephalitis (Impfstoff zum Termin mitbringen).
  3. bis 25. April: HPV – Humane Papillomaviren.
  4. bis 23. Mai: MMR – Masern – Mumps – Röteln sowie allgemeine Auffrischungsimpfungen.
  5. bis 27. Juni: Impfpass-Check durch einen Arzt/eine Ärztin in der Impfordination.

Die zuständige Landesrätin Martina Rüscher wies auf die seit 2023 bestehende Impfordination des Landes (siehe unten) in Dornbirn hin. Dort wurden seit deren Inbetriebnahme rund 11.000 Menschen geimpft. Die erste Anlaufstelle für Impfungen seien Hausärzte, so Rüscher. In die Landes-Impfordination würden Impfwillige ohne Hausarzt, junge Menschen, die Schulimpfungen versäumt haben oder Personen mit Impflücken kommen.

Gestartet werden die Impfwochen mit FSME, nachdem Zecken ab acht Grad aktiv werden. Der Impfstoff muss selber mitgebracht und eine Gebühr bezahlt. Die HPV-Impfung bildet den Schwerpunkt im April. Diese ist derzeit für Menschen bis zum 30. Geburtstag noch kostenlos. Derzeit ist aber nicht klar, ob diese Altersgrenze für die Kostenbefreiung ab nächstem Jahr nicht sinkt, sodass es ratsam ist, sich jetzt noch impfen zu lassen.

Landes-Impfordination

Kostenlos
In der Impfordination des Landes werden folgende Impfungen kostenlos verabreicht:
Covid-19, Influenza, HPV ab neun Jahren bis zum 30. Geburtstag, MMR ab sechs Jahren, Hepatitis B und Meningokokken jeweils für 14- bis 15-jährige Schüler/innen, die Impfungen in der Schule versäumt oder keinen Schularzt/keien Schulärztin haben.

Kostenpflichtig
In der Impfordination des Landes werden auch kostenpflichtige Schutzimpfungen angeboten:
3-fach-Impfung (Diphterie, Tetanus und Poliomyelitis), 4-fach-Impfung (Diphterie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis), Hepatitis A+B, Pneumokokken, FSME, Gürtelrose.
Informationen und Terminbuchung unter www. vorarlberg.at/vorarlbergimpft

Die Masern-Mumps-Röteln-Impfung steht im Mai auf dem Plan. „Hier müssen Impflücken geschlossen werden, weil viele nur ein Mal geimpft sind“, erklärte Alexandra Rümmele-Waibel. Sie ist die Kurienobfrau der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte bei der Ärztekammer für Vorarlberg. Für Säuglinge, die erst ab dem 9. Monat geimpft werden können, und ältere Menschen, könnten diese Krankheiten lebensbedrohlich sein, betonte Rümmele-Waibel. Daher brauche man einen „Herdenschutz“.

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Masern können schwerwiegende Folgen haben. Symbolbild Shutterstock

Ein Impfpass-Check und Beratung stehen abschließend im Juni auf dem Schwerpunkt-Plan. Ab sofort bis zum Ende der Impfwochen sind Beratungen auch in teilnehmenden Apotheken möglich. Dort gibt es auch die Möglichkeit, Impfungen in einen elektronischen Impfpass eintragen zu lassen, erklärte Christof van Dellen, der Präsident der Landesgeschäftsstelle der Österreichischen Apothekerkammer. Diese seien dann auch auf der E-Card. Nachdem diese Übertragung aufwendig sei, kostet sie je nach Anzahl der Impfungen bis zu 45 Euro.

Dass die Durchimpfungsrate in den letzten Jahren gesunken und damit Krankheiten, die eigentlich weg waren, wieder im Vormarsch sind, habe auf jeden Fall mit Corona zu tun, sagt Rüscher. Oder wie es Grabher formuliert: „Vor der Pandemie war alles anders. Sie war, was das Impfen betrifft, eine Zäsur.“ Aus Skeptikern seien befeuert durch die Pandemie Gegner geworden, wobei dabei auch Falschinformationen im Internet eine Rolle spielen würden.

„Vor der Pandemie war alles anders. Sie war, was das Impfen betrifft, eine Zäsur“

Wolfgang Grabher, Landessanitätsdirektor

Rümmele-Waibel sieht aber noch einen anderen Grund für die gesunkenen Durchimpfungsraten. Viele junge Mütter, junge Eltern hätten die Folgen der Krankheiten noch nie gesehen, sagt sie. Sie hätten nicht erlebt, dass Säuglinge an Keuchhusten gestorben seien, Menschen durch Kinderlähmung körperlich behindert waren. Das werde man aber wieder sehen, wenn man es nicht schaffe, die Impfquoten zu erhöhen, warnte die Ärztin eindrücklich.