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Stichwahl: Wiedl und Fitz stellen ihre Pläne für Lustenau vor

21.03.2025 • 16:12 Uhr
Stichwahl: Wiedl und Fitz stellen ihre Pläne für Lustenau vor
Patrick Wiedl (links) und Martin Fitz. Klaus Hartinger

Auftakt für die Stichwahl-Serie: Patrick Wiedl (ÖVP) und Martin Fitz (FPÖ) stellen sich am 30. März der Bürgermeister-Stichwahl in Lustenau. Wie sie als Ortschefs agieren würden, beantworten sie in sechs Fragen.

Was würde unter Ihrer Ägide als Bürgermeister in Sachen Verkehrsberuhigung und S18 in den nächsten fünf Jahren passieren?
Patrick Wiedl: Als Bürgermeister werde ich mich an das Votum der Volksbefragung halten. Ich werde aber natürlich umgehend daran arbeiten, neue Lösungen zu finden, um die verkehrsgeplagte Bevölkerung zu entlasten. Ich werde mit dem Land, Bund und der Asfinag das Gespräch suchen. Die Sofortmaßnahmen müssen umgesetzt werden. Außerdem müssen wir härtere Aktionen gegen das 24-Stunden-Zollamt setzen, und eine faire Auffächerung des LKW-Transitverkehrs verlangen.

Martin Fitz: Immer nur versprochene Sofortmaßnahmen endlich massiv einfordern und gemeinsam mit dem jetzt zuständigen Landesstatthalter Christof Bitschi umsetzen lassen. Der Schlüssel liegt in der Zollabfertigung, der Transitverkehr darf nicht mehr durch Lustenau führen. Wie immer Bund und Land eine künftige Umfahrungsstraße nennen wollen oder diese umsetzen – Lustenau war lange genug „Opfer“ des Transitverkehrs. „Härtere“ Forderungsmaßnahmen wollte ich schon vor Jahren überparteilich umsetzen, scheiterte dann aber an Bürgermeister Fischer und seiner ÖVP.

Stichwahl: Wiedl und Fitz stellen ihre Pläne für Lustenau vor
Patrick Wiedl (ÖVP) ist 41 Jahre alt und Landtagsabgeordneter – bis 31. Dezember 2024 war er Bankangestellter. Klaus Hartinger

Wie würden Sie als Bürgermeister das Ortszentrum beleben?
Wiedl: Kurzfristig würde ich die leerstehenden Geschäftsflächen versuchen zu aktivieren. Hier muss über Anreize nachgedacht werden, sodass Geschäfte sich wieder in Lustenau ansiedeln. Außerdem kann auch kurzfristig die Aufenthaltsqualität mit verschiedenen Aktionen wie Begrünungen und Sitzgelegenheiten erhöht werden. Es braucht bewusstseinsbildende Maßnahmen nach dem Motto: Kauf im Ort statt im Netz. Jede Bürgerin und jeder Bürger trägt auch selbst Verantwortung dafür, wie viele Geschäfte in einem Ort leben bzw. überleben können. Darüber müssen wir reden. Langfristig brauchen wir eine erstrebenswerte Vision, die im Rahmen eines partizipativen Prozesses mit Bürgerinnen und Bürger entwickelt wird. Diese muss tragfähig und realistisch sein. Die am Kirchplatz handelnden Akteure müssen eingebunden werden, damit wir in zehn bis 15 Jahren ein Zentrum haben, auf das die Lustenauerinnen und Lustenauer stolz sind und sich damit identifizieren können.

Fitz: Das Zentrum in den politischen Mittelpunkt stellen, mit Wirten und Unternehmern vor Ort den Platz gemeinsam attraktiver gestalten, Markt vergrößern, das sich im Bauverfahren befindliche Projekt mit drei Wohnblöcken, teils Sozialwohnungen und zu wenigen Tiefgaragenplätzen auf dem Kiesparkplatz stoppen oder sinnvoll umgestalten. Längerfristig braucht es ausreichend unterirdische Parkmöglichkeiten, siehe Dornbirn, Götzis oder Hohenems. Dazu muss auch eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Zentrum stattfinden, gemeinsam mit Unternehmern und Beteiligungsmodellen.

Stichwahl: Wiedl und Fitz stellen ihre Pläne für Lustenau vor
Martin Fitz (FPÖ) ist 54 Jahre alt und selbständiger Versicherungskaufmann und unabhängiger Vermögensberater.Klaus Hartinger

Was sind für Sie zentrale Projekte, die Sie in den nächsten fünf Jahren als Bürgermeister auf jeden Fall umsetzen würden?
Wiedl: Zentrumsbelebung, Konsolidierung der Finanzen, fünfte Volksschule, härtere Maßnahmen gegen Transitverkehr, Bedingungen für den Nachwuchssport verbessern.

Fitz: Den generellen 30er weg, das Zentrum sofort attraktiver und später mit Tiefgarage gestalten, die vielen offenen „Baustellen“ der Gemeinde lösen, ordentliche Nutzbarkeit unserer bestehenden Infrastruktur sichern, Maßnahmen gegen den Transitverkehr und zur Verkehrsberuhigung einleiten, weniger ideologische „Bürgerschikanen“, mehr Sicherheit überall für Lustenau, Gewerbegebiet Heitere fertigstellen, um Betriebsansiedelungen durchführen zu können, Personalverschlankung durch natürliche Pensionsabgänge in der Gemeinde.

Stichwahl: Wiedl und Fitz stellen ihre Pläne für Lustenau vor
Die beiden späteren Stichwahl-Kandidaten am Wahltag. Klaus Hartinger

Wo würden Sie sich als Bürgermeister am deutlichsten von Ihrem Vorgänger Kurt Fischer unterscheiden?
Wiedl: Der Wechsel zu mir bringt naturgemäß Veränderungen mit sich. Ich habe einen frischen Blick auf die Dinge und eine Mentalität des Anpackens. Ich sehe mich als lösungsorientierter Ansprechpartner, Gestalter und Entscheider. Die Bürgerinnen und Bürger und deren Anliegen stehen natürlich im Mittelpunkt. Ich werde gemeinsam mit meinem Team und allen Fraktionen eine klare Strategie für Lustenau erarbeiten, an welcher wir uns – im Sinne einer guten Zukunft – orientieren werden.

Fitz: Ich bin kein Philosoph, ich bin seit über 25 Jahren selbständiger Unternehmer. Als Versicherungskaufmann und geprüfter Vermögensberater habe ich gelernt, dass Zusagen zu halten und umzusetzen sind. Für Baukosten muss ein Limit gesetzt werden. Begonnen wird, wenn eine Finanzierung rechtlich und vertraglich gesichert ist. Lustenau ist bei der Rheinbrücke mit über 3,5 Millionen Euro in Vorleistung gegangen. Das Projekt ist finanziell nicht abgesichert, vielleicht kommt es nie mehr. Der Campus kostet statt 30 jetzt über 52 Millionen Euro. Lustenau kann sich sicher derzeit seine 120 Millionen Schulden nicht mehr leisten, obwohl wir noch mitten in zwei riesigen Bauprojekten „stecken“.

Wie stellen Sie sich als Bürgermeister – mangels Absolute Ihrer Fraktion – eine Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen vor: Koalition, „freies Spiel“?
Wiedl:
Der Wahlkampf wurde von allen Parteien sehr fair geführt. Bei vielen Themen finden wir mit mehreren Parteien Überschneidungen und ähnlich gelagerte Ansichten. Dennoch ist es notwendig, für stabile Verhältnisse zu sorgen. Zum aktuellen Zeitpunkt kann ich mir beide Konstellationen vorstellen.

Fitz: Glücklicherweise besteht ein sehr gutes Gesprächsklima zwischen mir und allen anderen Fraktionen. In Gesprächen wird sich ergeben, wie sich die anderen Parteien positionieren wollen. Für mich braucht es künftig ein starkes Miteinander.

Wie wollen Sie die Wähler und Wählerinnen in der kurzen Zeit bis zur Stichwahl noch von sich überzeugen?
Wiedl: Ich habe bereits viel Zuspruch erhalten. Jetzt gilt es noch die verbleibenden Tage zu nützen, die Unentschlossenen zu überzeugen, dass ich die bessere Wahl bin als Martin Fitz. Ich möchte auch jene mobilisieren, die beim ersten Durchgang nicht gewählt haben.

Fitz: Unter anderem mit diesem Interview. Die ÖVP hatte unsere Gemeinde 15 Jahre in fast absoluter Hand und hat dabei nicht nur alle Kassen gelehrt, sondern uns auch massiv verschuldet. Wer Veränderung will, muss diese wählen.