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TBC und Wolf dominierten den Alpsprechtag im Bregenzerwald

21.04.2025 • 17:37 Uhr
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Zur TBC-Gefahr auf den Alpen kommt neuerdings auch die Bedrohung durch den Wolf, von denen sich einer im letzten Alpsommer am Großvieh „vergriff“. Shutterstock

Beim Alpsprechtag in Lingenau informierten neben Vertretern von Land und Kammer der Alpobmann der Emser Alpen über den Großviehriss eines Wolfes auf der Sünser Alpe im letzten Sommer.

Erstes Thema war, wie nicht anders zu erwarten, TBC bei Rotwild und die mögliche Ansteckung von Weidevieh. In Schwarzenberg musste ein ganzer Stall nach TBC-Befall gekeult werden. Auch wenn in diesem Fall die Ansteckung von einer Alpe im Bezirk Bludenz ausging, ist das Vorkommen von TBC bei Rotwild nun im Bregenzerwald angekommen und es wurde ein Seuchenbekämpfungsgebiet mit stark erhöhten Abschussquoten eingerichtet.

Interessant war, dass Christoph Freuis berichtete, dass der TBC-Stamm im Bregenzerwald ein eigener Typus sei, der ursprünglich nicht vom Lechtal abstamme, sondern vom Silbertal. „TBC hat nun eine neue Dimension für die Alpwirtschaft erreicht, die besorgniserregend ist“, erklärte Türtscher. Die Alpauftreiber seien stark verunsichert und in manchen Regionen werden Alpen nicht mehr flächig bestoßen. Besonders das Kleine Walsertal und die Arlbergregion seien betroffen, wo in der Vergangenheit immer auch deutsches, bzw. Tiroler Vieh gealpt wurde und diese Bauern würden sich eine Alpung in Vorarlberg gut überlegen, um den TBC-Erreger nicht in ihre Ställe einzuschleusen.

TBC und Wolf dominierten den Alpsprechtag im Bregenzerwald
V.l.: Wildökologe Luca Fuchs, Christoph Freuis (Landwirtschaftskammer) Josef Türtscher, (Alpwirtschaftsverein), Martin Rusch (Land Vorarlberg), Mario Amann, Obmann Emser Alpen. Bereuter

Bekämpfungsmaßnahmen

Martin Rusch, vom Amt der Vorarlberger Landesregierung, verwies auf das 12-Punkte-Programm der TBC-Vorbeugung und -Bekämpfung. Die Maßnahmen reichen von einer effizienten Bejagung und Reduktion des Rotwildes, über den Einsatz von Schalldämpfern bei der Jagd bis zu touristischen Lenkungsmaßnahmen, wie die Einrichtung von jagdlichen Sperrgebieten, um die Jagd erfolgreicher durchführen zu können. Dass auch das Alppersonal seine Aufgaben hat, erklärte Freuis: „Unser Anteil ist ein umsichtiger Umgang mit Salz, mit Lecksteinen, und das Vieh sollte schon zu Hause gut mit Mineralien versorgt sein. Bei Melkalpen das Salz nur im Stall verabreichen.“ Überdies verwies er darauf, dass der TBC-Erreger salztolerant sei, aber das UV-Licht der Sonne nicht mag. Das gelte es zu beachten. Es gelte jetzt alle Maßnahmen einzuhalten und streng zu überwachen. Für die Auswahl der richtigen Jäger, die die Maßnahmen mittragen wollen und können, seien die Grundbesitzer verantwortlich. Josef Türtscher erklärte abschließend, dass es sich um eine gemeinsame Anstrengung handeln müsse: „Die Alpen brauchen die Jäger und die Jäger brauchen die Alpen.“

TBC und Wolf dominierten den Alpsprechtag im Bregenzerwald
Mario Amann, Alpobmann der Emser Alpen. bereuter

Wolfsrisse

Auch beim zweiten Thema, dem Wolf, hat Alppersonal nun schmerzliche Erfahrungen machen müssen. Gehörten bisher Schafe und Ziegen zu den Beutetieren des Wolfes, gab es im letzten Alpsommer zwei Risse von Großvieh, also Rindern. Das konnte Alpobmann Marion Amann von den Emser Alpen bildlich darlegen und er sprach von Schmerz, Trauer, Wut und Angst, die sie nach dem Fund des aufgerissenen Rindes empfunden hätten. Mario Amann: „Das Rind wurde in der Nähe der Hütte untertags, allerdings bei schlechtem Wetter, gerissen, das machte schon auch Angst.“ So wurden die Kleinhirten nicht mehr allein auf die Weide gelassen und nach dem zweiten Riss eines Rindes wurde wenige Tage später der weiter im Gebiert herumstreunende Wolf von den Jägern, die der Alpobmann sehr lobte, erlegt. Jetzt sei klar, der Wolf ist auch für Großtiere eine Gefahr und die Erfahrungen der Emser Alpen könnten andere nützen. Sie errichteten nach dem Riss einen Nachtpferch, was zwar zeit- und kostenintensiv war und mehr Weideschäden verursachte, aber auch die Bejagung des Wolfes vereinfachte. Auf alle Fälle sei ein Notfallplan auszuarbeiten, um im Falle des Falles die geeigneten Maßnahmen rasch durchzuführen. Die gute Zusammenarbeit mit den Jägern und den Behörden war in ihrem Falle gegeben. Für die Zukunft wünscht er sich eine Herabstufung des Wolfes auf jagdbare Wildtiere. Denn Rudel sollte es keine auf unseren Alpen geben, wie es im angrenzenden schweizerischen Graubünden schon der Fall ist. Dort wird aber jetzt auch massiv jagdlich eingegriffen.

TBC und Wolf dominierten den Alpsprechtag im Bregenzerwald
Die Maßnahmen der TBC-Vorbeugung reichen von einer effizienten Bejagung und Reduktion des Rotwildes, über den Einsatz von Schalldämpfern bei der Jagd bis zu touristischen Lenkungsmaßnahmen, wie die Einrichtung von jagdlichen Sperrgebieten. APA


Auf die Frage einer Älplerin, was zu tun sei, wenn einem der Wolf begegne, erklärte der anwesende Wildökologe, Luca Fuchs, dass der Wolf für Menschen völlig ungefährlich sei: „Normal verhalten, stehen bleiben, keine Angst haben und warten, bis er wegläuft. Eventuell durch Sprechen oder in die Hände klatschen auf sich aufmerksam machen.“ Es habe in Europa in den letzten vierzig Jahren keinen tödlichen Wolfsangriff auf Menschen mehr gegeben, so seine beruhigenden Worte. Aber für das Alpvieh ist klar, „der Wolf ist da und es könne jede Alpe treffen“, so der Alpobmann Mario Amann.

Kurt Bereuter