Freiwillige in Vorarlberg weniger einsam und glücklicher

Eine aktuelle Studie zeigt, wie stark das freiwillige Engagement in Vorarlberg verankert ist und welchen Einfluss es auf Lebensqualität und den Zusammenhalt der Menschen hat.
Freiwillige Arbeit ist ein zentraler Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in Vorarlberg. Sie findet in Vereinen, sozialen Organisationen, Bildungsinitiativen oder im Bereich Sport und Kultur statt – vielfach im Stillen, aber mit großer Wirkung. Klar ist: Ohne diesen Einsatz wäre vieles im Land nicht oder nur eingeschränkt möglich.
Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass freiwilliges Engagement in der Region nach wie vor stark verankert ist. Die Studie wurde von der Forschungsgruppe Empirische Sozialwissenschaften an der Fachhochschule Vorarlberg durchgeführt – im Auftrag des Büros für Freiwilliges Engagement und Beteiligung (FEB) des Amts der Vorarlberger Landesregierung. Neben dem Engagement untersucht die Studie auch die Ausprägung von Sozialkapital in der Bevölkerung.
Deutlich über dem Bundesschnitt
Die Erhebung reiht sich ein in eine Reihe regelmäßiger Studien – durchgeführt in den Jahren 2010, 2014 und 2019 – und bietet mit über 2000 befragten Personen einen repräsentativen Überblick über das Engagement in Vorarlberg. Neu ist diesmal der vollständig digitale Zugang zur Umfrage. Im Fokus der Analyse stehen neben Umfang und Formen des Ehrenamts auch die Frage, wie freiwillige Arbeit mit Lebensqualität, Vertrauen und sozialen Beziehungen zusammenhängt.
Laut Studie engagieren sich 36 Prozent der Befragten formell, also im Rahmen von Vereinen oder Organisationen. Das liegt deutlich über dem bundesweiten Vergleichswert von 25,8 Prozent, der im Freiwilligenbericht des Sozialministeriums 2022 ausgewiesen wurde. Weitere 17,9 Prozent sind informell aktiv – etwa durch Nachbarschaftshilfe oder Unterstützung im familiären Umfeld.
Besonders häufig sind Freiwillige im Bereich Sport und Bewegung tätig (47,8 Prozent der formell Engagierten), aber auch im Sozial- und Gesundheitsbereich (37,3 Prozent der informell Engagierten).
Männer häufiger formell engagiert als Frauen
Im Durchschnitt sind freiwillig engagierte Personen in drei verschiedenen Bereichen aktiv. Sie investieren rund sechs Stunden pro Woche und sind im Mittel seit etwa 15 Jahren aktiv. Das Engagement variiert nach Alter, Geschlecht, Bildungsstand und Wohnortgröße. Männer sind häufiger formell engagiert als Frauen (40,9 zu 32,3 Prozent). Die höchste Quote zeigt sich bei den 60- bis 74-Jährigen (46,4 Prozent). In kleinen Gemeinden mit unter 500 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt der Anteil freiwillig Engagierter bei 67,4 Prozent, in Städten mit über 10.000 Einwohnern hingegen nur bei 37,2 Prozent.
Von den derzeit nicht-engagierten Personen zeigen 49,3 Prozent ein mögliches, wenn auch unentschlossenes Interesse, 13,6 Prozent ein klares Interesse an einer Freiwilligentätigkeit. Besonders ausgeprägt ist dieses Potenzial bei den 15- bis 29-Jährigen.
Gründe für Freiwilligenarbeit
Zentrale Motive für das Engagement sind nach Angaben der den Studienautoren der FH der Spaß an der Tätigkeit (4,4 von 5 Punkten) und der Wunsch, etwas Nützliches zur Gesellschaft beizutragen (4,3 Punkte). Als häufigste Hürden nennen Befragte familiäre Verpflichtungen (3,7) und mangelnde Zeit aufgrund anderer Interessen oder Hobbys (3,5).
Menschen mit Freiwilligentätigkeit berichten häufiger von guter Gesundheit (4,2 im Vergleich zu 4,0), einem höheren subjektiven Sinnerleben und einem stärkeren Verbundenheitsgefühl mit Wohnort, Gemeinde und Region.
Auch beim subjektiven Glücksempfinden zeigen sich Unterschiede: In der Befragung gaben 74,1 Prozent an, sie seien in den letzten vier Wochen „meistens“ oder „immer“ glücklich gewesen. Unter freiwillig Engagierten lag der Durchschnittswert bei 3,8 von 5 Punkten, unter Nicht-Engagierten bei 3,7 Punkten.
Die Studie erhebt auch das sogenannte Sozialkapital – also das Vertrauen in andere, die Qualität der sozialen Beziehungen und gegenseitige Unterstützung. Das generalisierte Vertrauen in Mitmenschen liegt in Vorarlberg bei 5,7 von zehn Punkten, das Vertrauen in Institutionen bei 5,4 Punkten. Besonders hoch ist das Vertrauen in die Polizei (7,2), besonders niedrig in die Bundespolitik (3,7).
Weniger einsam
Freiwillig engagierte Personen haben laut der Studie tendenziell mehr soziale Kontakte und erleben seltener Einsamkeit: 73,2 Prozent geben an, sich „nie“ oder „selten“ einsam zu fühlen. Die durchschnittliche Zahl enger Bezugspersonen beträgt sieben, der Bekanntenkreis umfasst rund 20 Personen.