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Gesundheit: So wurde das neue 1450-Callcenter ausgeschrieben

11.08.2025 • 14:25 Uhr
WG: 1450 erfüllt alle Erwartungen - LR Bernhard und VGKK-Obmann Brunner: Telefonische Gesundheitsberatung wird gut angenommen
Gesundheitshotline 1450 soll neu aufgestellt und ausgebaut werden. Archiv NEUE

Die Gesundheitshotline 1450 steht vor einem grundlegenden Neustart: Ab 2026 soll sie zur zentralen Anlaufstelle für medizinische Erstversorgung werden. Die Ausschreibung für das neue Call-Center ist ganz frisch und wird bereits kritisiert.

Seit 2017 können sich Vorarlbergerinnen und Vorarlberger rund um die Uhr unter der Nummer 1450 beraten lassen, wenn es um akute Beschwerden oder Unsicherheiten bei der Wahl der richtigen Versorgungseinrichtung geht. Diplomierte Pflegekräfte und Notfallsanitäter der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle Feldkirch (RFL) übernehmen bisher diese Aufgabe. Im Jahr 2024 wurden dabei 20.936 Anrufe verzeichnet. Aktuell sind 22 Personen im Kernteam tätig, unterstützt durch ärztliches Bereitschaftspersonal.

Im Zuge der Spitalsreform soll der Dienst deutlich ausgebaut werden: Geplant sind unter anderem Videokonsultationen mit Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern, digitale Rückrufsysteme sowie ein zentrales Terminservice. Ziel ist eine bessere Steuerung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung – nach dem Prinzip: digital vor ambulant vor stationär. Der Regelbetrieb in neuer Struktur ist mit 1. Juli 2026 vorgesehen.

EU-weite Ausschreibung läuft

Für den geplanten Neustart der Gesundheitshotline hat der Landesgesundheitsfonds eine europaweite Ausschreibung gestartet. Gesucht wird ein Anbieter, der nicht nur die technische Infrastruktur – etwa ein cloudbasiertes Telefonsystem und ein webbasiertes Dokumentationssystem – bereitstellt, sondern auch ein qualifiziertes Team samt benannter Projektleitung für Callcenter und IT stellt. Konkret müssen vier Schlüsselpersonen nominiert werden: ein Projektleiter für den Callcenter-Betrieb, ein Stellvertreter sowie zwei Verantwortliche für die technische Leitung.

Bis 9. September 2025 können interessierte Unternehmen einen Teilnahmeantrag einreichen. Die Angebotsfrist für die zweite Verfahrensstufe endet laut Fahrplan Anfang November. Die Zuschlagskriterien setzen sich je zur Hälfte aus dem Preis und der Qualität der Leistungserbringung zusammen. Wie genau das neue System ausgestaltet wird, soll bis Ende des Jahres feststehen. Die Umsetzung soll dann gestaffelt bis 1. Juli 2026 erfolgen.

Neue Betreiberstruktur

Mit dem Neustart wird auch die Zuständigkeit für die Hotline neu geregelt: Künftig soll die Gesundheit Vorarlberg GmbH den Betrieb übernehmen. Die Gesellschaft wurde im Rahmen der Spitalsreform gegründet und setzt sich aus drei Partnern zusammen: Das Land Vorarlberg und die Österreichische Gesundheitskasse (jeweils 40 Prozent) sowie die Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (20 Prozent) bilden die Eigentümerstruktur.

Maurice Shourot
Landesparteivorsitzender und Klubobmann Mario Leiter (SPÖ). Maurice Shourot

SPÖ ortet Scheintransparenz

Kritik an der Ausschreibung kommt von der SPÖ. Klubobmann Mario Leiter ortet eine „reine Alibi-Aktion“: „Das Land verkauft Scheintransparenz – die Entscheidung ist längst gefallen.“ Dass die Ausschreibung ausgerechnet am Sonntag nach Einbringung einer SPÖ-Anfrage veröffentlicht wurde, wertet die Partei als Beleg für eine bereits vorher getroffene Entscheidung.

Leiter kritisiert besonders die aus seiner Sicht knappe Frist von vier Wochen sowie das stark eingeschränkte Anforderungsprofil. Die Kriterien seien derart spezifisch, dass „in Wahrheit gar kein offener Wettbewerb möglich“ sei. Das Auswahlverfahren vermittle den Anschein von Offenheit, sei aber „auf ein vorher festgelegtes Ergebnis ausgerichtet“. Die SPÖ fordert nun umfassende Transparenz über die Hintergründe und finanziellen Auswirkungen.

Kritik an Herauslösung aus dem Roten Kreuz

Bereits am Freitag hatte die SPÖ eine parlamentarische Anfrage eingebracht, in der unter anderem die Herauslösung der Hotline aus dem bisherigen Betrieb durch das Rote Kreuz hinterfragt wird. Die SPÖ will unter anderem wissen, warum die neue Struktur gewählt wurde, ob es Ausschreibungen für die Geschäftsführung gab und mit welchen Kosten der neue Standort verbunden ist. Auch eine mögliche Strafgebühr für Patientinnen und Patienten, die künftig ohne vorherige Kontaktaufnahme mit der Hotline direkt eine Spitalsambulanz aufsuchen, wird kritisch hinterfragt.